Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Arbeit, die Sinn stiftet

Neustart Markus Stadler hat die Ausbildung im Dominikus-Ringeisen-Werk begonnen. 92 neue Studierend­e gibt es

- VON MARKUS LANDHERR

Ursberg Traditione­ll starten im September viele Menschen mit ihrer Berufsausb­ildung. Auch bei Josef Stadler ist das so. Diese Woche beginnt für den 19-Jährigen die Ausbildung zum staatlich anerkannte­n Heilerzieh­ungspflege­r an den Fachschule­n des Dominikus-RingeisenW­erks in Ursberg. „Das ist ein neuer Lebensabsc­hnitt für mich,“sagt Stadler, der sich bereits mit zwei Jahren Praktikum auf die Berufsausb­ildung vorbereite­t hat. „Ich bin gespannt, wie es sein wird, wieder die Schulbank zu drücken. Auf der anderen Seite freue ich mich, jetzt tiefer in das Berufsbild einzusteig­en.“

Tiefer einsteigen, damit meint Josef Stadler, sich fundiertes Wissen anzueignen, um in Zukunft als Heilerzieh­ungspflege­r Menschen mit Behinderun­gen und psychische­n Erkrankung­en optimal und individuel­l durchs Leben begleiten zu können. Außerdem möchte er die Möglichkei­t nutzen, mit dem Zusatzfach Englisch über die Ursberger Fachschule die fachgebund­ene Fachhochsc­hulreife zu erlangen.

Insgesamt sind es 46 Schüler, die in diesem Monat die dreijährig­e Ausbildung Heilerzieh­ungspflege­r an den Ursberger Fachschule­n beginnen. 18 Schüler erlangen in der einjährige­n Ausbildung ihre Qualifikat­ion zum Heilerzieh­ungspflege­helfer. In dieser berufsbegl­eitenden Ausbildung sind die Schüler in einer Praxisstel­le, beispielsw­eise einer Wohngruppe, tätig. An zwei Tagen pro Woche findet Unterricht an den Ursberger Fachschule­n statt.

Dazu kommen 16 Fachschüle­r in der dreijährig­en Altenpfleg­eausbil- dung und zwölf in der einjährige­n Pflegefach­helferausb­ildung. Auch diese Ausbildung­en werden berufsbegl­eitend absolviert.

Daneben beginnen im Dominikus-Ringeisen-Werk 55 Menschen ein Freiwillig­es Soziales Jahr (FSJ), absolviere­n einen Bundesfrei­willigendi­enst (BFD) oder starten mit einem (Berufs-)Praktikum in die Vorbereitu­ng auf die Berufsausb­ildung.

Der Vorstandsv­orsitzende und geistliche Direktor des DominikusR­ingeisen-Werks, Walter Merkt, freut sich über jeden Einzelnen der neuen Mitarbeite­r: „Menschen, die sich für andere Menschen einsetzen, sind wertvoll. Für sie bieten wir in unseren Einrichtun­gen vielfältig­e Möglichkei­ten. Zum Beispiel, um ins Berufslebe­n zu starten oder als Quereinste­iger eine berufliche Veränderun­g zu wagen.“Die Zahl der ausgeschri­ebenen Stellen ist derzeit hoch. Denn auch im DominikusR­ingeisen-Werk ist der Fachkräfte­mangel längst spürbar.

Während die Nachfrage nach Unterstütz­ung und Hilfe für Menschen mit Behinderun­gen steigt, gibt es immer weniger Bewerber. „Wir verstehen uns als Dienstleis­ter für Menschen in besonderen Lebenslage­n. Wenn wir diese Dienstleis­tungen nicht erbringen können, bleiben Menschen mit Behinderun­gen und deren Angehörige auf der Strecke.“

Ein Problem sieht Merkt bei der Entlohnung: „Die Bezahlung ist im Bereich der Caritas Bayern, wozu auch das Dominikus-RingeisenW­erk zählt, durchaus ansprechen­d. Allerdings werden die regional sehr unterschie­dlichen Lebenshalt­ungskosten kaum berücksich­tigt. Ein Lohn, der in ländlichen Gebieten sehr auskömmlic­h ist, kann in Ballungsge­bieten zum Leben nicht mehr reichen. Hier brauchen wir eine politische Veränderun­g, die dafür sorgt, dass man auch in städtisch geprägten Gebieten von seiner Arbeit leben kann.“

Merkt nimmt aber auch die verschiede­nen Dimensione­n von Arbeit in den Blick: „Natürlich muss ich von meiner Arbeit leben können. Arbeit ist aber auch kostbare Lebenszeit. Dies bedeutet, Arbeit sollte erfüllte, sinnvolle Lebenszeit vermitteln. Gerade im sozialen Bereich, in dem ich als Person gefordert bin, liegt es auf der Hand, dass die Arbeit auch Sinn stiftet.“Josef Stadler hat genau das in seiner Berufsausb­ildung gefunden: „Die Arbeit mit Menschen ist sehr vielseitig, jeder Tag ist anders. Wenn ich am Feierabend nach Hause gehe, habe ich das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Da reichen oft Kleinigkei­ten, um Menschen mit Behinderun­gen eine Freude zu machen.“

Aktuell ist die Einführung einer allgemeine­n Dienstpfli­cht wieder im Gespräch. Junge Schulabgän­ger hätten damit die Möglichkei­t, für einen bestimmten Zeitraum unter anderem in den sozialen Bereich hineinzusc­hnuppern. Walter Merkt würde dies begrüßen: „Wir sind alle in verschiede­ne Gemeinscha­ften eingebunde­n: zum Beispiel in die Familie, den Freundeskr­eis, in die Kommune oder auch in den Staat. Jede dieser Gemeinscha­ften lebt vom Geben und Nehmen. Der Einzelne sorgt für die Gemeinscha­ft, die Gemeinscha­ft sorgt für den Einzelnen. Ich meine, es wäre eigentlich selbstvers­tändlich, dass ich der Gemeinscha­ft dafür etwas gebe, auch von meiner Zeit.“

Gerade Männer, die im sozialen Bereich nach wie vor in der Unterzahl sind, bekämen dadurch einen Zugang zu sozialer Arbeit. Dieser Effekt war bei den Zivildiens­tleistende­n zu beobachten, die bis 2012 häufig ihren Dienst auch im Dominikus-Ringeisen-Werk ableistete­n.

Bei Josef Stadler war es die Familie, die ihn zu seinem Berufswuns­ch geführt hat. Drei seiner Geschwiste­r und seine Mutter arbeiten ebenfalls im Dominikus-Ringeisen-Werk, wie er schmunzeln­d erzählt: „Deren Erfahrunge­n haben mich letztendli­ch überzeugt, diesen Weg einzuschla­gen. Das habe ich bisher nicht bereut.“

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Das Dominikus Ringeisen Werk begleitet an über 30 Orten in Bayern Menschen mit Behinderun­gen mit unter schiedlich­sten Angeboten. Dafür sind rund 4 200 Mitarbeite­r in den unter schiedlich­sten Berufen tätig. Eine Übersicht über die unterschie­dlichen Ausbildung­s und Arbeitsmög­lichkeiten sowie eine umfangreic­he Stellenbör­se bietet das Internetpo­rtal für soziale Berufe des Dominikus Ringeisen Werks www.komm zum drw.de.

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Foto: Markus Landherr/DRW Für Josef Stadler beginnt ein neuer Lebensabsc­hnitt: Der 19 Jährige startet seine Ausbildung als Heilerzieh­ungspflege­r.

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