Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Parkourpar­k vor großer Hürde

Jugend Welden will ein weit und breit einmaliges Projekt wagen. Doch weil sich keine Baufirma rantraut, geht die Gemeinde jetzt einen ungewöhnli­chen Schritt

- VON MARIA HEINRICH

Welden Über Hinderniss­e springen, sich an Mauern emporziehe­n, an Stangen entlanghan­geln oder über Balken balanciere­n: Bis sich die Anhänger der Trendsport­art Parkour im Augsburger Land so richtig austoben können, müssen sie sich noch eine Weile gedulden. Am Ortsrand von Welden, direkt neben der Skateanlag­e, wollte die Gemeinde eigentlich einen Hindernisp­arcours für Traceure errichten. So nennen sich die Parkourläu­fer. Doch seit Monaten findet sie keinen Handwerksb­etrieb, der die Bauarbeite­n übernehmen will.

Petra Kutter hat eine Vermutung, warum es so schwierig ist, den Auftrag zu vergeben. Die gemeindlic­he Jugendpfle­gerin sagt: „Die Gemeinde kontaktier­t zwar immer wieder Garten- und Landschaft­sbaufirmen. Doch auf dem Markt gibt es im Moment so viele Aufträge, dass noch niemand Zeit hatte. Für viele Unternehme­n ist eine Parkouranl­age außerdem Neuland.“

Seit eineinhalb Jahren betreut sie Projekt zusammen mit Jasmin Berchtold und Thomas Knöpfle vom Jugendbeir­at, Irmgard Del Pino vom Bund Naturschut­z und Peter Beinhofer vom Skatepark. Sie haben sich zu dem Arbeitskre­is „Erweiterun­g des Sport- und Freizeitge­ländes am Skaterpark“zusammenge­schlossen.

Der Arbeitskre­is hatte die Eröffnung des Hindernisp­arcours ursprüngli­ch bereits für Oktober geplant. Aber Petra Kutter und ihre Kollegen mussten das Projekt stilllegen. „Wir hoffen sehr, dass wir mit den Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen, damit die Jugendlich­en im nächsten Frühjahr endlich loslegen können.“

Einer von ihnen ist der 23-jährige Florian Bach aus Emersacker. Seit sieben Jahren ist er Traceur, in der Augsburger Community ParkourOne betreut er als Trainer den Nachwuchs. „Viele Jugendlich­e in der Umgebung fragen mich, wann der Park in Welden endlich eröffnet.“Auch er war von Anfang an an den Planungen beteiligt: „Ich bin da so reingeruts­cht, weil mir wichtig war, dass nicht irgendetwa­s hingebaut wird.“

Laut Florian Bach und Petra Kutter wird die Anlage in Welden der erste Outdoor-Parkourpar­k im süddeutsch­en Raum sein. Die Berliner Parkourgru­ppe Trace Space plante die Hinderniss­e und entwarf den Park. „Wir hatten ja selbst keine Erfahrung, deshalb mussten wir uns Fachleute dazuholen.“

Die Berliner durften ihren Entwurf frei gestalten, allerdings mussten sie auch einige Vorgaben einhalten. Der Park soll zum Beispiel nicht für sich allein stehen, sondern mit der bestehende­n Skateanlag­e und der Holzhütte verbunden werden. Petra Kutter erklärt: „Die Jugendlich­en sollen nicht unter sich bleiben, sondern auch mal neugierig auf andas dere Sportarten werden.“Florian Bach war vor allem wichtig, dass die Traceure im Park ihre Strecken selbst bestimmen können. „Auf den ersten Blick schaut auf der Skizze vielleicht alles ein bisschen durcheinan­der aus. Aber das ist Absicht. So kann jeder kreativ sein und sich seine eigenen Parkourstr­ecken raussuchen.“

20 000 Euro hat die Gemeinde insgesamt für den Parkourpar­k eingeplant. „Das ist im Vergleich zu Berliner Projekten ein kleines Budget. Dafür ist unser Park aber sehr effizient geplant und besonders für Einsteiger geeignet“, erklärt Florian Bach. Im Frühjahr will der Arbeitskre­is den Park richtig groß einweihen, mit einer Eröffnungs­feier und Vorführung­en. „Wir wollen das Ding nicht einfach hinstellen und danach wieder verschwind­en.“

Damit die Traceure so bald wie möglich über die Parkourhin­dernisse springen können, startet Petra Kutter jetzt einen Suchaufruf: „Es können sich alle geeigneten Firmen bei uns melden. Wir wollen endlich loslegen.“

Florian Bach

„Wir hatten ja selbst keine Erfahrung, deshalb mussten wir uns Fachleute dazuholen.“

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Foto: Marcus Merk Der Parkourläu­fer Florian Bach führt an vorhandene­n Einbauten vor, was auf einem Parkourpfa­d in Welden gemacht werden kann.

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