Augsburger Allgemeine (Land Nord)
In diesen Geschäften spielt Profit keine Rolle
Handel Umsatz und Gewinnmaximierung sind für Sozialkaufhäuser Nebensache. Bei ihnen steht anderes im Fokus. Sie haben ihr staubiges Image abgelegt und sind längst nicht mehr nur Anlaufstelle für sozial Schwache
„Kleider für zwei Euro“steht in bunten Neonbuchstaben auf einem Aufsteller. Und dieser wiederum ist vor dem Eingang des Vinty’s platziert – einem Kaufhaus für Second Hand-Mode im Oberen Graben 4.
Wer sich von dem Schild in den Laden ziehen lässt, betritt eine große, 300 Quadratmeter große und lichtdurchflutete Verkaufsfläche, aufgeteilt auf zwei Ebenen. Von klein, stickig und dem Geruch von Mottenkugeln, was dem Image eines Second-Hand-Ladens oft noch anhaftet, keine Spur. Die Kleidungsstücke sind getrennt nach Kategorien auf großen Ständern platziert. Links Mode für Kinder, rechts Blusen und Shirts, im Untergeschoss Sport-, Herren- und Trachtenmode. Alles ansprechend dekoriert, wie in einem Kaufhaus auch.
Wesentlicher Unterschied sind die Preise und die Ausrichtung der Häuser. „Bei uns können auch sozial schwache Menschen gute Kleider kaufen“, erklärt Shopleiterin Aline Weyel. Ab einem Euro sind Kleidungsstücke zu haben. Die Preise richten sich nach der Qualität der Ware und ob es sich um eine Marke handelt oder nicht. „Manchmal haben wir auch Sachen von Dolce & Gabbana, Gaultier oder Prada im Sortiment. Das ist natürlich dann etwas teurer“, erzählt Weyel.
Vinty’s ist ein Shop-Konzept von Aktion Hoffnung. Gesammelt werden
Es geht um den Menschen, nicht um die Finanzen
die Klamotten über Kleidercontainer oder sie werden als Spende direkt im Laden abgegeben. Längst sind aber nicht mehr nur Menschen Kunden, die sich teure Klamotten nicht leisten können. Auch Schülerinnen, Studenten und junge Mütter kaufen ein. „Der Nachhaltigkeitsgedanke kommt immer mehr in Mode. Das merken wir an einer steigenden Kundenzahl“, so Shopleiterin Weyel.
Bei Vinty’s geht es also darum, einem guten Zweck zu dienen und nicht um Gewinnmaximierung. Erwirtschaftet werden müssen laut Weyel die laufenden Kosten sowie das Gehalt für die beiden festangestellten Mitarbeiterinnen. 15 weitere Helfer arbeiten ehrenamtlich. Im Schnitt macht der Shop im Monat einen Umsatz von um die 18 000 Euro. Was abzüglich der Ausgaben übrig bleibt, geht an verschiedene Hilfsprojekte des Trägers.
Auch in der Klinkertorstraße 11 ist der Mensch wichtiger als die Finanzen. Hier betreibt der Katholische Verband für Soziale Dienste (SKM) den kleinen Laden „Zirbel 11“. Neben Second-Hand-Kleidung und Schmuck stechen dem Kunden hier aber vor allem viele kleine, kreative Kunstwerke ins Auge, die Langzeitarbeitslose in dem Projekt des SKM erstellt haben. Dazu gehören Schallplatten, die zu originellen Wandtattoos umfunktioniert worden sind, oder ein Stück einens Spazierstocks an den eine Gabel montiert wurde, um als Schlüsselbrettchen zu dienen. Auch originell Gefaltetes aus Papier, Schlüsselanhänger oder selbstgenähte Stofftaschen werden angeboten. Alles Produkte, denen nicht der Charme von Selbstgebasteltem anhaftet, sondern die künstlerisch ansprechend sind.
600 Euro Miete zahlt die SKM für die Räume, dazu fallen Personalund Verwaltungskosten an. „Solan-