Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Weiterbildung für Menschen mit Handicaps
Die Lebenshilfe Augsburg will mit einem Pilotprojekt für mehr Teilhabe sorgen
Region Menschen mit Behinderung findet man in Augsburg kaum bei herkömmlichen Weiterbildungsträgern, denn bisher ist deren Teilhabe am Erwachsenenbildungsangebot noch nicht üblich. Die Träger haben keine Erfahrung in der Inklusion von Menschen mit Handicap im Weiterbildungs- und Kulturbereich. Jedoch sind auch diese an Kultur und Weiterbildung interessiert.
Ein von der Lebenshilfe Augsburg ins Leben gerufenes Pilotprojekt soll Abhilfe schaffen. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Augsburg-Stadt sollen bereits bestehende Angebote in Weiterbildung und Kultur für ein breiteres Publikum geöffnet und zusätzliche entwickelt werden. Ziel ist, dass auch Menschen mit Einschränkungen die Möglichkeit bekommen, am örtlichen Erwachsenenbildungsangebot der Vhs teilzunehmen.
Es ist ein Modellprojekt für die Stadt Augsburg, das mit finanzieller Unterstützung der bekannten Soziallotterie „Aktion Mensch“ab 1. Januar 2019 an den Start gehen kann, teilt die Lebenshilfe mit. Dazu werde eine neue Stelle geschaffen. „Wir freuen uns schon auf Bewerbungen von erfahrenen pädagogischen Fachkräften und Leitungspersonen, die Freude daran haben, diese besondere Aufbauarbeit zu leisten“, sagt die Leitung der Offenen Hilfen, Sabine Hollstein.
Zunächst sollen vor allem Menschen mit Behinderung, Schulabsolventen wie Werkstattgänger, Migranten und Senioren von den neuen Angeboten profitieren – bei letzteren auch im Hinblick auf lebenslanges Lernen. Sabine Hollstein: „Die inklusiven Kurse sind speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung ausgerichtet. Aber natürlich stehen die Kurse auch allen interessierten Menschen ohne Behinderung offen. Der Unterschied zum offiziellen Kursprogramm ist, dass die Lernschritte langsamer, vereinfacht und in einfacher Sprache erfolgen.“Ein barrierefreier Zugang zum Kursangebot sei jederzeit gewährleistet, beispielsweise durch ein Programmheft in leichter Sprache, klare Beschilderung der Kursräume mit Symbolen der leichten Sprache, eine Induktionsschleife sowie geschulte Kursbegleiter.
Bei der Stadt Augsburg wird die Initiative sehr begrüßt. Sozialreferent Stefan Kiefer bekräftigt: „Trotz guter Strukturen fehlt es in der Stadt an vielen Stellen an einer niederschwelligen Zugänglichkeit von Kulturangeboten für betroffene Menschen mit Behinderung. Sie haben häufig das Problem, eine geeignete Anlaufstelle für ihre spezielle Lebenslage zu finden. Umso mehr freut es uns, dass die Lebenshilfe Maßnahmen zur Umsetzung einer am Leitgedanken der Inklusion orientierten Erwachsenenbildung ergreift.“
Eine dieser Maßnahmen ist die Schaffung eines Mitspracheorgans, das aus Menschen mit und ohne Behinderung besteht und das Projekt in allen Belangen mitgestalten, beraten und begleiten soll.