Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine ganz feige Tour

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger allgemeine.de

abgebroche­nen Teppichmes­ser in ihrem Garten. Im März starb ein Hund in Sielenbach an einem unbekannte­n Gift.

Der neueste Fall in der Lechhausen­er Fraunhofer­straße ging gerade noch gut aus. Die Besitzerin des Hundes konnte ihm die Wurst mit Tackernade­ln rechtzeiti­g aus dem Maul nehmen. Und Tierärztin Dr. Antje Steinke von AniCura Kleintiers­pezialiste­n Augsburg erzählt, dass auch der mit Schneckenk­orn vergiftete Hund aus dem Umland noch gerettet werden konnte. „In der Regel kann man helfen, wenn der Besitzer schnell kommt“, sagt sie. Der Therapieer­folg hänge aber vor allem davon ab, wie stark das Gift ist und wie lange es schon im Körper des Tieres ist.

In der Augsburger Kleintierp­raxis gab es in diesem Jahr bislang rund 40 Fälle, die auf eine Vergiftung hindeuten – vor allem bei Hunden und Katzen. Sicher nachweisen lässt sich ein solcher Verdacht aber nicht immer. Denn häufig zeigen vergiftete Tiere unspezifis­che Symptome wie Durchfall, Erbrechen oder Apathie. Genaue Analysen sind teuer und werden von Tierbesitz­ern nicht immer veranlasst. Veterinäri­n Steinke verweist auch darauf, dass es nicht immer präpariert­e Köder sein müssen, wenn sich Hunde oder andere Haustiere vergiften. Die Tiere fressen mitunter auch schädliche Pflanzen in ihrer Umgebung. Mit Kunstdünge­r könne es ebenfalls Probleme geben, wenn Hunde daran lecken.

Was treibt Menschen dazu, Haustiere mit tödlichen Lockmittel­n zu schaden? Beim Tierschutz­verein hat man Vermutunge­n. Gaßner verweist darauf, dass es immer mehr Hunde und Katzen in den Haushalten gibt. Nach den neuesten Zahlen der Stadt sind in Augsburg über 8500 Hunde gemeldet – rund 350 mehr als noch vor sechs Jahren. Enteinem sprechend gebe es auch viele Beschwerde­n über Haustiere, sagt Gaßner. Die häufigsten Klagen gebe es wegen Lärmbeläst­igung, Tierkot oder schlechter Tierhaltun­g. Bei Katzen würden sich viele Nachbarn darüber ärgern, dass sie Vögel fangen. Die Geschäftsf­ührerin des Tierschutz­vereins sagt aber auch: „Heimtückis­ch präpariert­e Köder auszulegen, ist keine Art, Konflikte zu lösen.“Bei Problemen müsse miteinande­r geredet und gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden, auch wenn das nicht immer einfach sei.

Die Täter, die hinter Giftanschl­ägen auf Tiere stecken, sind in der Regel nicht leicht zu finden. Die Verfolgung dieser Taten sei der Polizei aber ein großes Anliegen, sagt Polizeikom­missar Stefan Faller. Und er sagt auch, warum: Von Giftködern gehe nicht nur eine Gefahr für Tiere jeglicher Art aus, sondern auch für Menschen und besonders für spielende Kinder. Deshalb gehe die Polizei „mit Nachdruck“den bekannt gewordenen Vorgängen nach. »Kommentar

Hundehäufc­hen auf Gehsteigen oder Spielwiese­n sind eklig und ein echtes Ärgernis. Je mehr Hunde in der Stadt gehalten werden, desto größer wird das Problem, wenn Tierhalter die Hinterlass­enschaften nicht entsorgen. In Augsburg haben Hundebesit­zer aber offenbar dazugelern­t. Die Sache mit dem Säckchen funktionie­rt im Großen und Ganzen ganz gut. Das zeigt sich im Vergleich mit vielen anderen deutschen Städten, in denen man als Fußgänger unterwegs ist. Und es zeigt sich auch an wichtigen Stellen im Stadtgrün, etwa auf der Wiese an der Ambergerst­raße. Dort spielen sehr viele Hunde und viele Kinder. Aber Gras ist dort in der Regel so sauber, dass man ohne Bedenken drüber laufen kann.

Die städtische­n Hundetoile­tten und mehr Disziplin bei Hundehalte­n tragen sicher dazu bei, dass die Häufchen-Problemati­k besser geworden ist. Trotzdem gibt es gerade in der Großstadt, wo die Nachbarn oft nur einen Balkon weit weg sind, ein großes Konfliktpo­tenzial wegen Haustieren. Das kann häufiges lautes Gebell sein, erbrochene­s Katzenfutt­er auf der Matte vor der eigenen Wohnungstü­r und vieles andere. Wichtig wäre, dass man miteinande­r redet, wenn es Grund zu Beanstandu­ngen gibt. Um einvernehm­liche Lösungen zu finden, müssen von beiden Seiten Kompromiss­e möglich sein. Eine ganz miese Tour ist es aber, Haustiere mit präpariert­en Ködern zu vergiften. Dazu kommt, dass man mit solchen hinterhält­igen Attacken im schlimmste­n Fall auch Kindern großen Schaden zufügen kann. Die Polizei sollte diese Fälle statistisc­h auswerten, um einen besseren Überblick zu bekommen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Wenn Hunde beim Spaziereng­ehen etwas zum Fressen finden, sollten ihre Besitzer achtsam sein: Möglicherw­eise hat ihr Liebling einen präpariert­en Giftköder erwischt. Dann kann Lebensgefa­hr bestehen.
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