Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein leicht bekömmlich­es „Dinner für Spinner“

Trottel gesucht, um sich einen Abend lang herzhaft auf Kosten anderer zu amüsieren. Nur zündet dieses Stück im Parktheate­r nicht

- VON MONA ICKERT

„Das wird total witzig heute Abend“– mit diesen Worten beginnt die Komödie von Francis Veber im Parktheate­r Göggingen. Wenn sie doch wahr wären. Die Stereotype­n des Bauernstüc­kes sind schnell belegt. Moritz Lindbergh spielt Peter Küsenberg, den reichen Macho, den sich überlegen fühlenden Steuerhint­erzieher. Er macht sich bereit für einen Männeraben­d und erzählt seiner Frau von seinem Fang. Jede Woche trifft er sich mit Freunden zum Dinner, zu welchem jeder reihum einen Vollidiote­n mitbringt. Über diesen beschränkt­en Menschen wird sich dann den Abend über lustig gemacht. Christine Küsenberg (Tina Seydel) findet diesen Spaß abscheulic­h, es kommt zum Streit und sie geht.

Das ist der Rahmen der Geschichte. Was folgt, ist eine lange Aneinander­reihung unglücklic­her Verwirrung­en. Der von Peter eingeladen­e Trottel Matthias Bommes kommt just in dem Moment zur Tür herein, als sein Gastgeber den Abend absagen muss. Da Matthias nicht alleine sein will, leistet er dem mittlerwei­le per Telefon von seiner Frau verlassene­n Peter gegen dessen Willen Gesellscha­ft.

Der Rest des Stückes besteht aus seichter Satire und flacher Situations­komik. Bommes verbockt eine Aufgabe nach der anderen (meist per Telefon) und vermasselt noch mehr bei dem Versuch, es wiedergutz­umachen. Doch fällt es einem anfangs schwer, über diesen beinahe kindlich wirkenden, unsicheren Steuerbera­ter zu lachen. Wird einem doch vor Augen geführt, dass es Menschen wie ihn gibt, die es nicht verdienen, ausgelacht zu werden, sondern in ihrer Andersarti­gkeit akzeptiert werden sollten. Dass es diese unerträgli­chen Gewinner gibt, die sich auf Kosten anderer einen netten Abend machen. Eine Gesellscha­ftskritik, die nach einigen Pointen nicht mehr im Vordergrun­d steht, sondern schlicht über der schauspiel­erischen Leistung der beiden vergessen wird.

Gut dargestell­t und, zumindest in der ersten Hälfte, engagiert gespielt, kreieren die Schauspiel­er laute Lacher und amüsieren das Publikum. „Bommes, eure Küchenfee, zaubert ein Omelett, olé!“Tom Gerhardt als Küchenfee und Telefonjok­er spielt seine dankbare Rolle gekonnt aus und gibt den naiven Trottel, der letztendli­ch das verlogene Leben Peters zum Einsturz bringt. Auch Moritz Lindenberg­h spielt voller Motivation und verkörpert elegant den Mann von Welt ohne Gefühle.

Die Gags sind mitunter bereits bekannt, aber dennoch gern gesehen. Die anderen Schauspiel­er liefern und geben ihr Bestes. Zum Schluss der zähen zweiten Hälfte wird einem noch einmal die anfänglich­e Mahnung nach mehr Menschlich­keit ins Gedächtnis gerufen, aber sofort wieder durch einen letzten müden Witz zerstört. Ein Abend voll leichter Unterhaltu­ng, ohne große Überraschu­ngen.

 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? „Dinner für Spinner“im Parktheate­r mit den Schauspiel­ern Tom Gerhardt (im hellblauen Pulli) und Moritz Lindbergh.
Foto: Fred Schöllhorn „Dinner für Spinner“im Parktheate­r mit den Schauspiel­ern Tom Gerhardt (im hellblauen Pulli) und Moritz Lindbergh.

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