Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Wir haben uns in den Jahren entwickelt“
Kandidatenporträt Wilfried Bachmeir geht für die Piratenpartei bei der Landtags- und Bezirkstagwahl an den Start. Was sich der 40-jährige Schwabmünchner ausrechnet und für welche Themen er sich einsetzen möchte
Schwabmünchen Vor einigen Jahren war die Piratenpartei in aller Munde. Sie zog 2011 und 2012 in die vier Landesparlamente in Berlin, Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ein; bei bundesweiten Umfragen erreichte sie bis zu zehn Prozent. In dieser Hochphase wurde auch der Schwabmünchner
Wilfried Bachmeir Mitglied der Piraten. Jetzt, sechs
Jahre später, kandidiert er sowohl für den Landtag als auch für den Bezirkstag. Dabei bezeichnet sich der 40-Jährige gar nicht als typisches Parteimitglied.
Der Elektroniker kenne sich zwar einigermaßen mit Computern aus, aber ein Nerd sei er deswegen noch lange nicht, sagt er und lacht. Zu den Piraten kam Bachmeir, weil sie für ihn die „gemäßigte Mitte“darstellen und ihre Veranstaltungen für alle Menschen offen sind – auch für Nicht-Parteimitglieder. Der Erfolg der Piraten hatte einen einfachen Grund: „Wir waren damals die Protestpartei, jetzt ist es die AfD“, sagt Bachmeir, der sofort hinterherschickt: „Das ist aber die einzige Parallele zur AfD.“
Bachmeir erzählt, dass sich die ehemalige Ein-Thema-Partei, die sich zu Beginn fast ausschließlich mit dem Datenschutz beschäftigte, in den vergangenen Jahren deutlich entwickelt habe. Eines der wichtigsten Themen für den 40-Jährigen betrifft die innere Sicherheit. Er fordert mehr Polizisten statt Pferde und Videoüberwachung: „Wir haben viel zu wenig Personal, die auch noch Überstunden ohne Ende machen. Das kann so nicht weitergehen.“Das Thema Bodycam – eine von Polizisten sichtbar getragene Videokamera, die zur Dokumentation des Geschehens eingesetzt wird – sei bei den Piraten ein kontroverses Thema. Er selbst sei für den Einsatz der Kameras im Ernstfall.
Neben dem Thema Bildung sind Bachmeir regenerative Energien wichtig. Er sei sich im Klaren, dass man große Kraftwerke beispielsweise für die Schwerindustrie benötige, allerdings müsse man zurück zur Natur und zur Selbstversorgung. „Wir haben uns in Deutschland die Technik und das Know-how angeeignet und verdienen damit Geld. Wir müssen deshalb technisch weiter an der Spitze bleiben, denn billig produzieren kann jeder“, sagt der Schwabmünchner. Aus diesem Grund müsse die Bildung im Land gestärkt beziehungsweise verbessert werden. Ein großes Anliegen ist ihm die Landwirtschaft: „Landwirte pflegen unsere Kulturlandschaft.“Es dürfe nicht nur darum gehen, was in der Landwirtschaft verboten werde, sondern auch darum, welche Alternativen es stattdessen gibt. Sonst werde es auch in Zukunft immer weniger Landwirte geben.
Bachmeir versucht die Wähler über Plakate und Infostände von sich und seiner Partei zu überzeugen. Große Aktionen würden sich nicht lohnen: „Ich bin relativ unbekannt. Bei diesen Veranstaltungen würde kaum jemand kommen“, sagt der Schwabmünchner und lacht. Der Wahlkampf werde aus Parteimitteln finanziert, die Plakate hänge er aber mit anderen Mitgliedern auf, sagt Bachmeir. Das alles mache er neben seinem Beruf als Elektroniker, extra Urlaub nahm er sich für die bevorstehenden Wahlen keinen.
Die Chancen, tatsächlich in den Land- und/oder Bezirkstag einzuziehen, schätzt Bachmeir als gering ein. Ein Wert von zwei Prozent für die Piraten – so wie bei der letzten Wahl in Bayern – würde er als Erfolg bewerten. Eine wichtige Botschaft hat der 40-Jährige noch: „Leute, geht wählen – und zwar alles außer der AfD. Nicht zu wählen ist die schlechteste Alternative.“