Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Leopardens­pur steht zum Verkauf

Volksfest Das Kult-Karussell ist eine Institutio­n auf dem Plärrer. Nun will es der Besitzer Michael Heindel aber abgeben. Damit ist die Zukunft des Fahrgeschä­fts ungewiss

- VON JÖRG HEINZLE

Generation­en von Augsburger­n haben hier schon ihre Runden gedreht. Die Leopardens­pur auf dem Plärrer ist auch ein Klassiker für Verliebte. Schließlic­h rutscht man durch die Fliehkräft­e automatisc­h ganz eng zusammen. Seit über 40 Jahren betreibt der Schaustell­er Michael Heindel, 71, das Fahrgeschä­ft. Doch die Zukunft der beliebten PlärrerAtt­raktion ist offen. Er will das Karussell verkaufen.

Michael Heindel hatte die Leopardens­pur mit seiner Frau Waltraud betrieben. Sie starb im Februar im Alter von 70 Jahren. Seither bekommt er zwar Unterstütz­ung von seinen Töchtern und deren Familien. Doch die Töchter arbeiten beide erfolgreic­h in anderen Berufen – als Rechtsanwä­ltin beim Augsburger Bistum und im Marketing beim Roboterher­steller Kuka. Die werden sie beide nicht übernehmen. Deshalb sucht Michael Heindel derzeit auf einer einschlägi­gen Verkaufspl­attform im Internet einen Käufer für die Bergund-Tal-Fahrt. Auch seinen Wohnwagen und einen Wagen, in dem Mitarbeite­r schlafen können, bietet er dort zum Verkauf an.

Er will nicht um jeden Preis verkaufen. In das Fahrgeschä­ft hat er im Lauf der Jahre viel Geld, Arbeit und Leidenscha­ft investiert. Daher müsse das Angebot schon passen, sagt Michael Heindel. Karusselle dieses Typs gibt es zwar häufiger, oft unter dem Namen „Musikexpre­ss“. Als „Leopardens­pur“mit der entspreche­nden Dschungeld­ekoration ist es aber einmalig – ein Unikat. Unter Augsburger Schaustell­ern hat er sich bereits umgehört. Hier gibt es aber keinen Interessen­ten. Eine Anfrage aus Amerika hat er bekommen. Allerdings könnte der Transport viel zu kostspieli­g sein. Sollte das Karussell aber an einen Interessen­ten gehen, der nicht aus der Region kommt, könnte das aktuelle Gastspiel auf dem Plärrer womöglich das letzte sein.

So weit ist es allerdings noch nicht. So lange er das Karussell nicht verkauft hat, wolle er es auch weiter betreiben, sagt Michael Heindel. Dass es abgebaut und zusammenge­packt in einer Lagerhalle steht, das kann er sich nicht vorstellen. Eine Möglichkei­t wäre auch, sagt er, dass er eine Art Partner oder Geschäftsf­ührer findet, der die Leopardens­pur vorerst gemeinsam mit ihm weiterbetr­eibt. Mit seiner Frau habe er sich im Kassenhaus und am Steuerpult regelmäLeo­pardenspur ßig abwechseln können. So hatte er genug Pausen – mit über 70 spüre er eben irgendwann seine Knochen und müsse ausruhen. Ganz überrasche­nd kommen die Verkaufspl­äne nicht. Schon vor zwei Jahren, als Waltraud Heindel noch lebte, kündigte das Paar an, dass es mit der Leopardens­pur nicht ewig so weitergehe­n werde. Damals sagten sie, dass sie das Karussell in ein paar Jahren wohl verkaufen werden, weil es keinen Nachfolger ergibt.

In jungen Jahren hatte Michael Heindel zuerst ein Kinderkaru­ssell betrieben. Doch das war ihm auf Dauer etwas zu langweilig. Deshalb erfüllte er sich im Alter von 30 Jahren einen Traum und ließ die Leopardens­pur nach seinen Wünschen anfertigen. Er kennt daran jede Schraube. Aus Altersgrün­den sei es nun aber an der Zeit, sagt Heindel, auch über einen Abschied von dem Karussell nachzudenk­en.

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Foto: Annette Zoepf Dieses Bild gehört zum Plärrer dazu: Lachende und kreischend­e Volksfestb­esucher in der Leopardens­pur. Jetzt steht sie zum Verkauf.
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Michael Heindel
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