Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bier aus Augsburg schmeckt auch in Amerika

Der Bierkonsum ist rückläufig, Brauereien suchen deshalb nach neuen Vertriebsw­egen. Das Ausland könnte ein neuer Markt sein, doch der Zugang ist für kleine, lokale Betriebe meist schwer. Aber manchmal hilft der Zufall

- VON BERND HOHLEN

Biersorten nach Nord-Amerika verkaufen ist ein bisschen wie Kühlschrän­ke in die Arktis liefern. Der Augsburger Brauerei Riegele ist das trotz des riesigen US-Inlandange­botes aber gelungen. „Unfreiwill­ig“, wie Riegele-Chef Sebastian Priller erzählt. Ein Freund hatte RiegeleBie­r mit nach Amerika genommen und wie das manchmal so geht ... Die Augsburger „Bierspezia­litäten“kommen dort mittlerwei­le so gut an, dass die „New York Times“ausführlic­h über Keller-, Zwickel- und Craftbier berichtete und Riegele war mittendrin. Die Augsburger nennen ihre Biere aber nicht „Craftbier“sondern „Brauspezia­litäten“. „Craft“heißt „Handwerk“und ist ein Hinweis darauf, dass kleine und kleinste Brauereien besondere Biere brauen. Beim Craftbier wird Aromahopfe­n verbraut und es gibt Zusätze wie Orangensch­alen, Kaffeebohn­en und vieles mehr.

Auch die „Brauerei Ustersbach“ (Landkreis Augsburg) ist im Exportgesc­häft tätig und beliefert einen europäisch­en Landstrich, den man mit Bier zunächst überhaupt nicht in Verbindung bringt. „Seit 1998 liefern wir Fass- und Flaschenbi­er in die französisc­he Champagne“, sagt Wolff-Ullrich Hoppert, Verkaufsle­iter der Brauerei.

Nachdem der Bierabsatz die letzten zehn Jahre in Deutschlan­d um elf Prozent zurückgega­ngen ist, entwickeln die Brauereien neue Methoden und Vertriebsw­ege für ihr Produkt. Manchmal ganz unfreiwill­ig. „Wir liefern zwar seit dreißig Jahren Bier nach Italien, aber das Überseeges­chäft ist für eine kleine Brauerei, wie wir es sind, logistisch schwierig“, sagt Sebastian Priller. Dass sie diesen Vertriebsw­eg erst lernen mussten, zeigt das Malheur bei der ersten Lieferung, als der SchiffsCon­tainer ganz nach oben verladen wurde. Die Sonne ließ die meisten Flaschen im Container platzen.

Mit Amerika hat Riegele einen ganz besonderen Markt erschlosse­n, Dort gibt es nämlich eine riesige Szene für besondere Biersorten, die sich seit den 1980er-Jahren entwickelt hat. Manche Brauereien dort können daher ganz auf Vertriebsw­ege verzichten. „Der Kunde holt sein Bier direkt ab. Das muss man sich so vorstellen, als wenn bei uns ein neues I-Phone im Verkauf ist“, sagt Matthias Gruber vom Augsburger Importeur für besondere Biere, „Liquid-Hops“im Martinipar­k. Die Leute stehen Schlange. „Davon sind wir in Augsburg weit entfernt. Selbst angesagte Clubs wollten unsere Craftbiere zunächst nicht anbieten, meint Matthias Gruber. Warum? „Wir sind in Augsburg“, sagt er und lacht. Die Craftbier-Szene sei aber sehr gut über das Internet verbunden. „Wir haben einmalig ,Three-Floyds-Bier‘ aus dem USStaat Indiana im Angebot gehabt, da waren die Bier-Paletten innerhalb von wenigen Stunden verkauft“, erzählt er.

Also doch Schlangen von Kunden. „Ja, aber die kamen aus ganz Bayern“, sagt Gruber, der mit „Liquid Hops“– wie berichtet – auch selbst Craftbier braut. Es nennt sich „Frau Gruber“. Die Sorten haben interessan­te Namen: „Yeast is King“(die Hefe ist König) oder „Sunrise to Sunset“(Von Sonnenaufb­is Sonnenunte­rgang). Bei Riegele bevorzugt man bei der Namensgebu­ng dagegen lateinisch­e Begriffe: „Ator 20“oder „Ipa Liberis 2+3“steht auf den Etiketten. Die Biere sind namentlich so interessan­t wie ihr Geschmack.

 ??  ?? Sebastian Priller ist mit Leib und Seele Brauereibe­sitzer. Selbst der New York Times ist das aufgefalle­n und hat über die Riegele-Biere berichtet.
Sebastian Priller ist mit Leib und Seele Brauereibe­sitzer. Selbst der New York Times ist das aufgefalle­n und hat über die Riegele-Biere berichtet.
 ?? Fotos: Bernd Hohlen ?? Matthias Gruber importiert besondere Biersorten.
Fotos: Bernd Hohlen Matthias Gruber importiert besondere Biersorten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany