Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bodybuilder zeigen ihre Körper
Sport In der Gersthofer Stadthalle treffen sich Spitzensportler zu den süddeutschen Meisterschaften. Zur Vorbereitung gehört auch Körperfarbe. Während der eine noch Reis isst, setzt der andere lieber auf Entspannung vor dem Auftritt
Gersthofen Die Gersthofer Stadthalle wurde am Wochenende zum Feldlager der Bodybuilder und Fitness-Sportler. Mit Trassierband abgeklebte Liegeflächen, wo ansonsten schick gekleidete Konzertgäste auf kulturelle Highlights hoffen. Und statt Hugo und Häppchen gab es einen „Energizer flüssig“samt „Zweiender-Hirschknacker“zwischen die Zähne für den schnellen Energiekick. Mit vielen Fans im Schlepptau strengten sich Teilnehmer aller Alters- und Wettbewerbsklassen bei den Internationalen Süddeutschen Meisterschaften des Deutschen Bodybuilding- und Fitness-Verbandes mächtig an, um die Juroren zu beeindrucken. Immerhin in 17 Klassen traten die Teilnehmer am Sonntag an, nachdem am Samstag die Junioren- und MastersMeisterschaften gelaufen waren. Sogar die Fahrkarte zur BodybuildingWeltmeisterschaft, die in zwei Wochen in Benidorm an der spanischen Costa Blanca stattfindet, konnte in Gersthofen gelöst werden.
Doch bevor die Athleten zum Körper-Schaukampf antreten, kommen erst mal die Betreuer zum Einsatz. So wie Tamara Zerhoch, die ihrem Freund Tobias Hensinger vor seinem Auftritt in der Men’s-Physique-Klasse mit der Malerrolle den bühnentauglichen Ganzkörperfarbton verpasst. Sie ist hoch konzentriert bei der Sache, denn wenn sie zu langsam ist, trocknet die Farbe, und es gibt Ränder auf der Haut. Wie bei der Wohnzimmerwand, nur schlimmer, lachte die Körpermalerin, die mit ihrem Freund aus Bamberg nach Gersthofen gekommen war. Beträchtlich ruhiger lässt es Dmitri Feldstein angehen. Der 27-Jährige aus Glauchau in Sachsen ist mit Vater Jury angereist, dem sportlichen Sohn eine weiche Decke unter die Beine schiebt, damit der Junior nachher auf der Bühne entspannt ist.
Das muss er auch sein, denn in der Klasse der Bodybuilder über 100 Kilo wird die Konkurrenz genauso gewaltig sein wie die gezeigten Körpermaße. Der Kollege gleich nebenan auf der Liegefläche schaufelt sich schon mal eine gehörige Portion Reis aus der mitgebrachten Plastikdose in die Figur. Er braucht weniger Entspannung, dafür Kohlenhyder drate, um fit für den Wettkampf zu sein.
Frauen, die in der Bikini-Klasse antreten, müssen nicht nur auf die Muskelspannung und eine ausgewogene Figur, sondern auch auf Frisur und Make-up achten, steht in den Bewertungsrichtlinien. Wer zu viele Muskeln hat, kann sogar Punkteabzug bekommen. Tanz- und Gymnastikelemente sind in der Physique-Klasse erlaubt. Dort kommt es auch schon mehr auf die Muskelentwicklung an. Beim klassischen Bodybuilder sind gleich sieben Posen Pflichtprogramm. Vom Doppelbizeps über den Trizeps bis zum Waschbrettbauch und definierter Rückenpartie; alles wird von der erfahrenen Jury genau unter die Lupe genommen. Ablenkungen durch Schmuck, Glitter in der Körperfarbe oder auffällige Slips sind nicht erlaubt.
Rund zwölf Wochen bereiten sich die Teilnehmer auf einen Wettkampf vor, kennt Guido Falk die Abläufe genau. Der Geschäftsführer des Verbands sieht den Sport als Schmelztiegel von Kulturen und freute sich besonders darüber, dass eine ganze Reihe von Migranten aus Syrien, aus Afghanistan und dem Irak im Teilnehmerfeld der Wettkämpfe zu finden sind. „Bodybuilding ist eine gute Plattform der Verständigung“, ist Falk überzeugt. Und für alle gilt: Egal, ob der Auftritt als klassischer Bodybuilder, in der weniger auf Muskelmasse ausgerichteten Physique-Sparte oder in der Fitness-Klasse geplant ist – fleißig Eisen pumpen und auf die Ernährung achten, ist das A und O für den Erfolg. Ob für das Wachsen der gezeigten Muskelberge die im Foyer angebotenen „Body-Attack-Donuts“und die vielen Protein-Pülverchen ausreichen, weiß man nicht so ganz genau. „Natürlich ist Doping wie in jedem Sport auch beim Bodybuilding ein Thema“, ist Falk ehrlich. „Es wird immer ein paar schwarze Schafe geben“, ist er aber von der Ehrlichkeit und gesunden Lebensweise der Mehrheit seiner Verbandsmitglieder überzeugt.