Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Auf dem Niveau der Sepplhosen
Lesung Der Kabarettist Christian Springer rechnet im Ballonmuseum Gersthofen mit der bayerischen Politik ab
Gersthofen „Das heute ist kein Kabarett, das wissen Sie – und deshalb sind Sie gekommen!“, begann Christian Springer, der zu den bekanntesten Kabarettisten Bayerns gehört, seine Lesung im Gersthofer Ballonmuseum. Recht hatte er: Das, was er aus seinem neuen Büchlein „Die Antwort auf Söders Kreuz“, vorlas, war alles andere als kabarettistisch – doch durchaus frappierend, auch ironisch – einfach auch politisch hochinteressant.
Dass Springer, der normalerweise auf der Bühne steht, dass Vorlesen am Tisch schwer fällt, bekamen die Zuhörer im Ballonmuseum gleich mit: Überwiegend erzählte der 53-jährige geborene Münchner, auf was er beim Recherchieren alles gestoßen ist, was er alles, historisch sehr fundiert, erforscht hat, um die „Antwort auf Söders Kreuz“zu geben.
Warum schreibt er überhaupt Bücher, die man „gut im Omnibus“lesen kann? Weil er das, worüber er sich aufregt, zu Papier bringen muss; Horst Seehofer hat er einmal einen 88-seitigen Brief geschrieben; der aber hatte keine Zeit, diesen zu lesen, so wurde halt ein Büchlein daraus, „Landesvater, cool down!“Aus dem las Springer aber ebenso wenig wie aus „Wir müssen die Freiheit aushalten“. „Religion ist benutzt worden für den Wahlkampf“: So sieht Springer den Söderschen Erlass, dass künftig in den Eingängen bayerischer Behörden ein christliches Kreuz zu hängen habe. Ein Erlass, der auf „brutalen Gegenwind“aus katholischer Seite gestoßen war – und auch die Mehrheit der Christen in Bayern verlange nicht, dass ein Kreuz in Behörden hänge, meinte Springer, der „Glauben für eine private Angelegenheit“hält, selbst gläubig ist, katholisch aufgewachsen ist.
Er sei ein Fan der Aufklärung und heute seien „wir weit zurück“, ja fast in der „Finsternis“. Bayern verkaufe sich auf niedrigstem Niveau, auf dem der ledernen Sepplhosen. Dabei reiche ein Blick, und der Autor gab da einen sehr fundierten Blick, auf die Zeit der Aufklärung um 1750, als der bayerische Kurfürst Max III. Joseph sich zum Frieden bekannte, Standesämter einführte, staatliche Schulen einrichtete, die Akademie der Wissenschaften baute. „Schade, dass man diese Zeit aus der bayerischen Geschichte ausgelöscht hat.“Weiter spricht Springer über das Auf und Ab der wechselvollen Geschichte, bringt den Bezug zum Heute. Und dabei berichtet Springer über die Eröffnung von Münchens erster Moschee durch den damaligen Ministerpräsidenten Alfons Goppel in München Freimann, mit der man planmäßig Islamisten in München installiert habe. Komplexe politische Ereignisse, die heute keiner mehr weiß – und für die Springer gerne die Medien interessieren würde. Er selbst sei dafür, dass „wir Moscheen haben, aber zum Beten.“Seine Arbeit in der Flüchtlingshilfe im Libanon und Syrien flicht Christian Springer, Gründer des Vereins „Orienthelfer“, ebenso ein in seinen Erzählabend wie Kindheit und Jugend und das Studium der Semitistik. Schließlich gibt er doch noch einen Einblick in das Büchlein „Wir müssen Freiheit aushalten“, verbunden mit dem Aufruf zum Mut und: „Gehen Sie zum Wählen, das ist eine große Freiheit.“