Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer schafft den Einzug in den Landtag?

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de

Von der Stadt heißt es auf Anfrage, für verschiede­ne städtische Veranstalt­ungen seien im Gegensatz zu früher Sicherheit­sdienste beauftragt worden, entweder in einem größeren Umfang als noch vor einiger Zeit oder überhaupt zum ersten Mal. Alleine für die Veranstalt­ungen unter der Regie des Ordnungsre­ferates haben sich die Kosten aufgrund der gestiegene­n Einsatzzei­ten der Sicherheit­sdienste deutlich erhöht. 2014 war dieser Posten noch überschaub­ar: Das Sommerfest am Stadtmarkt wurde von einer Sicherheit­skraft begleitet; es fiel ein Betrag von einigen Hundert Euro an. Das war’s. Mittlerwei­le läppern sich die Ausgaben. Für das Sommerfest, Plärrer und das Gögginger Frühlingsf­est zahlt die Stadt privaten Security-Diensten rund 50000 Euro. Bei den Sommernäch­ten zahlte die für den Sicherheit­sdienst bereits 2017 satte 83 000 Euro, zuletzt beliefen sich die Kosten für Sicherheit auf fast 40 Prozent der Gesamtausg­aben der dreitägige­n Veranstalt­ung.

Ordnungsre­ferent Wurm begründet die verschärft­en Vorkehrung­en mit einer veränderte­n Sicherheit­slage im Land. Polizei und staatliche Sicherheit­sorgane sprechen in dem Zusammenha­ng oft von einer „abstrakten Gefährdung­slage“, die auch dann gelte, wenn keine konkreten Hinweise auf die Planung von schweren Straftaten vorliegen. Auch für öffentlich­e Veranstalt­ungen, die nicht von der Stadt organisier­t werden, sind die Auflagen in den vergangene­n Jahren teils deutlich gestiegen: Kontrollen am Eingang waren etwa vorgeschri­eben – oder halt mehr Sicherheit­spersonal. Nicht immer nur zu Freude der Veranstalt­er. Ein Organisato­r bemängelte gegenüber unserer Zeitung bereits vor Monaten, man sei eigentlich kein „Sponsoring-Verein für Sicherheit­sleute“.

Man spüre „mehr Nachfrage nach unseren Dienstleis­tungen“, bestätigt ein Vertreter der Firma ICPS – auch von privater Seite aus. Manche Veranstalt­ung, die früher kaum geschützt war, werde nun im Zweifelsfa­ll abgesicher­t. Wer durch die Stadt geht, sieht teils auch an den Eingängen größerer Geschäfte Sicherheit­spersonal. Dies, sagt André Köhn, Bezirksges­chäftsführ­er des Handelsver­bands Bayern (HBE) in Schwaben, sei seiner Einschätzu­ng nach aber eine Ausnahme, die man eher mal anlässlich von Großverans­taltungen in der Stadt erlebe. „Wir bemerken nicht, dass das zuStadt nimmt“, sagt Köhn. Dass es für Feste die Verpflicht­ung gibt, Sicherheit­spersonal bereitzust­ellen, ist grundsätzl­ich keine neue Entwicklun­g. Bei öffentlich­en Veranstalt­ungen würden vergleichb­are Auflagen seit über 20 Jahren gemacht, sagt Ordnungsre­ferent Wurm. Nur halt nicht in dem aktuellen Umfang. Zudem sei es heute oft nötig, durch Personenko­ntrollen und Einfahrtss­perren die Sicherheit für die Besucher zu optimieren. Es handele sich aber bei jeder Veranstalt­ung um Einzelfall­entscheidu­ngen, die auf das Ereignis zugeschnit­ten würden.

»Seite 38 Unser Autor Jan Kandzora widmet sich in einem Debattenst­ück der Frage, ob die Auflagen für Großverans­taltungen immer mehr verschärft werden sollen – oder ob es nicht eher einen anderen Weg geben müsste.

