Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Abstieg einer Tenniskönigin
Neu in der Startelf waren auch ter Stegen, Gündogan und Süle.
Die DFB-Elf spielte stürmisch, war aber äußerst verschwenderisch im Umgang mit Großchancen. Schon nach zwei Minuten hatte Marco Reus auf Pass von Ilkay Gündogan die Chance zur Führung, doch der peruanische Schlussmann Pedro Gallese klärte zur Ecke.
Bei einem Kopfball des freistehenden Ginter bewahrte der Keeper seine Mannschaft erneut vor einem Rückstand (13.). Die nächsten beiden Gelegenheiten durfte Marco Reus vergeben. Wer solche Chancen nicht nutzt, wird bestraft – eine Binsenweisheit, die wieder einmal zutraf. Der Ex-Hoffenheimer Luis Advincula schloss einen Konter (23.) ab. Das deutsche Team setzte seinen Sturmlauf aber unbeeindruckt fort. Die nach Özils Rücktritt neue Nummer 10, Julian Brandt, lupfte den Ball zum Ausgleich (25.). Peru verlagerte sich auf seltene, aber gefährliche Konter.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit musste ter Stegen alles riskieren, um bei einer Ecke gegen Aquino zu klären (54.). Danach vergab Werner mal wieder ein dickes Ding – ebenso wie Farfán, der einen Stellungsfehler von Kimmich nicht nutzte (58.). Der Spielfluss war im zweiten Durchgang durch die vielen Wechsel dahin. Als alles auf ein Remis hindeutete, schlug die Stunde des ansonsten blassen Debütanten Schulz: Perus Schlussmann Gallese ließ einen harmlosen Schuss des Verteidigers passieren (84.).
Serena Williams ist die erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten. Was die US-Amerikanerin, die mit vier Schwestern in einem berüchtigten Vorort von Los Angeles aufgewachsen ist, zu einer der außergewöhnlichsten Sportlerinnen überhaupt macht, ist mehr als das Anhäufen von Triumphen und Rekorden. Es ist ihre Persönlichkeit, die über den Tennis-Court hinausreicht. Williams verkörpert Leidenschaft, Emotionalität, Geist und Fairness. Mit diesen Eigenschaften hat sie die Spitze im Frauentennis erklommen und sich dort über viele Jahre etabliert.
Nun, mit bald 37 Jahren, steht sie vor dem schwierigsten Abschnitt ihrer Karriere. Der Weg herunter von der Spitze. Auf dieser Strecke gibt es kaum noch etwas zu gewinnen. Das macht es für die Erfolgsverwöhnten so schwer, ihn aufrecht und respektvoll zu beschreiten. Mancher lernt erst hier, was es heißt, in der Niederlage Größe zu zeigen.
Serena Williams ist das schon häufig gelungen. Besonders beeindruckend bei Angelique Kerbers Wimbledon-Triumph im Juli gegen die Amerikanerin, im Finale der US Open gegen Naomi Osaka aber ist sie gescheitert.
Statt alle Energie in ihr Spiel zu lenken, hat sie wieder einmal ihren Schläger zertrümmert und den bedauernswerten Stuhlschiedsrichter als Lügner und Dieb beschimpft, der alles unternommen habe, ihr den Erfolg zu stehlen. Dabei war sie es, die der jungen Osaka deren ersten Grand-Slam-Triumph ramponierte. Die heraufziehende Niederlage vor Augen, hat Serena Williams in eine gekränkte Tenniskönigin verwandelt, der jedes noch so abseitige Mittel recht ist, das Blatt zu wenden.
Weil gar nichts half, schwang sie die Sexismus-Keule und inszenierte sich als Kämpferin für die Frauenrechte, die in Grand-Slam-Finals scheinbar mit Füßen getreten werden. Gegen ein derart schweres Geschütz ist ein bemerkenswert gelassener Unparteiischer, der regelkonform entschieden hat, machtlos. Nun ist Tennis genauso ungerecht und sexistisch wie andere Sportarten oder Gesellschaftsfelder. Dagegen anzutreten ist unerlässlich. Den Kampf an dieser Stelle auszutragen aber war albern und absurd.