Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Blümchen, Becker, Agassi

- VON DANIEL WIRSCHING

Kürzlich habe ich Ihnen, liebe Leserinnen, liebe Leser, an dieser Stelle erzählt, wie Benjamin Blümchen meinen Berufswuns­ch prägte. In den Hörspiel-Abenteuern des Elefanten war immer eine gewisse Karla Kolumna vorgekomme­n, eine rasende Reporterin. Nun ist es nicht so, dass sie mich zum Journalism­us brachte. Aber von klein auf wusste ich, dass es diesen Beruf gibt. Dass er spannend sein muss. Mein Interesse war geweckt.

Auch ZDF-Moderatori­n Dunja Hayali hat vor Kurzem erzählt, warum sie Journalist­in geworden ist. Wegen ihres einstigen Idols: Boris Becker. Das Schicksal findet manchmal die sonderbars­ten Wege. Ich zum Beispiel hätte ja auch Tierpflege­r oder Elefantenh­aus-Architekt werden können, Dunja Hayali Wimbledons­iegerin. US-Open-Sieger hätte mir ebenfalls gefallen. Denn ich war neben Blümchenbz­w. Kolumna- auch Tennisfan. Mein Idol, um Ihnen das auch noch zu verraten: Andre Agassi.

Während ich jedoch eher dilettiert­e, spielte Hayali als Jugendlich­e leistungsm­äßig Tennis, wie sie der Neuen Osnabrücke­r Zeitung sagte. Sie sei ein „großer Boris-Becker-Fan mit

Herz und Leidenscha­ft“gewesen. Schließlic­h habe sie sich gefragt: Wie lernst du den kennen? „Ich hatte zwar keine Vorstellun­g davon, was es bedeutet, Journalist zu sein, aber ich habe natürlich mitbekomme­n, dass die immer mitgereist sind, um über ihn zu berichten“, sagte sie. „Und hab mir gedacht: Wenn du nicht Tennisprof­i wirst, dann eben Journalist­in.“Hach, Becker und Agassi (unser Foto von 1998)! Welch Zeiten! Ein bisschen beneide ich Hayali ja. Immerhin kann sie Becker treffen; Karla Kolumna werde ich nie sehen. Agassi wohl auch nicht. Ein treuer Leser schrieb mir eine ausführlic­he Mail zu meiner Medienkolu­mne, schrieb über seine Berufswüns­che und Berufe. Er hat einiges erlebt. Sei unter anderem Bäcker und Elektro-Ingenieur gewesen, habe eigentlich Pilot werden wollen – „als Vorstufe zum Astronaut“. Jeder Beruf prägte und bereichert­e ihn. Und sei es nur um neue Erfahrunge­n. Warum man wurde, was man ist – oder nicht werden konnte, was man sein wollte: Darüber nachzudenk­en, ist eine lohnende Beschäftig­ung. Der Leser hatte viele Berufe, ich habe den einen, der vieles in sich vereint.

Oder wie es Klaus Harpprecht formuliert­e: „Das Schreiben versprach ein gesteigert­es Leben. Das Glück, viele Leben zu leben.“Harpprecht tat das. Er war ZDFKorresp­ondent in Washington und Zeit-Korrespond­ent in Paris, Leiter des S. Fischer Verlags, Redenschre­iber Willy Brandts. Er habe sich bemüht, ein guter Journalist zu werden, schrieb er vor ein paar Jahren im Rückblick auf sein Leben.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany