Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kann man sich in Meitingen bald ein Auto teilen?
Die Freien Wähler wollen Carsharing ins Lechtal holen. Warum einige Marktgemeinderäte noch zögern
Meitingen Augsburg, Gersthofen und Stadtbergen haben es schon lange, und seit einigen Monaten gibt es das Angebot auch in Neusäß. Nun wollen die Freien Wähler das Erfolgsmodell der Stadtwerke auch ins Lechtal holen. Denn: Der Zuspruch zum Carsharing-Angebot der Augsburger Stadtwerke ist gewaltig.
Mittlerweile können in Augsburg und dem Umland an 57 Stationen Fahrzeuge für wenige Euro pro Stunde ausgeliehen werden. Wie Fraktionschef Fabian Mehring von Stadtwerke-Chef Walter Casazza erfahren hat, will das Unternehmen das Konzept in nächster Zeit auf die Kommunen des Landkreises ausweiten. In einem Antrag an den Marktgemeinderat forderten die Parteifreien deshalb die Kommunalverwaltung auf, in Kontakt mit den Stadtwerken zu treten, um eine Ausleihstation nach Meitingen zu holen. „Ein Blick auf die täglichen Staus auf der B2 genügt, um zu erkennen, dass der Individualverkehr dringend eine echte Verkehrswende mit zukunftsfähigen Alternativen benötigt“, sagt Mehring.
In der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats stellte Mehring das Carsharing-Konzept vor. Er machte deutlich, dass man zwar nicht wissen könne, ob das Ganze funktioniert. Dennoch sei es einen Versuch wert. So könnte in Meitingen beispielsweise auch ein Elektrofahrzeug zum Ausleihen bereitgestellt werden. „Ich kenne einige, die ein solches Auto mal ausprobieren wollen“, sagte Mehring.
Außerdem könnte er sich vorstellen, einen größeren Wagen, etwa einen Achtsitzer, in die Ausleih-Flotte aufnehmen zu lassen. Der Fraktionssprecher der Freien Wähler ging auch auf die Kosten für ein solches Angebot ein. Er rechnet mit 2500 bis 5000 Euro jährlich, die dafür an die Stadtwerke gezahlt werden müssen.
Als eine „vom Grundsatz her gute Idee“bezeichnete Werner Grimm, der Fraktionssprecher der SPD, den Vorstoß. Allerdings fragte er sich, ob Carsharing auch auf dem Land funktioniert. Er plädierte dafür, die Bürger darüber abstimmen zu lassen, ob sie diesen Service wünschen.
Lange Diskussionen über dieses Thema hatte es in der CSU-Fraktion gegeben. Das berichtete Claudia Riemensperger. Sie erklärte, dass man den Stadtwerken Stellplätze für die Autos zur Verfügung stellen könne. „Aber finanzieren wollen wir das Ganze nicht“, sagte sie.
Riemensperger sieht kein Potenzial für Carsharing in Meitingen. Außerdem verhindere ein solches Angebot nicht, dass die Bundesstraße weiterhin voll ist. Sie und ihre Fraktion wollen erst hören, wie das Carsharing in Neusäß angenommen wird. Außerdem sollten die Experten der Stadtwerke erklären, was sie Meitingen empfehlen würden und wie kostengünstig die Kommune das Angebot erhalten kann.
Rudolf Helfert von den Freien Wählern schlug dagegen vor, den Versuchsballon einfach mal steigen zu lassen. Dagegen wollte Michael Sartor (CSU) wissen, ob man das Auto nach einer Fahrt wieder in Meitingen abstellen muss oder auch an einem anderen Ort lassen kann.
Christian Deisenhofer (JBU) hätte gar keinen Schmerz, die Sache einfach mal auszuprobieren. Nach der ausführlichen Diskussion einigte sich der Marktgemeinderat schließlich darauf, einen Vertreter der Stadtwerke zu einer der nächsten Sitzungen einzuladen, damit die offenen Fragen geklärt werden können.