Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die „Igelmama“wird 80
Jubiläum Seit 26 Jahren kümmert sich Hannelore Pentenrieder um kranke und verwaiste Igel, als wären es ihre eigenen Kinder
Neusäß Als Hannelore Pentenrieder zwei kleine Igel im Garten fand, hat alles angefangen. Seitdem sind 26 Jahre vergangen, und sie ist zu einer Igelexpertin geworden. Hannelore Pentenrieder hat schon mehrere Tausend Igel gesund gepflegt und aufgezogen. Sie und ihr Mann KarlHeinz betreiben in ihrem Keller eine Art Igelkrankenhaus. Obwohl sie kürzlich ihren 80. Geburtstag gefeiert hat, hat sie heuer schon ihren 105. Igel versorgt. Sie päppelt die Tierchen auf, die die Leute in ihren Gärten finden und zu ihrer Station bringen, und wildert sie anschließend wieder aus. Momentan ist sie allerdings so überlastet, dass sie nur noch kranke und verletzte Igel aufnehmen kann.
Die Wände in ihrem Keller sind vollgeklebt mit Bildern von großen Igeln und kleinen Igeln, Igelbabys und sogar Albinoigeln. Hannelore Pentenrieder zeigt ganz stolz ihre kleinen Kellerbewohner. Liebevoll nimmt sie ein ausgewachsenes Igelweibchen aus der Kiste, und sofort ist zu sehen, dass sie sich um es sorgt. Während sie das Weibchen behandelt, streichelt sie es und sagt: „Es wird alles wieder gut.“Das Tierchen hat eine eitrige Nase und kriegt kaum Luft. Die Igelexpertin erklärt, dass sie mehrmals am Tag medizinisch versorgt werden muss, dann sollte es ihr bald besser gehen.
Knapp 30 junge und ausgewachsene Igel wohnen derzeit in der Igelstation. Einige wiegen noch unter 300 Gramm, Hannelore Pentenrieder erklärt, dass sie bis zum Winterschlaf noch zunehmen müssen: „Ein Igel braucht mindestens 600 Gramm, damit er sicher seinen Winterschlaf machen kann.“Für die Tiere in der Natur wird es sehr schwierig, bis zum Winter stark genug zu werden. Weil es im Sommer so heiß war, finden sie wenig Nahrung. „Für Igel und auch für Vögel sollten Hausbesitzer grundsätzlich immer eine Schüssel Wasser in ihren Garten stellen“, so die Expertin.
Das Igelkrankenhaus im Keller ist rappelvoll mit Kisten. Die Tiere machen sehr viel Arbeit. Ganz besonders die Kleinen, denn sie müssen fünfmal am Tag mit der Hand gefüttert werden. Das nimmt viel Zeit in Anspruch, denn die Babys zu füttern, dauert fünf bis zehn Minuten. Wenn Hannelore Pentenrieder das bei ungefähr 25 Igelbabys macht, bleibt ihr nicht viel vom Tag übrig. Zusätzlich müssen die Kisten mehrmals am Tag gereinigt werden. „Wie Kinder sind die kleinen Igel“, sagt die 80-Jährige, „den ganzen Tag essen sie oder verdrecken alles, weil sie so oft aufs Klo müssen.“Mittlerweile ist das Füttern ein Kin- derspiel für die Expertin, aber bei den ersten zwei kleinen Igelchen hatte Hannelore Pentenrieder noch keine Ahnung: „Ich habe damals meine Schwester angerufen, die mir dann gesagt hat, dass Igel Fleisch essen.“Sie gab den Tierchen dann kleine Schnitzelstücke.
Früher war Hannelore Pentenrieder sehr tanzbegeistert, aber mit zunehmendem Alter und den ganzen Igeln wurde es schwierig, dieses Hobby beizubehalten. Neben den Tieren bleibt wenig Zeit für andere Interessen. Das Thema Igel begleitet das Ehepaar seit 26 Jahren durch sein Leben. Selbst ihren Geburtstag feierte Hannelore Pentenrieder mit den anderen Mitgliedern des Vereins Igelhilfe Schwaben. Den Verein hat Hannelore Pentenrieder gegründet. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder zum Stammtisch, um über Igel zu sprechen. Zum 80. Geburtstag der Gründerin haben sich alle zum Abendessen getroffen.
Hannelore Pentenrieder ist nicht nur eine große Igelfreundin, sondern eine Tierfreundin im Allgemeinen. „Wir hatten einmal 32 kleine Zwergkaninchen, wir haben uns schon um 16 Katzen gekümmert und sogar zwei Marder haben bei uns gelebt.“Auch heute haben Hannelore und ihr Mann neben ihren vielen Igeln noch vier Katzen und einen Hund.