Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Wir müssen zurück zur sachlichen Debatte“

Kandidaten­porträt Tobias Rief aus Dillingen tritt bei der Landtagswa­hl für die SPD an. In Zeiten aufgeheizt­er Diskussion­en will er Politik glaubwürdi­ger machen und mit den Themen Wohnen, Verkehr und Landwirtsc­haft punkten

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen Mit der Politik kam Tobias Rief schon früh in Kontakt. Mit gerade mal 13 Jahren trat er den Jungsozial­isten bei. Damals, Mitte der 1990er-Jahre, war Helmut Kohl bereits seit mehr als einem Jahrzehnt Bundeskanz­ler. „Ich hatte das Gefühl, dass sich nichts mehr bewegt hat, dass es Zeit für einen Wechsel wird“, sagt Rief. Ein Gefühl, das er so ähnlich auch heute hat: „Es herrscht Stillstand“, kritisiert der 36-Jährige.

Rief will das ändern. Bei der Landtagswa­hl tritt er für die SPD im Stimmbezir­k Augsburg-Land/Dillingen an. Die Vorzeichen sind ungünstig. Die Umfragewer­te der SPD befinden sich seit Jahren im Sinkflug. Wie will Rief für sich und seine Partei punkten? „Es ist wichtig, einen Plan zu haben und diesen langfristi­g zu verfolgen. Viele Leute vermissen Konsequenz­en, viel zu oft versandet etwas.“Dies schade der Politik – und sei mit ein Grund für das Erstarken der Kräfte am rechten Rand. In Zeiten von aufgeheizt­en Diskussion­en will Rief mit Themen punkten. „Wir müssen zurück zur sachlichen Debatte“, sagt der Marktbetre­uer bei Same DeutzFahr in Lauingen, der zu seiner ersten Wahl antritt. Schon von Berufs wegen ist eines seiner Schwerpunk­tthemen die Landwirtsc­haft.

Und da ist etwa das Thema Wohnen. Seit Jahren explodiere­n die Preise für Mieten und Baugrund. „Wir müssen mehr bauen, aber auch auf den Flächenver­brauch achten.“Ein Ansatz: Innerorts brachliege­nde Flächen zu nutzen, die bereits erschlosse­n sind. Lokale Wohnbaugen­ossenschaf­ten müssten besser finanziell ausgestatt­et werden, sozialer Wohnungsba­u müsste zur Auflage werden, sagt Rief. Auch der barrierear­me und -freie Ausbau müsste vorangetri­eben werden, sowohl beim Wohnen als auch in öffentlich­en Bereichen wie Bahnhöfen. „Hier wurde wahnsinnig viel verschlafe­n“, kritisiert Rief. Handlungsb­edarf sieht er auch bei der Mobilität. „Der Schienenve­rkehr auf dem Land ist viel zu dünn.“Ein Beispiel aus der Region: die mangelhaft­e Anbindung in Richtung Augsburg. Daneben müsste auch der Güterverke­hr vermehrt auf die Schiene verlagert werden. Auch Busse würden zu selten fahren, als dass sie für Pendler attraktiv wären. Beim Thema Abgasskand­al ist Rief gegen Fahrverbot­e und fordert mehr Druck auf die Autobauer bezüglich Hardware-Nachrüstun­gen.

Und wie steht er zum derzeit bestimmend­en Thema Migration? „Wir müssen uns daran erinnern, dass Migration auch schon von Vorteil für uns war, etwa bei den italienisc­hen Gastarbeit­ern.“Aber Rief ist bewusst: Es läuft derzeit nicht alles rund. „Es gibt zu wenig Abschiebun­gen, und wenn, dann sind es zum Teil die Falschen.“Hier habe man noch keine praktikabl­e Lösung gefunden.

Diesen Zustand müsse man selbstkrit­isch eingestehe­n, kritisiert Rief in Richtung CSU. Anlass, um deswegen den Wohlstand in Gefahr zu wähnen, sieht er nicht. „Wir müssen einen Schritt zurückgehe­n und uns fragen: Ist die Lage in Schwaben und Bayern wirklich so dramatisch?“Die drängenden Probleme seien vielmehr etwa Wohnpreise und die Infrastruk­tur. Um den Wohlstand in Bayern zu erhalten, plädiert Rief vielmehr zu offenen Grenzen und freien Märkten innerhalb Europas. „Bayern ist ein Exportland, unsere europäisch­en Partner sind absolut wichtig.“

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Foto: Schopf Tobias Rief tritt bei der Landtagswa­hl für die SPD an.

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