Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bischof Hanke teilt Kritik der Missbrauchsopfer
Kirche Bistum Eichstätt stellt als erste Diözese Zahlen ins Internet
Finanz- und Missbrauchsskandal haben den Eichstätter Diözesanrat bei seiner Vollversammlung am Samstag beschäftigt. Nahezu einstimmig bestätigten die Delegierten den Vorsitzenden des Gremiums, Christian Gärtner, 52, für weitere vier Jahre im Amt. Der Nürnberger Volkswirt steht seit 2006 an der Spitze des Diözesanrats.
Bischof Gregor Maria Hanke nahm Stellung zur aktuellen Studie der Deutschen Bischofskonferenz zum sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche, die am Dienstag offiziell bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda vorgestellt wird. Ihm sei „schmerzlich bewusst, dass es noch weitere unaufgedeckte Fälle geben wird“, sagte er. Die Betroffenen beklagten mit Recht „ein System der Kirche, das solch grenzüberschreitendes, körperlich-schmerzliches und psychisch beeinträchtigendes Handeln durch rigide Anwendung vorhandener Machtstrukturen und einseitige Rücksichtnahme auf die Täter möglich machte“.
Die Präventionsbeauftragte des Bistums Eichstätt, Gabriele Siegert, sagte, in der Kirche müsse sich vor allem der Umgang miteinander ändern. Viel zu lange hätten Machtund Hierarchiestrukturen jegliche Kritik verhindert. „Den Pfarrer, der von der Kanzel aus erklärt, wie das Leben funktioniert, den gibt es nicht mehr.“
Zugleich stellte das Bistum Eichstätt als erste bayerische Diözese am Wochenende eigene Zahlen, die in die Missbrauchsstudie eingeflossen seien, ins Internet. In den Personalakten seien seit 1946 zehn Priester als Täter ermittelt worden, 29 Opfer seien namentlich bekannt.
Der zu Jahresbeginn vom Bistum Eichstätt selbst öffentlich gemachte Finanzskandal wird die Diözese nach Einschätzung von Bischof Hanke noch länger beschäftigen. Die Staatsanwaltschaft befinde sich „mitten in den Vernehmungen“, erklärte er. Der im April neu ernannte Finanzdirektor Florian Bohn kündigte darüber hinaus an, die im November zu wählenden Kirchenverwaltungen erhielten mehr professionelle Unterstützung. Dazu würden acht Vollzeitstellen geschaffen, die Ehrenamtlichen bei steuerlichen oder rechtlichen Fragestellungen helfen könnten. Bei der Finanzierung der Pfarreien werde künftig außerdem nicht mehr nur die Zahl der Gläubigen maßgeblich sein, sondern auch die Einwohnerzahl am Ort.