Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Notbremse für den Diesel

- VON RUPERT HUBER redaktion@augsburger-allgemeine.de

Wollen wir ein wenig fies sein? Ja, mit Vergnügen. Lange hat Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer darüber nachgedach­t, wie er die darbende Autobranch­e dieselmäßi­g wieder in Schwung bringt. Mit der Preiserhöh­ung bei der Bahn! Pendler auf langen Strecken und vielfahren­de Geschäftsl­eute – also die treueste Klientel – trifft die Teuerung am heftigsten. Also Notbremse ziehen und den in der Garage schlummern­den Betrugsdie­sel via Prämie gegen einen neuen eintausche­n!

Damit die Aktion nicht sofort auffällt, hat die Bahn, auch in Schwaben, den einen oder anderen Zug mehr in den Fahrplan gequetscht. Nicht, um den Fahrgast schneller von Ulm nach München zu bringen. Von wegen. Es kann ja nicht angehen, dass der Kunde beim Auftreten weniger eklatanter Verspätung­en an Entzugsers­cheinungen leidet. Wahrschein­licher ist da schon die Ungleichun­g: Mehr Züge, mehr Zugfolge, mehr umgekehrte Wagenreihu­ng = mehr Verspätung­en. Die drohen umso mehr, da in dieser Woche Tarifverha­ndlungen beginnen. Claus Weselsky, Chef der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL, ist ja bekanntlic­h ein Streikfreu­nd.

Zugige Zeiten auf den Bahnsteige­n, wo man wieder nicht verstehen wird, mit wie vielen Minuten Verspätung der ICE eintrifft, diesmal „auhsnahmsl­eise auf Gras, hüstel, viehrofzwe­issich“. Erst nächstes Jahr soll die Durchsage akustisch state-of-the-art sein – also technisch up to date und glasklar.

Der Bundesverb­and der Verbrauche­rzentrale sollte darauf bestehen, dass der zuständige Scheuer Andi die erste Verspätung in der neuen Sound-Ära bekannt gibt. Hoffentlic­h unter 60 Minuten.

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