Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nach der Schule gibt es eine warme Suppe

Erinnerung­en Der Arbeitskre­is Alt-Neusäß hat in seinem Buch auch viel über die Geschichte des Gasthofs Schuster herausgefu­nden. Das Werk zeigt auf über 300 Seiten mit vielen Bildern den „Ort im Wandel der Zeit“

- VON MATTHIAS SCHALLA

Neusäß Der Abriss des Gasthofs Schuster hat nicht nur die Neussäser stark bewegt. Schließlic­h kamen vor allem zu den Tanzverans­taltungen auch Besucher aus der gesamten Umgebung. Zahlreiche Stammtisch­e hatten dort ihre Heimat und die Silvesterf­eiern verzeichne­ten stets ein volles Haus. Diese Zeiten sind nun endgültig vorbei. Doch die Erinnerung­en unserer Leser halten die Geschichte des Gasthofs wach. Dem Vergessen entgegenzu­treten hat sich auch der Arbeitskre­is (AK) AltNeusäß auf die Fahnen geschriebe­n. So hat ein Autorentea­m mit Robert Potsch, Wolfgang Mayer, Udo Gruber und Horst Kolb zusammen mit der Redakteuri­n Petra Kluger in dem Buch „Neusäß – Ein Ort im Wandel der Zeit“unter anderem die Geschichte des Gasthofs Schuster akribisch recherchie­rt.

Die Wurzeln der Familie Schuster reichen zurück bis ins 17. Jahrhunder­t. „Im Jahre 1685 wurde der Grundstein für eine Bäckerei mit Metzgerei und Branntwein­brennerei gelegt“, hat der AK herausgefu­nden. 1786 erteilten die damaligen hohen Herrschaft­en zu Rehlingen die Genehmigun­g zu einer sogenannte­n Zapfenwirt­schaft. Dies hieß allerdings zunächst Zum Bäckenwirt und wurde betrieben von dem Ehepaar Johann und Anna Weißhaupt, geborene Diebold.

In dem Buch des AK ist auch der weitere Werdegang genau beschriebe­n. So übernahm nach dem Tod von Johann Weißhaupt im Jahr 1874 Georg Schuster die Gaststätte und heiratete Weißhaupts Tochter, die ebenfalls Anna hieß. Nach dem Ersten Weltkrieg führte Sohn Georg die Gastwirtsc­haft weiter. Er starb im Jahr 1947 und die Nachfolge traten seine Söhne Johann und Ludwig an.

Sohn Johann heiratete im Januar 1950 Theresia Schmid vom Brauerei-Gasthof Schmid in Täfertinge­n. Dies waren die Eltern von Johann Schuster, der den Gasthof Schuster dann später übernahm.

Der Gasthof Schuster hat seinen Namen allerdings erst im Jahr 1911 bekommen. Grund dafür war, dass die Bäckenwirt­schaft aus dem 17. Jahrhunder­t nach einem Blitzschla­g abbrannte. Auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te wurde dann der neue Gasthof Schuster erbaut. Einen weiteren Meilenstei­n in der Geschichte des Gasthofs gab es 1955. Das Gebäude wurde mit dem großen Saal erweitert.

Viele Geschichte­n ranken sich auch um die frühere Wiese zwischen dem Gasthof Schuster und der alten Bahnlinie. Diese diente einst als Sportplatz und nach siegreiche­n oder verlorenen Spielen wurde im Gasthof Schuster entspreche­nd gefeiert oder getrauert. Und der AK hat noch eine weitere Anekdote aus der Geschichte des Gasthofs ausgegrabe­n.

So mussten bis zum Jahr 1912 die Neusässer Kinder bei jedem Wetter über Feldwege bis nach Kriegshabe­r zu Fuß in die Schule gehen. Dort fand der Unterricht im ehemaligen Zollhaus statt. Und wenn die Kinder von ihrem mühsamen und langen Schulweg nach Neusäß zurückkehr­ten, erhielten sie vom Gastwirt Schuster stets eine warme Suppe.

Haben auch Sie schöne oder lustige Erinnerung­en an den Gasthof Schuster? Schicken Sie uns doch ihre Erlebnisse, gern auch mit Bild. Per Post an Augsburger Allgemeine, Bahnhofstr­aße 8, 86368 Gersthofen. Per E-Mail an die Adresse redaktion.landbote@augsburger-allgemeine.de. Wir werden in loser Folge diese Beiträge veröffentl­ichen.

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Buch Die Geschichte des Gasthofs Schuster mit vielen historisch­en Bildern ist in dem Buch des Arbeitskre­ises über Alt Neusäß zu finden. „Neusäß – Ein Ort im Wandel der Zeit“mit mehr als 300 Seiten und vielen Illustrati­onen ist erhältlich im Buchhandel und kostet 19,90 Euro.

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Fotos: AK Neusäß (Schuster) Johann Schuster heiratete 1950 die Brauereibe­sitzertoch­ter Therese Schmid aus Tä fertingen.
 ??  ?? Nachdem die Bäckenwirt­schaft im Jahr 1911 nach einem Blitzschla­g abgebrannt war, baute Familie Schuster auf der gegenüberl­iegenden Seite ein neues prächtiges Haus. Die neue Wirtschaft hieß Gasthof Schuster und vor dem Haus grasten die Kühe.
Nachdem die Bäckenwirt­schaft im Jahr 1911 nach einem Blitzschla­g abgebrannt war, baute Familie Schuster auf der gegenüberl­iegenden Seite ein neues prächtiges Haus. Die neue Wirtschaft hieß Gasthof Schuster und vor dem Haus grasten die Kühe.
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Erinnerung an die Hoteleröff­nung von 1966 mit (von links) Frau Scherer, Theresia Schuster, Johann Georg Schuster und Frau Zorzi, geborene Schuster.

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