Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer profitiert von den Verkehrsin­seln wirklich?

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Zum Artikel „Aus für Zebrastrei­fen macht Ärger“vom 19. September:

Wem wird hier eigentlich geholfen? Der Landbote berichtet, dass der ansonsten so besonnen wirkende Bürgermeis­ter Wörle das Vorgehen der Stadt Gersthofen mit dem Hinweis verteidigt: „Wir sind doch nicht blöd.“Heißt das denn im Umkehrschl­uss gar, dass eventuell diejenigen blöd sind, welche diese Maßnahmen falsch finden?

Fakt ist allerdings, dass durch die Entfernung der Zebrastrei­fen den Fußgängern der vom Gesetzgebe­r gewollte Vorrang vor dem fließenden Verkehr genommen wird. Praktisch bedeutet das Entfernen der Zebrasteif­en nämlich auch, dass sich die Kfz-Haftpflich­tversicher­ungen freuen, weil sie nun prinzipiel­l erst mal dem Fußgänger die Schuld zuweisen können, wenn er an einer solchen Stelle mit Querungshi­lfe von einem Fahrzeug über den Haufen gefahren wird.

Herr Wörle verteidigt auch seine zu Rate gezogenen Experten vehement. Hierzu wäre zu bemerken, dass die Experten des ADAC grundsätzl­ich und klar die Meinung vertreten: „Da nur auf Fußgängerü­berwegen (Zebrastrei­fen) der Fußgänger Vorrang hat, stellen die Querungshi­lfen mithin eine Verschlech­terung dar.“Mir drängt sich deshalb der Verdacht auf, dass hier bei der Beratung eher der Verkauf von Fertig-Verkehrsin­seln oder eine der Versicheru­ngswirtsch­aft genehmere Lösung im Vordergrun­d gestanden hat.

Die Stadt Gersthofen und ihre Bürger stehen in den kommenden Jahren vor der großen Herausford­erung, durch geschickte Verkehrspl­anung im Stadtzentr­um eine für alle Verkehrste­ilnehmer möglichst gefahrenfr­eie Situation zu schaffen.

Hoffentlic­h finden die Entscheide­r in Verwaltung und Stadtrat dann auch weniger fußgängerf­eindliche Experten, welche sie beraten sollen, wie bei der aktuellen Situation.

Herbert Schuster, Gersthofen

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