Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Baier – eine prägende Figur des FCA

Fußball Seit über einem Jahrzehnt trägt der Profi das Augsburger Trikot. Mit dem Klub hat er vor allem Höhen erlebt. Nicht nur das Tätigkeits­feld hat sich verändert, auch der Spieler selbst

- VON JOHANNES GRAF

Über ein Jahrzehnt ist es her, als Daniel Baier erstmals für den FC Augsburg auflief. Der Klub spielte damals noch in der zweiten Liga, Baier war vom VfL Wolfsburg ausgeliehe­n. Dass ein Fußballpro­fi derart lange einem Verein treu bleibt, kommt in der Bundesliga nur noch selten vor. Folge dessen sind zwei Jubiläen: Baier steht vor seinem 300. Pflichtspi­el sowie seinem 250. Bundesliga­spiel für den FCA. „Das sind große, schöne Zahlen, die mich stolz machen“, kommentier­t Baier.

34 Jahre ist er inzwischen alt. Ein paar Falten hätte er bekommen, merkt der Routinier mit einem Schmunzeln an. Sein Vertrag läuft im Sommer nächsten Jahres aus. Ob er verlängert wird, darüber entscheide­t wohl vor allem Baier selbst, der im Verein hohes Ansehen genießt. Baier gilt weiterhin als gesetzt in der Augsburger Mittelfeld­zentrale. Einen Spieler, der Baiers Qualitäten im Spielaufba­u mitbringt und ihm einmal nachfolgen könnte, hat der FCA bisher nicht gefunden. Die Verjüngung und der Umbruch im Augsburger Kader fanden um Baier herum statt. Kommt nichts dazwischen, führt er die FCA-Elf gegen Werder Bremen einmal mehr als Kapitän aufs Feld (Samstag, 15.30 Uhr).

Manuel Baum outet sich als Baier-Fan, dieser habe den Verein geprägt. Der Trainer lobt seinen wichtigste­n Ansprechpa­rtner im Profiteam. „Außergewöh­nlich ist, dass er sämtliche Evolutione­n im Fußball mitgemacht hat und sich anpassen konnte.“Wer nicht die Gabe hätte, sich anzupassen, der falle auf Dauer hinten runter, formuliert es Baum. Und fügt hinzu: Baier sei das lebendige Beispiel, sich noch im hohen Fußballera­lter anpassen und weiterentw­ickeln zu können.

An seinem Denker und Lenker schätzt Baum nicht nur dessen Qualitäten auf dem Platz, ebenso die nonverbale Kommunikat­ion. Allein anhand Baiers Körperspra­che könne er feststelle­n, ob seine Profis eine Übung gut oder schlecht ausgeführt hätten, erklärt Baum. „Darauf kannst du als Trainer reagieren, das ist hilfreich.“

Baier hat mit dem FCA die erfolgreic­hsten Jahre der Vereinsges­chichte erlebt. Den Aufstieg in die Bundesliga. Den mehrmalige­n Klassenerh­alt in Deutschlan­ds höchster Liga. Die Höhepunkts­piele im Europapoka­l. Baier konnte zudem beobachten, wie sich der Bundesliga­standort Augsburg stabilisie­rte. In- zwischen verfügt der FCA über ein Nachwuchsl­eistungsze­ntrum, ein modernes Funktionsg­ebäude und Trainingsp­lätze, die höchsten Ansprüchen im Profifußba­ll genügen. Alles ist profession­eller geworden, fasst Baier zusammen. „Die Entwicklun­g geht nur bergauf, das ist überragend.“

Manager Andreas Rettig und der damalige Trainer Holger Fach haben den gebürtigen Kölner, der im Nachwuchs von 1860 München zum Profi ausgebilde­t wurde, einst zum FCA geholt. Unter Jos Luhukay etablierte sich der Profi. Seinen größten Förderer sieht Baier in Markus Weinzierl, zu dem er ein freundscha­ftliches Verhältnis pflegt. „Er hat mir immer das Vertrauen geschenkt und für mich eine Position kreiert“, sagt Baier.

Weinzierl sah in Baier einen technisch versierten, passsicher­en Spielgesta­lter im defensiven Mittelfeld, bis dahin hatte Baier weitaus offensiver gewirkt. Die Umsiedlung glich jener seines Kumpels Bastian Schweinste­iger, der als „Sechser“beim FC Bayern und in der Nationalma­nnschaft seine Erfüllung fand und zum Weltklasse­spieler reifte.

Baier hat gelernt, verstärkt auf seinen Körper zu achten, gönnt sich in Absprache mit dem Trainer Pausen oder trainiert lockerer als seine jüngeren Mitspieler. Auch privat ist der verheirate­te Familienva­ter zweier Kinder ruhiger geworden. „Ich kann es mir am Wochenende nicht erlauben, um die Häuser zu ziehen und viel Alkohol zu trinken“, sagt er. Vor Jahren sei das noch anders gewesen.

Rückblicke­nd sieht Baier im technische­n Fortschrit­t den größten Wandel des Fußballs. Medizin, Athletik, soziale Medien, Datenflut und Videoanaly­se aufs Smartphone – der 34-Jährige spricht von sich als „gläsernem Profi“. Die Anzahl der Sprints, die Zweikampf- oder Fehlpassqu­ote, nichts bleibt verborgen. „Diese Statistike­n werden dir nach dem Spieltag um die Ohren gehauen“, sagt Baier und fügt hinzu: „Es kommt alles raus.“

„Ich kann es mir am Wochen ende nicht erlauben, um die Häuser zu ziehen und viel Alkohol zu trinken.“FCA Kapitän Daniel Baier

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Auf Daniel Baier wartet ein besonderes Spiel. Gegen Werder Bremen steht er vor seinem 300. Pflichtspi­el und seinem 250. Bun desligaspi­el für den FC Augsburg.
Foto: Ulrich Wagner Auf Daniel Baier wartet ein besonderes Spiel. Gegen Werder Bremen steht er vor seinem 300. Pflichtspi­el und seinem 250. Bun desligaspi­el für den FC Augsburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany