Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gymnasium: Bauboom lässt Kosten explodieren
Großprojekt Für das neue Paul Klee auf dem Festplatz sollen mehr als 70 Millionen Euro fällig werden. Dennoch sagt Landrat Martin Sailer: „Das ist kein Luxus“
Gersthofen/Landkreis Augsburg Laufen dem Landkreis beim Bau des neuen Gersthofer Gymnasiums die Kosten davon? Für das Großprojekt auf dem Festplatz – Baubeginn soll 2021 sein – rechnet die Bauverwaltung des Landkreises mit Kosten von weit über 70 Millionen Euro. Die aktuelle Schätzung, die am Dienstag im Bauausschuss des Landkreises vorgestellt worden ist, liegt bei 72,95 Millionen Euro.
Zur Erläuterung verwies Kreisbaumeister Frank Schwindling auf die allgemeine Preissteigerung am Bau, wo die Preise derzeit durch die Decke gehen. Hatten Verwaltungen in den vergangenen Jahren mit einer jährlichen Preissteigerung von durchschnittlich 2,5 Prozent gerechnet, nähert sich dieser Wert inzwischen der Fünf-Prozent Marke. Eine Beruhigung sei nicht in Sicht, sagte Schwindling.
Die Baubranche boomt, hinzu kommen Schulbauprogramme, welche die Nachfrage nach Baufirmen und Handwerkern zusätzlich erhöhen. So müssen Schätzungen des Städtetags zufolge allein in Bayern wegen der Wiedereinführung des G9 rund 600 Millionen Euro verbaut werden. Schwindling: „Die Firmen sind voll, es gibt kaum noch Angebote und damit fehlt der Wettbewerb.“
Unter dem Strich bedeutet das, dass der Landkreis zwischen Planungsund Baubeginn in drei Jahren mit einer Kostensteigerung von 14 Prozent kalkulieren muss. In Euro ausgedrückt: Fast neun Millionen.
In den vergangenen Jahren hatte der Landkreis die Sanierung und Erweiterung des Paul-Klee-Gymnasiums mehrfach verschoben, ehe die Stadt Gersthofen den Festplatz für einen Neubau der Schule frei- machte. Pläne für einen Ausbau der bestehenden Schule, die man lange verfolgt hatte, wurden damit hinfällig. Der Raumbedarf am Paul Klee ist aufgrund steigender Schülerzahlen und der Wiedereinführung des G9 im Laufe der Jahre und Planungen deutlich gewachsen.
Landrat Martin Sailer (CSU) dich ausdrücklich hinter das Vorhaben. „Es hilft ja nichts.“Der Kreis wolle eine Schule für die nächsten 50 Jahre bauen und deshalb sei ihm Qualität wichtig. Sailer: „Das ist kein Luxus.“Stefan Steinbacher (Freie Wähler) wollte die Summen dagegen nicht so einfach hinnehmen und warnte: „Wenn die Konjunktur in fünf Jahren schlechter läuft, dann haben wir ein Problem.“Vetreter anderer Fraktionen verteidigten die Größenordnung dagegen als notwendige Investition in die Bildung und äußerten die Hoffnung, dass es vielleicht nicht ganz so schlimm kommen werde.
Im Vergleich mit dem Schmutterstellte tal-Gymnasium in Diedorf, das für das achtjährige Gymnasium und vier Klassen je Jahrgangsstufe geplant worden war, wird das Gersthofer Gymnasium deutlich größer. In Diedorf reichen gut 6000 Quadratmeter Hauptnutzfläche, in Gersthofen werden es fast 9000.
Gestartet war das Vorhaben ursprünglich als Generalsanierung des bestehenden Gymnasiums für rund 52 Millionen Euro. Das Projekt war von vorneherein umstritten, weil der Unterricht während der Bauphase in einem Behelfsgymnasium auf dem Festplatz hätte organisiert werden müssen. Heute weiß man, dass die Sanierung angesichts der zu erwartenden Schülerzahlen ein Irrweg war.
Als der Landkreis dann auf einen Neubau umschwenkte, waren zunächst Kosten von gut 60 Millionen im Gespräch. Das war allerdings eine grobe Kostenschätzung, zudem verzögerte sich das Vorhaben, weil die Planer noch einmal von vorne anfangen mussten.
Entworfen haben sie drei ineinander übergehende dreigeschossige Baukörper mit Lichthöfen und eine halb abgesenkte Turnhalle. Vorgesehen sind insgesamt 47 Klassenzimmer und Ausweichräume, weil das neue Gersthofer Gymnasium fünfzügig werden soll. Für ausreichend Parkplätze soll eine Tiefgarage (90 Plätze) sorgen, um Platz für die Außenanlagen zu haben. Vorgesehen sind ein unter anderem großzügiger Grüngürtel, Allwetterplatz, Beachvolleyballfeld und ein Schulgarten.
Insgesamt sollen rund 1000 Schüler Platz finden, zudem sind noch Reserven für ein paar Klassen mehr eingeplant. Sollte das Paul Klee jedoch noch stärker wachsen, dann sei keine zusätzliche Erweiterung der Schule mehr gedacht, sagte Sailer.
»Hauptteil, Seite 31