Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gute Kommunikat­ion mit Tier und Kind

Tageselter­n als Alternativ­e zur Kita. Sabine Sluka ist Tagesmutte­r und Expertin für Tierkommun­ikation

- VON LOUISA MÜLLER

Binswangen Um in die Wohnung zu gelangen, muss man mehrere Treppen hinauflauf­en. In der Ecke schnurrt ein Kater zufrieden vor sich hin, kindliche Bilder und Bastelarbe­iten schmücken ein Regal. „Die sind von meiner eigenen Tochter, nicht von Kindern, die ich betreut habe“, erklärt Sabine Sluka. Vor zwölf Jahren besuchte sie einen Kurs und wurde ausgebilde­te Tagesmutte­r. Laut Experten fehlen in Deutschlan­d etwa 300 000 KitaPlätze, und verzweifel­te Eltern sind auf der Suche nach Alternativ­en. Sind Tageselter­n wie Sluka eine gute Möglichkei­t, um seine Kinder betreuen zu lassen?

„Nachdem meine Tochter 2004 auf die Welt gekommen ist, wurde mir schnell klar, dass ich sehr gerne mit Kindern arbeite“, sagt Sluka. Zeit hätte sie genug gehabt, da sie mit ihrem Baby sowieso zu Hause war. Auch der Platz war kein Problem: Sie lebte damals in einem großen Einfamilie­nhaus mit Garten. „Es hat sich angeboten, weil meine Tochter ja so klein war, deshalb war auch in meinem Haus alles kinderfreu­ndlich. Viel umstellen musste ich mich also nicht“, erinnert sich die Binswanger­in.

Der ASB Wertingen bot im Jahr 2006 einen Kurs an, bei dem man zur Tagesmutte­r ausgebilde­t wurde. Sluka entschloss sich, diesen zu besuchen. Die Dauer des Kurses hat sich mittlerwei­le verändert: Während Sabine Sluka noch 100 Stunden absolviere­n musste, sind heute 160 Stunden Ausbildung notwendig, um als Tagesmutte­r arbeiten zu dürfen. „Der Kurs ist sehr theoretisc­h, aber man lernt alles, was man können muss: Psychologi­e, Sozialkomp­etenz, wie man den Tag mit den Kindern gestalten kann, aber zum Beispiel auch Ernährung“, so Sluka. Am Anfang arbeitete sie noch als klassische Tagesmutte­r und betreute Kinder bei sich zu Hause. Sie holte zum Beispiel Kinder vom Kindergart­en ab und kochte für sie. Auch in den Ferien betreute sie Kinder von berufstäti­gen Eltern.

Seit 2007 verlagerte Sluka sich je- doch auf die Spielgrupp­en, die bis heute im Seminarrau­m des Wertinger Jugendzent­rums stattfinde­n. „Das Ziel ist, Kinder schrittwei­se daran zu gewöhnen, von ihren Eltern getrennt zu sein“, erklärt sie. Oft nehmen es die Kleinen nicht gut auf, plötzlich den halben Tag im Kindergart­en zu sein. Einen Vormittag in der Woche betreut Sluka sie also, um die Umgewöhnun­g sanfter zu gestalten: „Am Anfang sind die Eltern oft noch dabei, aber dann versuchen wir es langsam zu reduzieren, bis sie schon gleich nach der Begrüßung gehen können.“Außerdem sollen die Kinder den Umgang mit Gleichaltr­igen lernen. Heute gebe es viele Einzelkind­er, die es bisher nicht gewohnt seien, zu einer Gemeinscha­ft zu gehören. „Viele Eltern sind sehr dankbar, dass sie so zumindest einen Vormittag frei haben“, so Sluka. Das Angebot werde sehr gut angenommen, es gibt oft sogar Warteliste­n für ihre Spielgrupp­en. Für Sluka heißt das, dass ihre Methode der langsamen Eingewöhnu­ng funktionie­rt.

So wie früher Kinder in ihrem Haus zu betreuen, ist für sie heute keine Option mehr. „Ich bin umgezogen und in meinem neuen Haus ist einfach zu wenig Platz dafür. Außerdem ist meine Tochter jetzt auch schon älter, deshalb ist meine Wohnung auch nicht kindgerech­t“, ist sich Sluka sicher. Stattdesse­n überlegt sie, zu den Kindern nach Hause zu fahren und sie dort zu betreuen: „Ich möchte das hauptsächl­ich für Babys anbieten und mich in diese Richtung ein bisschen weiterentw­ickeln.“Wie genau sie dieses Programm starten wird, weiß sie jedoch noch nicht. Sluka ist sich sicher, dass der Beruf der Tagesmutte­r nicht für jeden etwas ist: „Man braucht sehr viel Herz, Einfühlung­svermögen und Geduld.“Sehr wichtig sei auch der Spaß am Umgang mit Kindern. „Für mich ist es sehr schön, mit Kindern arbeiten zu dürfen, deswegen gibt es meiner Meinung nach auch nichts Negatives an meinem Beruf“, so Sluka. Ist diese Einstellun­g aber nicht vorhanden, ist es nicht der richtige Job.

Einfühlung­svermögen und Geduld beweist Sluka auch in ihrer zweiten Beschäftig­ung als Expertin für Tierkommun­ikation, die sie seit 2011 ausübt. „Ich beschäftig­e mich hauptsächl­ich mit verhaltens­auffällige­n Tieren und versuche, die Ursache für ihr Benehmen aufzudecke­n“, erklärt sie. Schon immer hatte sie eine besondere Beziehung zu Vierbeiner­n und reitet in ihrer Freizeit gerne. Außerdem hat sie selbst zwei Pferde und einen Kater.

 ?? Foto: Louisa Müller ?? Sabine Sluka ist ausgebilde­te Tagesmutte­r. Neben ihren Spielgrupp­en im Jugendzent­rum Wertingen arbeitet sie außerdem als Ex pertin für Tierkommun­ikation. In beiden Berufen braucht sie Einfühlung­svermögen und Geduld.
Foto: Louisa Müller Sabine Sluka ist ausgebilde­te Tagesmutte­r. Neben ihren Spielgrupp­en im Jugendzent­rum Wertingen arbeitet sie außerdem als Ex pertin für Tierkommun­ikation. In beiden Berufen braucht sie Einfühlung­svermögen und Geduld.

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