Augsburger Allgemeine (Land Nord)

7. Kapitel

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Bei meiner Heimkehr fand ich einen Brief meines Vaters vor und las:

Lieber Viktor! Du wirst mit Ungeduld auf meinen Brief haben, der Dir das genaue Datum Deiner Rückreise zu uns angeben soll. Und eigentlich hatte ich erst die Absicht, Dir nur einige wenige Zeilen zu schreiben, die Dir sagen sollten, wann wir Dich hier erwarten. Aber das wäre eine grausame Schonung gewesen und ich wagte es nicht. Wie überrascht wärst Du gewesen, mein lieber Sohn, wenn Du anstatt eines frohen, herzlichen Willkommgr­ußes in ein Haus voll Trauer und Tränen gekommen wärest. Wie kann ich Dir nur unser Unglück schildern, Viktor?

Deine lange Abwesenhei­t hat Dich sicher nicht gefühllos für unsere Freuden und Leiden gemacht, und wie schwer wird es mir, meinem Sohne, der schon so lange in der Ferne weilt, wehe zu tun! Ich möchte Dich gern vorbereite­n auf das Furchtbare, was ich Dir sagen muß, aber ich weiß, es ist unmöglich. Ich sehe jetzt schon Deine Augen vorausflie­gen nach der Stelle, die Dir das Unheilvoll­e verkündet.

Wilhelm ist – tot!

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