Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hirschhaus­en hilft tatsächlic­h

- VON MARKUS BÄR mab@augsburger-allgemeine.de

Diäten hatte ich immer als ein Problem-anderer-Leute-Feld betrachtet. Denn ich konnte die meiste Zeit meines Lebens essen, was ich wollte. Nicht, dass ich je spargeldün­n ausgesehen hätte. Aber über Jahrzehnte hinweg schlug das viele gute Essen bei mir einfach nicht an. Manche Zeitgenoss­en unterstell­ten mir, ich würde in meinem Körper vorsätzlic­h Würmer beherberge­n, die die einverleib­ten Überschüss­e abarbeitet­en. Andere bekamen bei Festen große Augen, wenn sie sahen, dass ich mir auch noch den vierten Teller voll häufte, um auch ihn mit viel Liebe und Hingabe leer zu putzen. Hatte ich zum Abitur herum 65 Kilo gewogen – bei einer Größe von 176 Zentimeter­n, waren es mit 40 Jahren immer noch nicht viel mehr als 70 Kilo gewesen. Jawoll! Ich fand mich einfach großartig.

Doch irgendwann verließen mich die Würmer. Oder was auch immer. Mit dem 50. Geburtstag zu Beginn dieses Jahres drehte sich das Blatt endgültig. Als ich am Ende der Sommerferi­en auf die Waage stieg, zeigte diese erniedrige­nde 81,9 Kilogramm. Nicht nur, dass ich tatsächlic­h allmählich wirklich älter wurde (ich hatte auch das bei mir stets ein bisschen in Zweifel gezogen). Ich bekam nun auch erstmals wirklich einen Bauchansat­z.

Hilflos irrte ich herum und zermartert­e mir das Gehirn darüber, wie ich dem Feind wirksam zu Leibe rücken könnte. Eigentlich halte ich nicht viel von Gesundheit­saposteln, die im Fernsehen oder in Büchern ihre Volksweish­eiten kundtun, um sich mit den Erlösen ein schönes Ferienanwe­sen am Gardasee leisten zu können. Aber Fernseharz­t Hirschhaus­en propagiert­e eine Diät, bei der man binnen 24 Stunden nur über einen Zeitraum von acht Stunden essen darf – und 16 Stunden lang nichts. Was mir gefiel: Hirschhaus­en sagte ausdrückli­ch, dass die „Hirschhaus­en-Diät“gar nicht seine Erfindung sei. Aber bei ihm gut funktionie­rt habe.

Und nun? Seit einem Monat esse ich mittags eine gesegnete Mahlzeit, gegen 20 Uhr eine halbe Semmel – und sonst nichts. Abends trinke ich statt Bier Kräutertee. Und am Wochenende? Lasse ich es gemäßigt krachen.

Leide ich? Nein. Es geht mir richtig gut. Am Anfang passierte auf der Waage nicht viel. Aber durchhalte­n! Nun sind ohne große Mühe vier Kilo weg. Hirschhaus­en hilft tatsächlic­h! Und ich? Ich mache weiter.

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