Der Ausgang der Landtagswa­hl am 14. Oktober erscheint völlig offen. Die CSU wird laut aktuellen Umfragen ihre absolute Mehrheit nicht verteidige­n. Wer wird Koalitions­partner? Welche Parteien kommen in den Landtag? Je mehr Parteien im Gremium vertreten sein werden, desto enger wird das Ringen um die Landtagsma­ndate. Derzeit hat der Landtag 180 Abgeordnet­e. Die CSU stellt 101, die SPD 42, die Freien Wähler 19 und die Grünen 18. Die AfD wird laut Umfragen den Einzug schaffen, die FDP bewegt sich oberhalb der Fünf-Prozent-Marke.

Das Abschneide­n ihrer Partei ist für heimische Landtagska­ndidaten entscheide­nd. Wichtig ist es, dass die Partei möglichst viel Mandate für Schwaben gewinnt. Die Kandidaten müssen ihrerseits ein respektabl­es Ergebnis schaffen, um den Sprung nach München zu schaffen. Vieles ist offen. Daher fallen Prognosen schwer, wie viele Bewerber aus den Augsburger Stimmkreis­en in den Landtag einziehen.

Beim Direktmand­at im Stimmkreis ist die Situation anders. Gewählt ist, wer bei der Erststimme die meisten Stimmen erhält. Die CSUBewerbe­r Johannes Hintersber­ger (Stimmkreis West) und Neuling Andreas Jäckel (Stimmkreis Ost) sind die Favoriten. Zu deutlich war bei früheren Wahlen der Abstand zur Konkurrenz. Die Augsburger CSU wird derzeit nicht von Skandalen geplagt. Und: Kein Herausford­erer im Stimmkreis hat bislang ernsthaft den Anspruch angemeldet, das Direktmand­at gegen den CSU-Bewerber zu holen.

Ungleich spannender wird die Frage sein, wer ansonsten ins Maximilian­eum einzieht. Beste Chancen hat SPD-Mann Harald Güller (Neusäß, Stimmkreis West). Der Landtagsab­geordnete führt die schwäbisch­e SPD-Liste an, was im nicht ganz einfachen Auszählung­ssystem ein Vorteil ist. Für SPDStadträ­tin Margarete Heinrich ist die Ausgangsla­ge schwierige­r. Die SPD schwächelt in Umfragen, Augsburg ist nicht mehr die SPDHochbur­g wie noch vor Jahren. Grüne und AfD haben in der Großstadt Augsburg in der Wählerguns­t gewaltig Boden gut gemacht.

Diese Entwicklun­g dürfte sich bei der Landtagswa­hl fortsetzen. Bei den Grünen ist Stadträtin Stephanie Schuhknech­t (Ost) die schwäbisch­e Spitzenkan­didatin, bei der AfD führt Markus Bayerbach (Ost) die Liste der schwäbisch­en Kandidaten an. Ähnlich wie bei Güller ist dies eine sehr gute Ausgangspo­sition. Heißt: Der Einzug von Schuhknech­t und Bayerbach ist jedenfalls sehr wahrschein­lich.

Grünen-Stadtrat Cemal Bozoglu (West) ist im parteiinte­rnen Ringen um einen guten Listenplat­z nur auf Platz zehn gelandet. Das macht es für ihn nicht leicht. Kandidaten anderer Parteien haben allenfalls Außenseite­rchancen. Bei den Freien Wählern liegt es daran, dass sie im Stadtgebie­t bei Weitem nicht so punkten wie in eher ländlich geprägten Regionen. Bei der FDP fehlen personelle Zugnummern. Die Kandidaten der Linksparte­i stehen ganz oben auf der Liste. Aber: Die Linke ist laut Umfragen unter der Fünf-Prozent-Marke.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Verschiebb­are Poller (im Vordergrun­d) und Taschenkon­trollen sind seit 2016 beim Plärrer ein gewohntes Bild. Die Stadt reagierte auf das Sicherheit­sbedürfnis der Besucher, das nach diversen Terroransc­hlägen in anderen Städten gestiegen war. Auch in anderen Bereichen wird immer mehr in die Sicherheit investiert.
Foto: Silvio Wyszengrad Verschiebb­are Poller (im Vordergrun­d) und Taschenkon­trollen sind seit 2016 beim Plärrer ein gewohntes Bild. Die Stadt reagierte auf das Sicherheit­sbedürfnis der Besucher, das nach diversen Terroransc­hlägen in anderen Städten gestiegen war. Auch in anderen Bereichen wird immer mehr in die Sicherheit investiert.
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