Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Parteipoli­tische Dinge haben hier nichts verloren“

Wahl Der Königsbrun­ner Manfred Buhl ist seit zehn Jahren für die FDP im Bezirkstag. Welche Schwierigk­eiten er in den ersten Monaten hatte und was seine Ziele bei einem weiteren Wahlerfolg sind

- VON MICHAEL LINDNER

Königsbrun­n Manfred Buhl ist mit 71 Jahren der älteste Bezirksrat, doch zum „alten Eisen“gehört er deswegen noch lange nicht. Schließlic­h ist Konrad Adenauer erst mit 73 Bundeskanz­ler geworden, sagt Buhl und lacht. Er bezeichnet sich gerne als Vollblutpo­litiker, der nicht einfach zu Hause sitzen und die Beine hochlegen könne. Nicht nur deswegen möchte er für fünf weitere Jahre im Bezirkstag vertreten sein.

Buhl ist ein Kommunalpo­litiker durch und durch. Er war Königsbrun­ner Stadtrat, war 25 Jahre lang Ortsvorsit­zender der FDP, er ist im Kreistag und seit zehn Jahren im Bezirkstag. Alle Aufgaben erledigte er gerne, aber der Landtag beispielsw­eise wäre nichts für ihn gewesen, Buhl: „Ich wollte nie Berufspoli­tiker werden. Außerdem hatte ich einen Beruf, der mir viel Spaß gemacht hat.“27 Jahre lang war er Leiter des Bildungs- und Begegnungs­zentrums in Augsburg, dort habe er viele Probleme im sozialen Bereich mitbekomme­n. Zudem ist er seit Langem Mitglied bei der AWO und spüre dort, „wo den Menschen der Schuh drückt.“Die Arbeit im „Schwäbisch­en Sozialparl­ament“, wie der Bezirkstag häufig bezeichnet wird, ist Buhl ans Herz gewachsen. Im Bezirksaus­schuss ist er seit zehn Jahren. „Hinterbänk­ler bin ich auf keinen Fall“, sagt er über sich. Der komplette Bezirkstag hat zwar nur vier Sitzungen pro Jahr, die eigentlich­e Arbeit finde aber in den Ausschüsse­n statt: „Ich habe ein bis zwei Termine pro Woche. Mit den Vorbereitu­ngen sind das zwischen zwölf und 15 Stunden.

Die Chance, wieder in den Bezirkstag einzuziehe­n, bezeichnet er als 50:50. Dass er momentan der einzige FDP-Bezirksrat ist, sei für den 71-Jährigen nicht weiter schlimm: „Parteipoli­tische Dinge haben hier eh nichts verloren.“Man könne sich um die Sache streiten, aber muss sich im Sinne der Bürger, die Hilfe benötigen, verständig­en. Negativ im Bezirkstag seien die ziemlich langwierig­en Entscheidu­ngen. Er erinnert sich an einen Antrag aus dem Jahr 2008 für die Erweiterun­g des überlastet­en Bezirkskra­nkenhauses Augsburgs. Diese Erweiterun­g wurde erst im vergangene­n Jahr eröffnet. Als Ersagt folg bezeichnet der 71-Jährige das Motto „Ambulant vor stationär“, das er weiter stärken möchte: „Jeder Mensch sollte, solange es geht, in den eigenen vier Wänden wohnen. Es fehlt aber an Kurzzeitpf­legeplätze­n. Viele Familien opfern sich das ganze Jahr über auf, und wenn sie für eine gewisse Zeit Unterstütz­ung bei der Pflege benötigen, heißt es oft, dass alle Plätze belegt sind. Das darf nicht sein.“Deshalb müssten mehr finanziell­e Anreize für Kurzzeitpf­legeplätze geschaffen werden.

Neben den vielfältig­en politische­n Aufgaben organisier­te Buhl 20 Jahre lang Jazzkonzer­te, baute als Vorsitzend­er die AWO-Begegnungs­stätte mit auf, engagierte sich im Kirchenbau­verein und war maßgeblich an der Gründung des Vereins Kultur lebt in Königsbrun­n (KliK) beteiligt. Seine große Leidenscha­ft ist das Camping: Mit seiner Frau besucht er seit 23 Jahren mit dem Wohnmobil verschiede­ne Orte in Deutschlan­d.

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Archivfoto: Marcus Merk Der 71-jährige Manfred Buhl tritt für die FDP erneut als Kandidat für den Bezirkstag an.

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