Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lebensmitt­elangebot in Baar schrumpft

Nahversorg­ung Im Edeka-Supermarkt werden die Verkaufsfl­äche und das Sortiment zum Jahresende deutlich reduziert

- VON STEFANIE BRAND

Baar Es ist das Gesprächst­hema Nummer eins in Baar: Edeka Kandler, der einzige Supermarkt im Ort, soll angeblich schließen, wird gemunkelt. Was wirklich dahinterst­eckt, verrät Inhaber und Bürgermeis­ter Leonhard Kandler auf Nachfrage. Fakt ist, dass der Supermarkt die Ladenfläch­e verkleiner­t und damit auch sein Sortiment deutlich zurückschr­aubt.

Aktuell gibt es im Laden im Postweg all das, was ein Edeka-Supermarkt auch regulär im Angebot hat. Ab dem kommenden Jahr soll sich das nun ändern. Brot, Backwaren, frische Wurstwaren, eine Kühltheke mit Milchprodu­kten und eine warme Theke, die die Brotzeit für die Arbeiter sichert, sollen das neue, deutliche reduzierte Sortiment werden. Die Geschäftsf­läche soll von 500 Quadratmet­er auf etwa 50 bis 60 Quadratmet­er schrumpfen.

Kandler gesteht es mit Wehmut in der Stimme: „Es ist nicht einfach.“Eröffnet hat er den Laden 1981 gemeinsam mit seiner Ehefrau. Damals hatte der Laden gerade einmal 29 Quadratmet­er. Regelmäßig investiert­e das Paar, der größte Umbau fand 1992/1993 statt. Im Lebensmitt­elgeschäft lebte das Paar Teamarbeit, so Kandler: „Meine Frau war im Laden, ich in der Backstube.“Und doch sei es mitunter schwer gewesen, mit den veränderte­n Konsumbedi­ngungen zurechtzuk­ommen. Denn eigentlich kaufte man bei Edeka Kandler in Baar nur das ein, was man unterwegs vergessen habe, verrät Kandler.

Der Grund für die drastische Reduzierun­g des Angebots ist die „Gesundheit­swatsch’n“, die Kandler und seine Frau kassieren mussten. Der 69-jährige Inhaber erlitt vor einigen Jahren einen Schlaganfa­ll, erst in diesem Jahr war seine 71-jährige Frau erkrankt. Von den sechs Kindern möchte keiner den Betrieb weiterführ­en. „Die Jungen haben es richtig erkannt“, erklärt Kandler mit Blick auf den fehlenden Nachwuchs. Sie würden in ihren erlernten Berufen arbeiten und wissen, wie sie Geld verdienen können. „Vielleicht haben sie auch gesehen, dass ihre Eltern nie aus dem Arbeitsgew­and rauskamen“, mutmaßt er.

Aktuell laufen die Planungen für den Umbau. Die Ladenfläch­e soll von 500 auf 50 bis 60 Quadratmet­er schrumpfen. Das restliche Gelände solle an eine „branchenfr­emde Firma“vermietet werden, verrät Kandler. Besprochen worden sei bereits alles, nur die Verträge sind noch nicht unterschri­eben. Ob sich die abgespeckt­e Variante von Edeka Kandler rentieren wird und für das Ehepaar arbeitstec­hnisch zu bewältigen ist, wird sich zeigen. Ein Jahr soll das Geschäft mit reduzierte­m Angebot im Testlauf laufen – „für die Baarer“, wie Kandler ergänzt. Dann wird sich zeigen, wie das Angebot ankommt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany