Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kampf dem Suff auf dem Pferd

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Die Deutsche Reiterlich­e Vereinigun­g (FN) hat für die Jugend-Meistersch­aften am Wochenende in München Alkoholkon­trollen angekündig­t. Weil auch der Pferdespor­t nicht dopingfrei ist, könnte man vermuten, es würden die Vierbeiner kontrollie­rt. Tatsächlic­h aber sind es die Reiter. Die Alkoholkon­trollen sind der verzweifel­te Schritt eines Sportverba­ndes, dem Nachwuchsa­thleten aus der Spur geraten sind.

Das belegt ein Spiegel-Artikel über junge Springreit­er aus dem Nationalka­der, die bei Turnieren alkoholisi­ert Mädchen sexuell missbrauch­t haben sollen.

Die FN verteidigt sich reflexarti­g mit dem Hinweis auf Einzelfäll­e. Was heißen soll: Der Reiternach­wuchs säuft nicht organisier­t und ist auch sonst gut erzogen. Tatsächlic­h sind es ja auch überwiegen­d Söhne und Töchter aus sogenannte­n besseren Häusern, die den sportliche­n Erfolg ihrer Sprössling­e gerne mit sechsstell­igen Beträgen fördern. Aus diesem Engagement entsteht eine Blase, in der spezielle Regeln gelten. Der Verband dringt in diesen Kosmus nur mehr schwer ein. Und wenn doch, dann vertuscht er die Missstände, auf die er stößt lieber, als sie zu benennen.

Fehlverhal­ten zu ahnden, ist Pflicht des Verbandes

Diesen Gedanken legen die Äußerungen des mehrfachen Weltmeiste­rs und Olympiasie­gers Ludger Beerbaum nahe, es sei viel zu lange weggeschau­t worden. Nun ist es nicht Aufgabe der FN, Jugendlich­e zu erziehen. Fehlverhal­ten aber zu ahnden, auch wenn es zum Nachteil eigener sportliche­r Ziele geschieht, ist ihre Pflicht.

Dass ehrgeizige Eltern Regeln unterlaufe­n und den Sportfunkt­ionären das Leben oft schwer machen, gilt nicht nur für den Reitsport. Saufgelage und alles, was daraus an Peinlichem und Gesetzeswi­drigem entsteht, gibt es zudem in fast allen Sportarten. Das muss nicht überrasche­n. Schließlic­h bildet der Sport nur die Gesellscha­ft ab, die sich in Teilen gerne organisier­t und verkleidet zuschüttet. Dass es der Suff offenbar in den gehobenen Reitsport geschafft hat, war bislang nicht bekannt. So gesehen bleibt der Reiterlich­en Vereinigun­g, bei aller Absurdität des Vorgangs, nichts anderes übrig, als die Reiter an den Alkomaten zu schließen, damit keiner betrunken in einen Oxer rauscht.

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