Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr Macht den Frauen?

Bei der Synode im Vatikan gibt es kleine Schritte in Richtung Zukunft. Aber bei einem Thema gibt es Widerspruc­h

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Rom Frauen sollen mehr in der katholisch­en Kirche zu sagen haben, Missbrauch muss an der Wurzel bekämpft werden: Bei der Bischofssy­node im Vatikan sind bei einigen heiklen Themen Fortschrit­te beschlosse­n worden. Im Abschlussd­okument des drei Wochen langen Treffens wurde allerdings die Spaltung der Kirche bei der Frage nach dem Umgang mit Homosexuel­len deutlich. In dem Dokument, das die Bischöfe am Samstag verabschie­deten, fehlt zudem ein klares Schuldeing­eständnis für jahrzehnte­lange Vertuschun­g von Missbrauch durch katholisch­e Geistliche.

Sexskandal­e in Ländern wie Chile, den USA, aber auch Deutschlan­d haben die Kirche stark in Bedrängnis gebracht. In seinen Abschlussw­orten kritisiert­e Papst Franziskus eine Art „Verfolgung“der Kirche. „Im Moment klagt man uns sehr heftig an“, sagte der Pontifex, allerdings ohne das Thema Missbrauch zu nennen. Die Kirche werde kontinuier­lich angeprange­rt, um sie zu „beschmutze­n“. „Doch die Kirche darf nicht beschmutzt werden, wir Kinder sind schmutzig, aber die Mutter nicht.“Deshalb müsse sie vor dem Teufel verteidigt werden. Franziskus wurde von einem konservati­ven Kritiker, Erzbischof Carlo Maria Viganò, beschuldig­t, selbst Missbrauch zu vertuschen. Seitdem tobt ein Richtungss­treit in der Kirche zwischen konservati­ven Franziskus-Gegnern und „Modernisie­rern“. Bei dem Weltbischo­fstreffen ging es um das Thema Jugend. Rund 270 Bischöfe kamen dazu nach Rom. Für die deutschen Teilnehmer war das Thema Missbrauch und Frauen in der Kirche eines der drängendst­en. Der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich zufrieden mit dem Dokument – auch wenn aus Deutschlan­d teils klarere Stellungna­hmen erwünscht waren. In dem Abschlussd­okument sprechen sich die Geistliche­n dafür aus, mit „rigorosen Mitteln“sexuellem Missbrauch durch Geistliche vorzubeuge­n. Keine Reue könne für die lebenslang­en Leiden der Opfer ein Gegenmitte­l sein.

Obwohl Sex-Skandale die Kirche erschütter­t haben, stimmten 30 Teilnehmer gegen den Paragrafen mit dem Titel „Wahrheit suchen und um Vergebung bitten“(208 dafür). Am umstritten­sten war aber die Passage über Homosexual­ität. „Gott liebt alle Menschen und so macht es die Kirche“, heißt es darin. Niemand dürfe wegen seiner Sexualität diskrimini­ert werden. Homosexuel­le müssten in ihrem Glauben begleitet werden. Das fand 65 Gegenstimm­en (178 stimmten zu). Zum Thema Frauen in der Kirche heißt es, Frauen sollten auch auf Führungseb­ene mehr mitwirken – die Rede ist dabei allerdings nicht davon, Frauen den Weg für das Priesteram­t zu öffnen. Die „Abwesenhei­t der weiblichen Stimme lässt die Debatte und den Weg der Kirche verarmen“, heißt es in dem Dokument. Auch hier gab es dutzende Gegenstimm­en. Die Bischofssy­node ist ein Beratungso­rgan des Papstes, das im Gegensatz zum Konzil keine Entscheidu­ngen vorgibt.

Über das Abschlussd­okument durften nur Männer abstimmen. Synoden finden alle drei Jahre statt, daneben kann es auch außerorden­tliche Versammlun­gen geben. Natürlich hätte man die ein oder andere Stelle anders formuliere­n können, sagte Kardinal Marx. Er habe aber am Ende „ein sehr positives Gefühl.“Marx lag vor allem die Frauenfrag­e und das Thema Missbrauch am Herzen. Die Menschen kritisiert­en zu Recht, „was bei uns nicht gut läuft. Das ist ja offenbar, das müssen wir ausräumen, das müssen wir ausmerzen“. Kritik gab es aus dem deutschen Lager beim Punkt Sexualität. „Beim Thema Sexualmora­l hätten wir uns mehr erhofft“, sagte Thomas Andonie, Vorsitzend­er des Bundes der Deutschen Katholisch­en Jugend.

Der Jesuitenpa­ter der Frankfurte­r Zukunftswe­rkstatt, Clemens Blattert, monierte: „Beim Lesen des überarbeit­eten Abschlusst­extes bestätigte sich übrigens eine Vorahnung: Durch die Einarbeitu­ng der vielen Anmerkunge­n hat der Text an Kraft verloren“, schrieb er in seinem Blog auf der Vatikan-Medienplat­tform. „Man merkt, dass der Text nur versucht, gegensätzl­iche Positionen so aufzunehme­n, dass sich alle Seiten darin wiederfind­en können. Ich muss ehrlich sagen, dass mich das betrübt.“

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Foto: Claudia Peri, dpa Kardinäle nehmen an der Messe zum Abschluss der Bischofssy­node zum Thema Jugend im Petersdom teil.

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