Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Wir haben uns in den Jahren entwickelt“

Kandidaten­porträt Wilfried Bachmeir geht für die Piratenpar­tei bei der Landtags- und Bezirkstag­wahl an den Start. Was sich der 40-jährige Schwabmünc­hner ausrechnet und für welche Themen er sich einsetzen möchte

- VON MICHAEL LINDNER

Schwabmünc­hen Vor einigen Jahren war die Piratenpar­tei in aller Munde. Sie zog 2011 und 2012 in die vier Landesparl­amente in Berlin, Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ein; bei bundesweit­en Umfragen erreichte sie bis zu zehn Prozent. In dieser Hochphase wurde auch der Schwabmünc­hner

Wilfried Bachmeir Mitglied der Piraten. Jetzt, sechs

Jahre später, kandidiert er sowohl für den Landtag als auch für den Bezirkstag. Dabei bezeichnet sich der 40-Jährige gar nicht als typisches Parteimitg­lied.

Der Elektronik­er kenne sich zwar einigermaß­en mit Computern aus, aber ein Nerd sei er deswegen noch lange nicht, sagt er und lacht. Zu den Piraten kam Bachmeir, weil sie für ihn die „gemäßigte Mitte“darstellen und ihre Veranstalt­ungen für alle Menschen offen sind – auch für Nicht-Parteimitg­lieder. Der Erfolg der Piraten hatte einen einfachen Grund: „Wir waren damals die Protestpar­tei, jetzt ist es die AfD“, sagt Bachmeir, der sofort hinterhers­chickt: „Das ist aber die einzige Parallele zur AfD.“

Bachmeir erzählt, dass sich die ehemalige Ein-Thema-Partei, die sich zu Beginn fast ausschließ­lich mit dem Datenschut­z beschäftig­te, in den vergangene­n Jahren deutlich entwickelt habe. Eines der wichtigste­n Themen für den 40-Jährigen betrifft die innere Sicherheit. Er fordert mehr Polizisten statt Pferde und Videoüberw­achung: „Wir haben viel zu wenig Personal, die auch noch Überstunde­n ohne Ende machen. Das kann so nicht weitergehe­n.“Das Thema Bodycam – eine von Polizisten sichtbar getragene Videokamer­a, die zur Dokumentat­ion des Geschehens eingesetzt wird – sei bei den Piraten ein kontrovers­es Thema. Er selbst sei für den Einsatz der Kameras im Ernstfall.

Neben dem Thema Bildung sind Bachmeir regenerati­ve Energien wichtig. Er sei sich im Klaren, dass man große Kraftwerke beispielsw­eise für die Schwerindu­strie benötige, allerdings müsse man zurück zur Natur und zur Selbstvers­orgung. „Wir haben uns in Deutschlan­d die Technik und das Know-how angeeignet und verdienen damit Geld. Wir müssen deshalb technisch weiter an der Spitze bleiben, denn billig produziere­n kann jeder“, sagt der Schwabmünc­hner. Aus diesem Grund müsse die Bildung im Land gestärkt beziehungs­weise verbessert werden. Ein großes Anliegen ist ihm die Landwirtsc­haft: „Landwirte pflegen unsere Kulturland­schaft.“Es dürfe nicht nur darum gehen, was in der Landwirtsc­haft verboten werde, sondern auch darum, welche Alternativ­en es stattdesse­n gibt. Sonst werde es auch in Zukunft immer weniger Landwirte geben.

Bachmeir versucht die Wähler über Plakate und Infostände von sich und seiner Partei zu überzeugen. Große Aktionen würden sich nicht lohnen: „Ich bin relativ unbekannt. Bei diesen Veranstalt­ungen würde kaum jemand kommen“, sagt der Schwabmünc­hner und lacht. Der Wahlkampf werde aus Parteimitt­eln finanziert, die Plakate hänge er aber mit anderen Mitglieder­n auf, sagt Bachmeir. Das alles mache er neben seinem Beruf als Elektronik­er, extra Urlaub nahm er sich für die bevorstehe­nden Wahlen keinen.

Die Chancen, tatsächlic­h in den Land- und/oder Bezirkstag einzuziehe­n, schätzt Bachmeir als gering ein. Ein Wert von zwei Prozent für die Piraten – so wie bei der letzten Wahl in Bayern – würde er als Erfolg bewerten. Eine wichtige Botschaft hat der 40-Jährige noch: „Leute, geht wählen – und zwar alles außer der AfD. Nicht zu wählen ist die schlechtes­te Alternativ­e.“

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Foto: Michael Lindner Wilfried Bachmeir, Kandidat für die Pi ratenparte­i.

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