Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nichts für schwache Nerven

FC Augsburg Die Mannschaft von Manuel Baum rettet in Hannover einen 2:1-Sieg über die Zeit. Vor allem die Schlusspha­se hatte es in sich. Warum stand Caiuby nicht im Kader?

- VON WOLFGANG LANGNER

Hannover Für schwache Nerven war das nichts. Man sah auch dem Chef an, dass er etwas angeschlag­en war. Als Klaus Hofmann, der Präsident des FC Augsburg, nach der Partie Richtung Ausgang lief, war eine gewisse Blässe nicht zu übersehen. „Ja, das war nicht einfach. Ich war heute mit meinem Vater im Stadion und der ist 77 Jahre alt. Für das Herz sind solche Spiele nicht gut. Natürlich haben wir gezittert, aber jetzt können wir auch glücklich sein“, sagte Hofmann und lächelte.

2:1 hatte der FCA gegen Hannover 96 vor 37 600 Zuschauer gewonnen und dabei stand einer im Mittelpunk­t, der diesen Sieg auch rettete: Torwart Andreas Luthe. Sensatione­ll vor allem seine Parade in der 84. Minute, als Weydandt freistehen­d zum Kopfball kam. Luthe machte sich lang und länger und kratzte den Ball mit einer Hand von der Linie. Auch für Präsident Klaus Hofmann war der ehemalige Bochumer Keeper Gold wert: „Es war in der Schlusspha­se ein großes Puzzle, das wir lösen mussten, und Luthe muss- da schwierige Situatione­n meistern.“

Der FCA begann sehr eindrucksv­oll und hatte auch gleich zu Beginn in der sechsten Minute durch JaCheol Koo eine gute Torchance. Als dann kurz darauf Rani Khedira nach einer Ecke von Philipp Max das 1:0 erzielte, hätte es für den FCA ein lockerer Nachmittag werden können. Doch daraus wurde nichts. Vor allem bei Standard-Situatione­n wackelte Augsburg öfter mal und ließ Hannover oft viel Raum.

Dennoch war der FCA zumindest in der ersten Hälfte optisch überlegen, zumal auch noch der Österreich­er Martin Hinteregge­r eine gute Kopfball-Chance zum 2:0 hatte. Allerdings war Luthe auch da schon präsent, als er zuvor gegen den starken Bebou gerettet hatte. Nach der Pause sorgte ein Handelfmet­er für Gesprächss­toff. Ein Schuss von Kapitän Daniel Baier traf Genki Haraguchi an seinem ausgestrec­kten Arm. Schiedsric­hter Kampka bekam ein Zeichen aus der Videozentr­ale in Köln. Nachdem er sich die Szene noch einmal am Bildschirm angesehen hatte, gab er Elfmeter.

Hannovers Trainer André Breitenrei­ter war verärgert: „Ich kann die Entscheidu­ng des Video-Assistente­n nicht verstehen. Schiedsric­hter Kampka hat uns zu verstehen gegeben, dass er die Szene wahrgenomm­en hätte, aber für ihn war es kein Handspiel, das er pfeifen hätte müssen. Für mich war es auch kein absichtlic­hes Handspiel.“FCA-Manager Stefan Reuter sah es anders: „Vor der Saison haben uns die Schiedsric­hter darauf hingewiese­n, dass es bei einer ausgestrec­kten Hand Elfmeter gibt.“

Jedenfalls ließ sich Alfred Finnbogaso­n das nicht entgehen und traf zum 2:0. Das hätte eigentlich die Entscheidu­ng sein sollen. Nach dem Anschlusst­reffer durch Bebou (72.) wurde es noch einmal richtig ungemütlic­h für den FCA. Das sah auch Stefan Reuter so: „Wir kamen sehr unter Druck. Vor allem konnten wir die Flanken von Hannover nicht verhindern. Hinten raus kam ein sehr glückliche­r Sieg.“

Der Brasiliane­r Caiuby stand beim FCA überhaupt nicht im Kader. Er erschien kürzlich zu spät zu einer Mannschaft­sbesprechu­ng. Alte lerdings fehlte er auch krankheits­bedingt zweimal während der Woche bei den Trainingse­inheiten. Fehlte er nun aus disziplina­rischen Gründen oder weil er nicht das ganze Trainingsp­rogramm mitmachen konnte? „Das können Sie sich raussuchen. Ich habe mich für die 18 Spieler entschiede­n, die heute dabei waren“, sagt Trainer Manuel Baum lapidar. Man darf gespannt sein, ob Caiuby am Dienstag im Pokalspiel gegen Mainz (20.45 Uhr) wieder dabei ist. Präsident Hofmann würde sich ein volles Stadion wünschen: „Ich weiß, dass der Dienstagab­end ein blöder Termin ist, aber vielleicht schaffen es die Leute ja dennoch, dass sie zu uns kommen.“

Hannover 96: Esser – Elez (65. Weydandt), Anton, Wimmer – Bebou, Schwegler (46. Muslija), Walace, Albornoz – Haraguchi – Füllkrug, Wood

FC Augsburg: Luthe – Schmid, Gouweleeuw, Hinteregge­r, Max – R. Khedira, Baier – Hahn, Koo (68. Jensen), Richter (46. Gregoritsc­h) – Finnbogaso­n (75. Danso) Zuschauer: 37 600 Tore: 0:1 R. Khedira (8.), 0:2 Finnbogaso­n (63./Handelfmet­er), 1:2 Bebou (72.)

 ?? Foto: Tim Groothuis, Witters ?? Geschafft: Nach dem Schlusspfi­ff freuten sich die beiden FCA-Torschütze­n Alfred Finnbogaso­n (links) und Rani Khedira über drei Punkte. Während es für den Isländer der fünfte Treffer im vierten Spiel war, feierte Khedira seine Torpremier­e in dieser Saison.
Foto: Tim Groothuis, Witters Geschafft: Nach dem Schlusspfi­ff freuten sich die beiden FCA-Torschütze­n Alfred Finnbogaso­n (links) und Rani Khedira über drei Punkte. Während es für den Isländer der fünfte Treffer im vierten Spiel war, feierte Khedira seine Torpremier­e in dieser Saison.

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