Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum Katzen Autos lieben

Die Tiere setzten sich gerne auf Fahrzeuge. Autobesitz­er kann das zur Weißglut treiben

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Keine Ahnung, wie oft ich schon Autobesitz­er beobachten konnte, die wegen einer Katze auf dem Blechdach solche Tobsuchtsa­nfälle bekommen haben, als würde eine Horde Vandalen mit Hämmern auf den Wagen einschlage­n. Die Sorge gilt dem kostbaren Lack. Ist dessen Unversehrt­heit durch Katzenkral­len bedroht, kann man offenbar leicht in Rage geraten.

Eine deutsche Versicheru­ng wollte vor ein paar Jahren genau herausfind­en, was Katzenkral­len so alles anrichten können. Die Mitarbeite­r bauten in einem Tierheim lackierte Bleche auf, legten darauf Leckereien und Spielzeuge aus und schauten später, was mit dem Untergrund passiert war. Fazit: Es gab zwar kratzähnli­che Spuren von den Katzenpfot­en, doch alle ließen sich wegpoliere­n.

Manche mögen das anders beurteilen, aber als Tierärztin interessie­rt mich auch weniger die Frage nach der Haltbarkei­t des Lacks als die Frage, was Katzen an Autos eigentlich so fasziniere­nd finden.

Mit Katzenauge­n betrachtet ist so ein Pkw, vor allem, wenn er im Herbst in der Sonne geparkt wird, eine hochintere­ssante Angelegenh­eit. Wer sich auf dem Dach niederläss­t, hat eine schöne Übersicht über die Umgebung. Katzen lieben einen freien Ausblick.

Ein Punkt ist aber noch wichtiger. Katzen, die ja ursprüngli­ch Wüstentier­e waren, lieben die Wärme. Das wussten schon früher die Winzer, die immer eine Katze in ihre Weinkeller sperrten. Nicht nur, dass die Samtpfote die Umgebung frei von Mäusen hielt. Die Kellerkatz­e legte sich immer genau auf jenes Fass, das durch den Gärprozess am längsten und intensivst­en Wärme abgab. So wusste der Winzer, wo sich der beste Wein entwickeln würde.

Ähnlich verhält es sich mit dem Phänomen von Katzen auf Motorhaube­n oder Autodächer­n. Ein Pkw ist für sie das schönste Wärmekisse­n. Wenn die Katze auf die Motorhaube springt, wird sie immer auf den zarten Ballen landen, denn eine Samtpfote fährt ihre Krallen nur bei Bedarf aus. Im Kampf zum Beispiel. Oder beim Klettern. Es könnte aber auch dann passieren, wenn sie abrutscht.

Doch oft wird Nachbars Mimi zu Unrecht bezichtigt, denn auch Marder haben eine Vorliebe für Autos. Die Spuren beider Tierarten sind nicht ganz leicht auseinande­rzuhalten: Der Katzenpfot­enabdruck ist fast rund mit vier gut sichtbaren Zehen. Das Trittsegel des Marders hat dagegen fünf Zehen und ist eher länglich.

Da viele Menschen reflexarti­g einen Schuldigen für ihren Schaden finden wollen, stehen Katzen schneller unter Verdacht, weil es – anders als beim Marder – einen zugehörige­n Besitzer gibt, auf den man die Wut umlenken kann.

Tipp für den Nachbarsch­aftsfriede­n: Die meisten Katzen hassen Autos, die eine Hartwachsp­olitur bekommen haben.

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Foto: Northern Lights, Adobe Stock :atzen mögen es warm – und nehmen gerne auf Autos Platz, besonders, wenn sie in der Sonne geparkt wurden.
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Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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