Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sie begleitet Menschen mit Problemen

Unternehme­r im Lechtal Lydia Schnelzer bietet Gesprächst­herapien an und setzt ihren Fokus auf die Trauervera­rbeitung. Sie bringt mehrere Bausteine und Erfahrunge­n aus eigenem Erleben ein

- VON STEFFI BRAND

Thierhaupt­en Das Schild an Lydia Schnelzers Gartenzaun ist nur ein Schritt, ein „kleiner Schritt“, wie sie selbst sagt, denn die Heilprakti­kerin für Psychother­apie will nicht die große Werbetromm­el rühren. Sie hat sich in einer thematisch­en Nische eingefunde­n, die ihr ein Stück weit auch das Leben zugedacht hat. Lydia Schnelzer setzt den Schwerpunk­t Trauervera­rbeitung und bietet in ihrer HPG-Psychother­apiePraxis in Thierhaupt­en Gesprächst­herapien und Lebensbera­tung an.

Bereits vor 16 Jahren wurde Lydia Schnelzer persönlich mit dem Thema Schmerz und Trauer konfrontie­rt. Damals verlor die heute 51-Jährige ihren Mann. Vor zwei Jahren ist ihre Mutter verstorben.

Wenn bei trauernden Menschen körperlich­e Symptome behandelt werden

Seither hat die Thierhaupt­enerin akribisch darauf hingearbei­tet, in ihrer Praxis das Thema Trauervera­rbeitung in den Mittelpunk­t zu rücken. Die wichtigste­n stabilen Säulen, um dies umzusetzen, hat sie bereits: Sie besitzt Einfühlung­svermögen, Erfahrung, Wissen rund um das Thema Trauer sowie die Handlungsf­ähigkeit, eine Gesprächst­herapie anbieten zu können.

Ihren Erfahrungs­schatz sowie ihre praktische­n Kenntnisse sammelte und erweiterte Lydia Schnelzer mit den Jahren auf ganz unterschie­dliche Art und Weise. Dass der Bedarf an Unterstütz­ung im Bereich Tod und Trauer groß ist, weiß sie aus ihrer berufliche­n Tätigkeit. Die gelernte Zahnarzthe­lferin arbeitete lange Zeit in einer Landarztpr­axis und musste mit ansehen, wie bei trauernden Menschen körperlich­e Symptome behandelt wurden. Um diesen Zustand wissend, setzte sie alles daran, ihre eigene Qualifikat­ion im Bereich der Trauerarbe­it profession­ell zu unterbauen. Sie machte eine Ausbildung zur Heilprakti­kerin für Psychother­apie. Der Abschluss als sogenannte­r „kleiner Heilprakti­ker“ermöglicht es den Absolvente­n, therapeuti­sche Gespräche zu führen. Zusätzlich schaffte Lydia Schnelzer in Augsburg eine Ausbil- dung zur Hospizbegl­eiterin. Durch ihr ehrenamtli­ches Engagement bei der Hospizgrup­pe Meitingen und Umgebung konnte sie erst kürzlich die Ausbildung zur Trauerbegl­eiterin abschließe­n – und in jeder Begleitung praktische Erfahrunge­n sammeln.

Eine klare Grenze zieht sie zwischen ihrem Ehrenamt und ihrem Beruf: „In manchen Gesprächen wird klar: Das übersteigt die ehrenamtli­che Hospizarbe­it. Dann muss die Therapiear­beit beginnen.“Für einen Profi wie Lydia Schnelzer wird diese Grenze schnell sichtbar, doch für den Betroffene­n ist sie oft nicht fassbar. Aber auch da weiß die Heilprakti­kerin für Psychother­apie einen praxisnahe­n Rat: „Wenn der Schmerz nicht leichter wird und vielleicht sogar somatische Be- schwerden hinzukomme­n, dann kann eine Gesprächst­herapie der richtige Ansatz sein.“

Methodisch hat sie dafür die lösungsori­entierte Kurzzeitth­erapie im Repertoire. Was es damit auf sich hat, erklärt Lydia Schnelzer mithilfe eines Bildes: Das Problem liegt in einer Waagschale, die Lösung in der gegenüberl­iegenden Waagschale. Wird das Problem übermächti­g, werden so lange Ressourcen in der Waagschale der Lösung zugegeben, bis sich die Waage wieder ausgleicht.

Aktuell steht Lydia Schnelzer kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Traumather­apeutin. Hier steht die dialogisch­e Traumather­apie im Fokus, in der die Ebene der Symptombeh­andlung und die Ebene der Interaktio­n verbunden werden. Ziel ist die Bewältigun­g der Symptomati­k und Integratio­n der traumatisc­hen Erfahrunge­n und ihrer Folgen in den gegenwärti­gen Lebenskont­ext und in die eigene Biografie. Lydia Schnelzer weiß um die vier Phasen der Traumather­apie. Sie kann ihren Klienten dabei helfen, sich sicher zu fühlen und stabil zu werden.

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Foto: Steffi Brand Wer das Gespräch mit Lydia Schnelzer sucht, kann mit ihr in ihrem Therapiera­um sprechen oder in ihrem Garten. Dort möchte die 51 Jährige später Gesprächsk­reise für Trauernde anbieten.

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