Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Parkourpark vor großer Hürde
Jugend Welden will ein weit und breit einmaliges Projekt wagen. Doch weil sich keine Baufirma rantraut, geht die Gemeinde jetzt einen ungewöhnlichen Schritt
Welden Über Hindernisse springen, sich an Mauern emporziehen, an Stangen entlanghangeln oder über Balken balancieren: Bis sich die Anhänger der Trendsportart Parkour im Augsburger Land so richtig austoben können, müssen sie sich noch eine Weile gedulden. Am Ortsrand von Welden, direkt neben der Skateanlage, wollte die Gemeinde eigentlich einen Hindernisparcours für Traceure errichten. So nennen sich die Parkourläufer. Doch seit Monaten findet sie keinen Handwerksbetrieb, der die Bauarbeiten übernehmen will.
Petra Kutter hat eine Vermutung, warum es so schwierig ist, den Auftrag zu vergeben. Die gemeindliche Jugendpflegerin sagt: „Die Gemeinde kontaktiert zwar immer wieder Garten- und Landschaftsbaufirmen. Doch auf dem Markt gibt es im Moment so viele Aufträge, dass noch niemand Zeit hatte. Für viele Unternehmen ist eine Parkouranlage außerdem Neuland.“
Seit eineinhalb Jahren betreut sie Projekt zusammen mit Jasmin Berchtold und Thomas Knöpfle vom Jugendbeirat, Irmgard Del Pino vom Bund Naturschutz und Peter Beinhofer vom Skatepark. Sie haben sich zu dem Arbeitskreis „Erweiterung des Sport- und Freizeitgeländes am Skaterpark“zusammengeschlossen.
Der Arbeitskreis hatte die Eröffnung des Hindernisparcours ursprünglich bereits für Oktober geplant. Aber Petra Kutter und ihre Kollegen mussten das Projekt stilllegen. „Wir hoffen sehr, dass wir mit den Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen, damit die Jugendlichen im nächsten Frühjahr endlich loslegen können.“
Einer von ihnen ist der 23-jährige Florian Bach aus Emersacker. Seit sieben Jahren ist er Traceur, in der Augsburger Community ParkourOne betreut er als Trainer den Nachwuchs. „Viele Jugendliche in der Umgebung fragen mich, wann der Park in Welden endlich eröffnet.“Auch er war von Anfang an an den Planungen beteiligt: „Ich bin da so reingerutscht, weil mir wichtig war, dass nicht irgendetwas hingebaut wird.“
Laut Florian Bach und Petra Kutter wird die Anlage in Welden der erste Outdoor-Parkourpark im süddeutschen Raum sein. Die Berliner Parkourgruppe Trace Space plante die Hindernisse und entwarf den Park. „Wir hatten ja selbst keine Erfahrung, deshalb mussten wir uns Fachleute dazuholen.“
Die Berliner durften ihren Entwurf frei gestalten, allerdings mussten sie auch einige Vorgaben einhalten. Der Park soll zum Beispiel nicht für sich allein stehen, sondern mit der bestehenden Skateanlage und der Holzhütte verbunden werden. Petra Kutter erklärt: „Die Jugendlichen sollen nicht unter sich bleiben, sondern auch mal neugierig auf andas dere Sportarten werden.“Florian Bach war vor allem wichtig, dass die Traceure im Park ihre Strecken selbst bestimmen können. „Auf den ersten Blick schaut auf der Skizze vielleicht alles ein bisschen durcheinander aus. Aber das ist Absicht. So kann jeder kreativ sein und sich seine eigenen Parkourstrecken raussuchen.“
20 000 Euro hat die Gemeinde insgesamt für den Parkourpark eingeplant. „Das ist im Vergleich zu Berliner Projekten ein kleines Budget. Dafür ist unser Park aber sehr effizient geplant und besonders für Einsteiger geeignet“, erklärt Florian Bach. Im Frühjahr will der Arbeitskreis den Park richtig groß einweihen, mit einer Eröffnungsfeier und Vorführungen. „Wir wollen das Ding nicht einfach hinstellen und danach wieder verschwinden.“
Damit die Traceure so bald wie möglich über die Parkourhindernisse springen können, startet Petra Kutter jetzt einen Suchaufruf: „Es können sich alle geeigneten Firmen bei uns melden. Wir wollen endlich loslegen.“
Florian Bach
„Wir hatten ja selbst keine Erfahrung, deshalb mussten wir uns Fachleute dazuholen.“