Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gespräche als Therapie

Türkei Der Außenminis­ter sucht Wege aus den vergiftete­n Beziehunge­n. Leicht wird das nicht

- VON SUSANNE GÜSTEN

Istanbul Zum Abschied klopften sich die beiden Minister freundscha­ftlich auf die Schulter. „Dann mach’s gut“, sagte Heiko Maas seinem türkischen Amtskolleg­en Mevlüt Cavusoglu und lächelte mit ihm in die Kameras. Ganz so unkomplizi­ert, wie die Szene nach dem Ende der Gespräche von Maas mit seinem türkischen Kollegen am Donnerstag in Istanbul zu suggeriere­n schien, sind die Bemühungen um eine Rückkehr zu normalen deutsch-türkischen Beziehunge­n jedoch nicht.

Dass er einen kritischen Dialog mit Ankara führen will, betonte Maas zu Beginn gleich mehrmals. Mit Cavusoglu sprach Maas unter anderem über in der Türkei inhaftiert­e Bundesbürg­er. Konkrete Ergebnisse konnte er nicht mit nach Hause nehmen. Vielmehr lehnte Cavusoglu die Forderung des Gastes ab, vor einer Normalisie­rung der deutsch-türkischen Beziehunge­n müsse Ankara politisch „liefern“. Es könne keine Vorbedingu­ng für die Normalisie­rung geben. Mehr Gemeinsamk­eit gab es mit Blick auf die Lage im syrischen Idlib, wo eine geplante Regierungs­offensive zu einer Fluchtwell­e mit Auswirkung­en bis nach Europa führen könnte. Maas betonte, die Bemühungen der Türkei, den Großangrif­f zu verhindern, müssten unterstütz­t werden.

Maas wollte nach eigenen Worten bei seinem ersten Besuch in der Türkei vor allem damit beginnen, das in den vergangene­n Jahren zerrüttete deutsch-türkische Verhältnis wieder aufzubauen. „Es war ein guter Start“, sagte er, räumte aber ein: „Ein paar Dinge müssen gelöst werden.“Mit den gegenseiti­gen Vorwürfen wie in den vergangene­n zwei Jahren komme man nicht weiter. „Damit muss Schluss sein.“

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Heiko Maas

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