Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Europas neuer Elan
Zuletzt konnte man den Eindruck gewinnen, dass das Handelsvolumen zwischen der EU und Afrika verschwindend gering ist. Alle sprechen von den gewaltigen Anstrengungen, die China seit Jahren auf dem Kontinent unternimmt. Dennoch ist die EU noch immer vor China und den USA der größte Handelspartner Afrikas.
Doch China ist ohne Zweifel in der Offensive. Das Land setzt viel stärker als Europa auf Investitionen und Ausbildungsprogramme für junge Afrikaner. Dazu muss man wissen, dass die daran beteiligten Unternehmen von der Regierung in Peking für diese Programme wie Schachfiguren eingesetzt werden können. Dafür trägt der Staat die finanziellen Risiken der Konzerne, falls das Engagement Verluste einbringt. Das ist so nur in einem autoritären Staat wie China möglich.
Wahr ist aber auch, dass in der Handelspolitik der EU-Staaten verhängnisvolle Fehler gemacht worden sind. Wohlklingende Investitionsund Kooperationsprogramme entpuppten sich als nahezu wirkungslos. Dadurch wurde in Afrika Vertrauen zerstört. Nicht förderlich ist auch der Eindruck, dass Europa erst unter dem Eindruck der Migration aus Afrika neuen Elan entwickelte, wieder mehr Boden zu gewinnen. Ein Afrika-Forum jagt seitdem das nächste.
Immerhin scheint sich die Einsicht durchzusetzen, dass gerade bei Agrarexporten in die ärmsten Länder Afrikas behutsamer als in früheren Fällen vorgegangen werden muss, um die einheimischen, oft lokal strukturierten Anbieter nicht aus dem Markt zu drängen. Es gilt, dass für den Handel zwischen zum Teil bitterarmen und reichen Partnern nicht automatisch für beide Seiten die gleichen Regeln gelten können.