Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kurioses Juwel feiert Jubiläum
Die Fuggerkapelle hat eine besondere Geschichte und ist wohl einzigartig. Warum und was es zu feiern gibt
Vor 500 Jahren, nämlich 1518, wurde die von Jakob Fugger „dem Reichen“gestiftete Fuggerkapelle in der Kirche St. Anna geweiht. Kunsthistorisch gesehen, ist die Kapelle herausragend. Es lohnt sich also, zum Weihejubiläum hin einen genaueren Blick auf das Gotteshaus in der Annastraße zu werfen. Denn nicht nur das Albrecht Dürer bei der Ausstattung mitgeholfen hat, es gibt auch noch andere spannende und teils kuriose Fakten zu berichten. Doch der Reihe nach.
Zwar wird gerne geschrieben, es handle sich bei der Fuggerkapelle um Deutschlands ersten Renaissancebau, doch das können Experten widerlegen. Richtig sei aber, so sagen sie, dass die Kapelle im heutigen Bayern das erste Renaissancegebäude war. Wer die Kapelle errichtet hat, ist bis heute unbekannt. Klar ist dagegen, dass es sich bei dem Nebeneinander der Kirche St. Anna mit der Fuggerkapelle um ein konfessionelles Kuriosum handelt. Schließlich ist die Kapelle katholisch und die Kirche St. Anna evangelisch Sie befinden sich rein architektonisch unter einem Kirchendach, sind sonst allerdings streng getrennt. Zwar gibt es in Deutschland mehrere sogenannte Simultankirchen – also Kirchen, die von zwei Konfessionen als Gotteshaus genutzt werden – doch eine Konstellation wie bei St. Anna und der Fuggerkapelle halten Experten für einzigartig in Deutschland und womöglich dem ganzen deutschsprachigen Raum. Da passt es auch, dass sich die einstigen Kontrahenten Luther und Fugger in den beiden Bauten fast Auge in Auge gegenüber stehen. Fugger ist auf dem linken Flügelbild der Fuggerorgel im Westchor der Kirche abgebildet, im Ostchor von St. Anna hängt das Porträt von Martin Luther. Wer jetzt Lust bekommen hat, diesen besonderen Ort zu besuchen, kann das mit einem Orgelkonzert zum Weihejubiläum verbinden. Organist Karl Maureen spielt Stücke von Johann Sebastian Bach bis zu klassischer Moderne.