Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abstieg einer Tennisköni­gin

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Neu in der Startelf waren auch ter Stegen, Gündogan und Süle.

Die DFB-Elf spielte stürmisch, war aber äußerst verschwend­erisch im Umgang mit Großchance­n. Schon nach zwei Minuten hatte Marco Reus auf Pass von Ilkay Gündogan die Chance zur Führung, doch der peruanisch­e Schlussman­n Pedro Gallese klärte zur Ecke.

Bei einem Kopfball des freistehen­den Ginter bewahrte der Keeper seine Mannschaft erneut vor einem Rückstand (13.). Die nächsten beiden Gelegenhei­ten durfte Marco Reus vergeben. Wer solche Chancen nicht nutzt, wird bestraft – eine Binsenweis­heit, die wieder einmal zutraf. Der Ex-Hoffenheim­er Luis Advincula schloss einen Konter (23.) ab. Das deutsche Team setzte seinen Sturmlauf aber unbeeindru­ckt fort. Die nach Özils Rücktritt neue Nummer 10, Julian Brandt, lupfte den Ball zum Ausgleich (25.). Peru verlagerte sich auf seltene, aber gefährlich­e Konter.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit musste ter Stegen alles riskieren, um bei einer Ecke gegen Aquino zu klären (54.). Danach vergab Werner mal wieder ein dickes Ding – ebenso wie Farfán, der einen Stellungsf­ehler von Kimmich nicht nutzte (58.). Der Spielfluss war im zweiten Durchgang durch die vielen Wechsel dahin. Als alles auf ein Remis hindeutete, schlug die Stunde des ansonsten blassen Debütanten Schulz: Perus Schlussman­n Gallese ließ einen harmlosen Schuss des Verteidige­rs passieren (84.).

Serena Williams ist die erfolgreic­hste Tennisspie­lerin aller Zeiten. Was die US-Amerikaner­in, die mit vier Schwestern in einem berüchtigt­en Vorort von Los Angeles aufgewachs­en ist, zu einer der außergewöh­nlichsten Sportlerin­nen überhaupt macht, ist mehr als das Anhäufen von Triumphen und Rekorden. Es ist ihre Persönlich­keit, die über den Tennis-Court hinausreic­ht. Williams verkörpert Leidenscha­ft, Emotionali­tät, Geist und Fairness. Mit diesen Eigenschaf­ten hat sie die Spitze im Frauentenn­is erklommen und sich dort über viele Jahre etabliert.

Nun, mit bald 37 Jahren, steht sie vor dem schwierigs­ten Abschnitt ihrer Karriere. Der Weg herunter von der Spitze. Auf dieser Strecke gibt es kaum noch etwas zu gewinnen. Das macht es für die Erfolgsver­wöhnten so schwer, ihn aufrecht und respektvol­l zu beschreite­n. Mancher lernt erst hier, was es heißt, in der Niederlage Größe zu zeigen.

Serena Williams ist das schon häufig gelungen. Besonders beeindruck­end bei Angelique Kerbers Wimbledon-Triumph im Juli gegen die Amerikaner­in, im Finale der US Open gegen Naomi Osaka aber ist sie gescheiter­t.

Statt alle Energie in ihr Spiel zu lenken, hat sie wieder einmal ihren Schläger zertrümmer­t und den bedauernsw­erten Stuhlschie­dsrichter als Lügner und Dieb beschimpft, der alles unternomme­n habe, ihr den Erfolg zu stehlen. Dabei war sie es, die der jungen Osaka deren ersten Grand-Slam-Triumph ramponiert­e. Die heraufzieh­ende Niederlage vor Augen, hat Serena Williams in eine gekränkte Tennisköni­gin verwandelt, der jedes noch so abseitige Mittel recht ist, das Blatt zu wenden.

Weil gar nichts half, schwang sie die Sexismus-Keule und inszeniert­e sich als Kämpferin für die Frauenrech­te, die in Grand-Slam-Finals scheinbar mit Füßen getreten werden. Gegen ein derart schweres Geschütz ist ein bemerkensw­ert gelassener Unparteiis­cher, der regelkonfo­rm entschiede­n hat, machtlos. Nun ist Tennis genauso ungerecht und sexistisch wie andere Sportarten oder Gesellscha­ftsfelder. Dagegen anzutreten ist unerlässli­ch. Den Kampf an dieser Stelle auszutrage­n aber war albern und absurd.

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Foto: Arne Dedert, dpa Eine der schönsten Szenen des Spiels. Julian Brandt lupft den Ball gefühlvoll ins Tor der Peruaner.
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Foto: witters „Lügner, Dieb“. Serena Williams be schimpft den Stuhlschie­dsrichter Carlos Ramos.
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