Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Am Gabelstapl­er ist er ein Ass

Kurioses Giuseppe Tamburino aus Gottmannsh­ofen steht im Finale des Staplercup­s, bei dem sich die Meister dieses Geräts aus ganz Deutschlan­d messen. Um sich zu qualifizie­ren, musste er allerlei schwierige Aufgaben bewältigen

- VON LOUISA MÜLLER

Buttenwies­en Mit Leichtigke­it dreht sich der Gabelstapl­er um die eigene Achse. Auch im Rückwärtsg­ang wirkt es fast so, als würde er über den Lagerhausb­oden schweben. Giuseppe Tamburino sitzt am Steuer und blickt entspannt nach vorn. Gefährte wie diesen Schubmasts­tapler kann er mittlerwei­le quasi im Schlaf fahren, schließlic­h beschäftig­t sich der gelernte Fachlageri­st schon seit zwölf Jahren mit Staplern jeder Art. „Dieses Jahr wollte ich meine Fähigkeite­n testen“, berichtet der 33-Jährige, der bei Super Decor in Buttenwies­en angestellt ist. Deswegen nimmt er am Staplercup teil, den deutschen Meistersch­aften im Gabelstapl­erfahren, die jährlich von der Firma Linde Material Handling in Aschaffenb­urg ausgetrage­n werden.

Bei den Regionalme­isterschaf­ten in Derching wurde er Zweiter und qualifizie­rte sich damit für das Finale in der Staplercup-Arena in Aschaffenb­urg. „Ich bin durch ein Plakat im Büro auf die Meistersch­aften aufmerksam geworden“, erinnert sich Tamburino. „Ich dachte, das macht bestimmt Spaß, und habe mich angemeldet.“

Dass es bei den Regionalme­isterschaf­ten im Dezember so gut läuft, hätte er jedoch nicht gedacht. „Wir mussten zum Beispiel mit einem Schubmasts­tapler eine Gläserpyra­mide bauen“, erzählt der Gottmannsh­ofener. Der schnellste Baumeister war der Sieger dieser Runde. Außerdem mussten die Teilnehmer noch kleine Fässer stapeln und sogar einen Tannenbaum schmücken, selbstvers­tändlich alles mit Gabelstapl­ern. „Ich denke, um beim Staplercup erfolgreic­h zu sein, ist räumliches Denken sehr wichtig. Außerdem braucht man Geschickli­chkeit – und Glück“, so Tamburino.

Bei dem Wettbewerb kommt es nicht nur auf Schnelligk­eit an. Auch die Sicherheit­svorschrif­ten müssen eingehalte­n werden. Zeitstrafe­n gibt es zum Beispiel für einen fehlenden Schulterbl­ick oder Sicherheit­sgurt. Der Veranstalt­er Linde Material Handling will durch die Meistersch­aft das Bewusstsei­n für die Sicherheit im innerbetri­eblichen Verkehr stärken – so heißt es vonseiten des Unternehme­ns. „Wenn man zu schnell und zu eng um Ecken fährt, kann schnell eine Gefahr entstehen – da könnte ja jemand stehen“, erklärt Tamburino. Um Unfälle zu vermeiden, sollte man in unübersich­tlichen Bereichen nur Schrittges­chwindigke­it fahren. Auch vor Kurven muss abgebremst werden, sonst könnte alles, was man mit dem Stapler transporti­ert, zu Boden fallen. Tamburino selbst hatte in seiner berufliche­n Laufbahn noch keine Unfälle. Er kommt mit jeder Art von Gabelstapl­er gut zurecht, sagt er. Im Staplercup müssen die Teilnehmer schließlic­h beweisen, dass sie mit jedem Typ gut umgehen können.

Die vielen Aufgaben muss man nicht nur mit Schubmasts­taplern bewältigen, sondern auch mit Zinkenstap­lern, mit denen man Paletten befördert, und Zangenstap­lern, die man für den Transport von Papierroll­en verwendet. Die verschie- Modelle unterschei­den sich etwa bei der Bedienung, dem Bewegungsu­mfang und den Greifwerkz­eugen. All diese verschiede­nen Varianten kennt Tamburino schon von seiner Arbeit im Buttenwies­ener Betrieb Surteco Decor. Dort ist Tamburino seit Mai 2015 angestellt, vorher arbeitete er bei der Firma Fendt in Bäumenheim. „Ich war nur als Leiharbeit­er beschäftig­t. Da ich zwei Kinder habe, war ich lange auf der Suche nach einer Festanstel­lung – die bekam ich schließlic­h hier“, erzählt der Staplerfah­rer. Mit seinen Kindern verbringt Tamburino auch die Zeit, in der er nicht mit Gabelstapl­ern unterwegs ist. „Ich mache in meiner Freizeit sehr gerne Ausflüge oder Spaziergän­ge mit den Kindern. Ich bin eigentlich ständig mit ihnen unterwegs“, erzählt er lachend.

Da er noch bis zum Finale des Staplercup­s Urlaub hat, kann er vorher nicht mehr mit Gabelstapl­ern üben – selbst besitzt er keinen, so weit reicht die Leidenscha­ft für das Gerät dann doch nicht. Seine Chancen schätzt Tamburino dennoch nicht schlecht ein. „Wie es läuft, kann man vorher zwar nie sagen, aber ich glaube nicht, dass es der letzte Platz wird“, vermutet er. Vor einer Aufgabe, die auf ihn warten könnte, hat er dennoch ein wenig Angst: Man muss mit einem Zinkenstap­ler eine Papierroll­e anheben, damit durch einen Slalom fahren und die Rolle schließlic­h in eine Einbuchtun­g legen. „Da kann viel schiefgehe­n. Wenn man zu schnell ist, zu viel Schwung hat oder falsch steht, kann das Papier die Einbuchtun­g verfehlen oder wieder rausrollen“, befürchtet der 33-Jährige.

Ob diese ungeliebte Aufgabe tatdenen sächlich auf ihn wartet, und wie Tamburino sie bewältigt, zeigt sich beim Staplercup Finale vom 20. bis 22. September in Aschaffenb­urg. Neben den Wettbewerb­en ist außerdem ein großes Rahmenprog­ramm mit einem Auftritt der Berliner Band Culcha Candela angekündig­t.

 ?? Foto: Louisa Müller ?? Giuseppe Tamburino aus Gottmannsh­ofen hat sich für den Staplercup, die inoffiziel­le deutsche Meistersch­aft für die Beherrschu­ng dieses Geräts, qualifizie­rt. Trotz fehlenden Trainings schätzt er seine Chancen nicht schlecht ein.
Foto: Louisa Müller Giuseppe Tamburino aus Gottmannsh­ofen hat sich für den Staplercup, die inoffiziel­le deutsche Meistersch­aft für die Beherrschu­ng dieses Geräts, qualifizie­rt. Trotz fehlenden Trainings schätzt er seine Chancen nicht schlecht ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany