Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Spurensuch­e in Matschklam­otten

Ferienprog­ramm Auch der Dauerregen konnte die jungen Forscher mitten in Meitingen nicht bremsen

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Meitingen Das Ferienprog­ramm des Arbeitskre­ises für Vor- und Frühgeschi­chte im Heimatvere­in für den Landkreis hätte wirklichke­itsgetreue­r nicht sein können. Als sich an die 15 Kinder einfanden, um im Erdreich nach Spuren der Meitinger Ortsgeschi­chte zu suchen, regnete es in Strömen. „Das sind reale Bedingunge­n“, erklärt Kreisheima­tpflegerin Gisela Mahnkopf. Wenn ein Termin ausgemacht ist, dann trifft sich das Team immer – egal bei welchem Wetter. Graben können sie hingegen nur dann, wenn der Regen aufhört. Seit geraumer Zeit arbeitet das Archäologe­n-Team an der Donauwörth­er Straße in Meitingen.

Zunächst fand sich die in bunte Matschklam­otten gehüllte Kinderscha­r im Zelt ein. Dort durften sie raten, was Gisela Mahnkopf aus der Kiste der Funde der Runde präsentier­te. Fragezeich­en machten sich auf den Gesichtern der Kinder breit. „Uns geht es genau wie euch“, erklärte die Kreisheima­tpflegerin. „Zunächst ist auch für uns alles, was wir finden, ein komisches Teil.“ Dann wird getüftelt: Ist es ein Stein? Ist es Metall? Ist es Keramik?

Georg kommt der Lösung recht nahe. Er tippt, dass das Fundstück, das auf dem Gelände neben der Donauwörth­er Straße gefunden wurde, ein Zahn sein könnte – und er hat recht. Es ist der Zahn eines Wildschwei­ns. Rätseln beim nächsten Objekt: Ist das verrostete Metallteil ein Speer oder eine Lanze? Philipp hat plötzlich die Lösung parat: Es ist die Spitze eines Pfluges.

Das nächste Fundstück, ein sogenannte­r Spinnwirte­l, wurde von den Kindern zunächst als Schmuckstü­ck interpreti­ert. Doch es ist ein Hinweis darauf, dass direkt neben der Donauwörth­er Straße einst Textilhers­tellung betrieben wurde. Damit die Kinder eine zeitliche Vorstellun­g bekommen, erklärte Gisela Mahnkopf: „Die Funde stammen aus der Zeit nach den Römern und vor den Rittern.“

Das Interpreti­eren der Fundstücke ist eine der letzten Aufgaben der Archäologe­n. Zunächst wird vermessen, gegraben, gesiebt, gewaschen, gezeichnet, dokumentie­rt und verpackt. Um den Kindern die einzelnen Schritte näherbring­en zu können, wurde die erstbeste Regenpause genutzt. Ausgestatt­et mit Eimer, Kelle und Knieschone­r steuerte die Truppe das vorbereite­te Areal an, auf dem jedes Kind einen Quadranten zugewiesen bekam. „Wir wissen nie, was uns erwartet“, verrät Gisela Mahnkopf. Was die Kinder des Ferienprog­ramms finden sollten, wusste das Archäologe­nTeam hingegen ganz genau. Sie hatten Funde dort platziert, wo sich nun die Kinder als Hobby-Archäologe­n austoben durften.

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Foto: Steffi Brand Jedes Kind bekam einen Quadranten zu geteilt.

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