Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sie begleitet Menschen mit Problemen
Unternehmer im Lechtal Lydia Schnelzer bietet Gesprächstherapien an und setzt ihren Fokus auf die Trauerverarbeitung. Sie bringt mehrere Bausteine und Erfahrungen aus eigenem Erleben ein
Thierhaupten Das Schild an Lydia Schnelzers Gartenzaun ist nur ein Schritt, ein „kleiner Schritt“, wie sie selbst sagt, denn die Heilpraktikerin für Psychotherapie will nicht die große Werbetrommel rühren. Sie hat sich in einer thematischen Nische eingefunden, die ihr ein Stück weit auch das Leben zugedacht hat. Lydia Schnelzer setzt den Schwerpunkt Trauerverarbeitung und bietet in ihrer HPG-PsychotherapiePraxis in Thierhaupten Gesprächstherapien und Lebensberatung an.
Bereits vor 16 Jahren wurde Lydia Schnelzer persönlich mit dem Thema Schmerz und Trauer konfrontiert. Damals verlor die heute 51-Jährige ihren Mann. Vor zwei Jahren ist ihre Mutter verstorben.
Wenn bei trauernden Menschen körperliche Symptome behandelt werden
Seither hat die Thierhauptenerin akribisch darauf hingearbeitet, in ihrer Praxis das Thema Trauerverarbeitung in den Mittelpunkt zu rücken. Die wichtigsten stabilen Säulen, um dies umzusetzen, hat sie bereits: Sie besitzt Einfühlungsvermögen, Erfahrung, Wissen rund um das Thema Trauer sowie die Handlungsfähigkeit, eine Gesprächstherapie anbieten zu können.
Ihren Erfahrungsschatz sowie ihre praktischen Kenntnisse sammelte und erweiterte Lydia Schnelzer mit den Jahren auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Dass der Bedarf an Unterstützung im Bereich Tod und Trauer groß ist, weiß sie aus ihrer beruflichen Tätigkeit. Die gelernte Zahnarzthelferin arbeitete lange Zeit in einer Landarztpraxis und musste mit ansehen, wie bei trauernden Menschen körperliche Symptome behandelt wurden. Um diesen Zustand wissend, setzte sie alles daran, ihre eigene Qualifikation im Bereich der Trauerarbeit professionell zu unterbauen. Sie machte eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie. Der Abschluss als sogenannter „kleiner Heilpraktiker“ermöglicht es den Absolventen, therapeutische Gespräche zu führen. Zusätzlich schaffte Lydia Schnelzer in Augsburg eine Ausbil- dung zur Hospizbegleiterin. Durch ihr ehrenamtliches Engagement bei der Hospizgruppe Meitingen und Umgebung konnte sie erst kürzlich die Ausbildung zur Trauerbegleiterin abschließen – und in jeder Begleitung praktische Erfahrungen sammeln.
Eine klare Grenze zieht sie zwischen ihrem Ehrenamt und ihrem Beruf: „In manchen Gesprächen wird klar: Das übersteigt die ehrenamtliche Hospizarbeit. Dann muss die Therapiearbeit beginnen.“Für einen Profi wie Lydia Schnelzer wird diese Grenze schnell sichtbar, doch für den Betroffenen ist sie oft nicht fassbar. Aber auch da weiß die Heilpraktikerin für Psychotherapie einen praxisnahen Rat: „Wenn der Schmerz nicht leichter wird und vielleicht sogar somatische Be- schwerden hinzukommen, dann kann eine Gesprächstherapie der richtige Ansatz sein.“
Methodisch hat sie dafür die lösungsorientierte Kurzzeittherapie im Repertoire. Was es damit auf sich hat, erklärt Lydia Schnelzer mithilfe eines Bildes: Das Problem liegt in einer Waagschale, die Lösung in der gegenüberliegenden Waagschale. Wird das Problem übermächtig, werden so lange Ressourcen in der Waagschale der Lösung zugegeben, bis sich die Waage wieder ausgleicht.
Aktuell steht Lydia Schnelzer kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Traumatherapeutin. Hier steht die dialogische Traumatherapie im Fokus, in der die Ebene der Symptombehandlung und die Ebene der Interaktion verbunden werden. Ziel ist die Bewältigung der Symptomatik und Integration der traumatischen Erfahrungen und ihrer Folgen in den gegenwärtigen Lebenskontext und in die eigene Biografie. Lydia Schnelzer weiß um die vier Phasen der Traumatherapie. Sie kann ihren Klienten dabei helfen, sich sicher zu fühlen und stabil zu werden.