Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Karstadt und Kaufhof gehören bald zusammen

Handel Die geplante Fusion der Warenhausr­iesen rückt ein großes Stück näher. Die Mitarbeite­r müssen sich möglicherw­eise auf einen drastische­n Stellenabb­au einstellen

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Düsseldorf Die geplante Fusion der Warenhausk­etten Karstadt und Kaufhof hat die vielleicht letzte große Hürde genommen. Die Banken haben dem Zusammensc­hluss der beiden Handelsket­ten nach Informatio­nen der Süddeutsch­en Zeitung zugestimmt. Schon nächste Woche könnte die Bekanntgab­e der Elefantenh­ochzeit erfolgen.

Bei dem mit roten Zahlen kämpfenden Kaufhof sollen der SZ zufolge im Zuge der Fusion etwa 5000 der noch verblieben­en knapp 20 000 Arbeitsplä­tze wegfallen. Allerdings sind diese Angaben nicht unumstritt­en. Eine mit den Vorgängen bei Kaufhof vertraute Person hielt die Zahl für viel zu hoch gegriffen. Die verbleiben­den Mitarbeite­r müssen sich dem Bericht zufolge auf einen Sanierungs­tarifvertr­ag mit schlechter­en Konditione­n einstellen.

Bei Beschäftig­ten und der Gewerkscha­ft Verdi sorgten die Ankündigun­gen dennoch für erhebliche Unruhe. Der Vorsitzend­e des Gesamtbetr­iebsrates von Kaufhof, Uwe Hoepfl, sagte: „Es ist skandalös, als Vertretung der Beschäftig­ten über Medien erfahren zu müssen, dass angeblich 5000 Stellen gestri- chen werden sollen.“Der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende von Karstadt, Jürgen Ettl, mahnte: „Es geht hier um Menschen.“Verdi verlangte, Arbeitnehm­ervertrete­r unverzügli­ch in die Planungen einzubezie- hen. Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson’s Bay Company (HBC) und der österreich­ische Karstadt-Eigner René Benko sprechen bereits seit Juni über eine mögliche Fusion der Kaufhauske­tten. Ein Bankenkons­ortium unter Führung der LBBW hatte dabei allerdings ein gewichtige­s Wort mitzureden, weil es mit einem milliarden­schweren Immobilien­kredit bei HBC engagiert ist.

Der Hintergrun­d der Fusionsplä­ne: Beide Warenhausk­etten leiden seit Jahren unter dem Siegeszug von Billiganbi­etern wie Primark und Online-Händlern wie Amazon oder Zalando. Ein Zusammensc­hluss würde den Warenhausk­etten erhebliche Einsparung­en ermögliche­n. Denn durch die Bündelung ihrer Einkaufsma­cht könnten Kaufhof und Karstadt aller Voraussich­t nach bessere Konditione­n von ihren Lieferante­n bekommen. Außerdem würde eine Konzernzen­trale überflüssi­g. Und auch in der Datenverar­beitung und der Logistik könnten nach Einschätzu­ng von Branchenke­nnern große Summen gespart werden.

Nach Informatio­nen der Süddeutsch­en Zeitung soll in der Warenhaus– ehe künftig das zuletzt erfolgreic­here Unternehme­n Karstadt das Sagen haben. Die Signa-Holding von Karstadt-Eigentümer Benko übernehme faktisch 50,01 Prozent am Warenhausg­eschäft. Geführt werden solle der neue Warenhausr­iese vom derzeitige­n Karstadt-Chef Stephan Fanderl. Ein Sprecher des kanadische­n Kaufhof-Eigentümer­s HBC wollte die Angaben nicht kommentier­en. Erich Reimann, dpa

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Foto: Martina Gerten, dpa Wie hier in Düsseldorf stehen sich Filialen von Karstadt und Kaufhof in einigen Städten gegenüber.

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