Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Wiggerl und das liebe Geld

- VON ULI BACHMEIER

Vjub@augsburger-allgemeine.de

orurteile sind hartnäckig. Gebrauchtw­agenhändle­r, Versicheru­ngsvertret­er, Journalist­en, Politiker und eine Reihe weiterer Berufsgrup­pen werden fast tagtäglich mit Vorurteile­n konfrontie­rt. Eine Spezies hat es in der Hinsicht besonders schwer: die Wiesnwirte.

Das liegt nicht nur an dem oft rauen Ton auf dem Oktoberfes­t oder an einer gewissen Bauernschl­äue, ohne die ein Wirt es nicht weit bringt. Es liegt vor allem an dem eisernen Schweigen über den Gewinn, den ein Wirt macht. Nur einmal wurde eine konkrete Zahl bekannt: 3,3 Millionen Euro (vor Steuern) verdiente der frühere Wiesnwirt Sepp Krätz mal während eines Oktoberfes­tes. Er musste die Zahl nennen, als er wegen Steuerhint­erziehung vor Gericht stand.

Nun ist ausgerechn­et der dienstälte­ste Wieswirt, Wiggerl Hagn, 78, unter Verdacht geraten, seinen Umsatz gegenüber der Stadt zu niedrig angegeben zu haben. Auf Grundlage des Umsatzes wird seit 2017 eine Pacht erhoben. Bei Hagn soll es um einen sechsstell­igen Fehlbetrag gehen. Seit 57 Jahren ist „der Wiggerl“Wirt auf der Wiesn. Das Ergebnis der Nachprüfun­g traf ihn ins Mark. Doch er durfte dabei etwas Schönes erleben: Kaum einer sagt in München, er habe es immer schon geahnt. Die Mehrheit der Wiesn-Kenner glaubt, dass ihm einfach ein Fehler passiert ist.

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