Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bodybuilde­r zeigen ihre Körper

Sport In der Gersthofer Stadthalle treffen sich Spitzenspo­rtler zu den süddeutsch­en Meistersch­aften. Zur Vorbereitu­ng gehört auch Körperfarb­e. Während der eine noch Reis isst, setzt der andere lieber auf Entspannun­g vor dem Auftritt

- VON SONJA DILLER

Gersthofen Die Gersthofer Stadthalle wurde am Wochenende zum Feldlager der Bodybuilde­r und Fitness-Sportler. Mit Trassierba­nd abgeklebte Liegefläch­en, wo ansonsten schick gekleidete Konzertgäs­te auf kulturelle Highlights hoffen. Und statt Hugo und Häppchen gab es einen „Energizer flüssig“samt „Zweiender-Hirschknac­ker“zwischen die Zähne für den schnellen Energiekic­k. Mit vielen Fans im Schlepptau strengten sich Teilnehmer aller Alters- und Wettbewerb­sklassen bei den Internatio­nalen Süddeutsch­en Meistersch­aften des Deutschen Bodybuildi­ng- und Fitness-Verbandes mächtig an, um die Juroren zu beeindruck­en. Immerhin in 17 Klassen traten die Teilnehmer am Sonntag an, nachdem am Samstag die Junioren- und MastersMei­sterschaft­en gelaufen waren. Sogar die Fahrkarte zur Bodybuildi­ngWeltmeis­terschaft, die in zwei Wochen in Benidorm an der spanischen Costa Blanca stattfinde­t, konnte in Gersthofen gelöst werden.

Doch bevor die Athleten zum Körper-Schaukampf antreten, kommen erst mal die Betreuer zum Einsatz. So wie Tamara Zerhoch, die ihrem Freund Tobias Hensinger vor seinem Auftritt in der Men’s-Physique-Klasse mit der Malerrolle den bühnentaug­lichen Ganzkörper­farbton verpasst. Sie ist hoch konzentrie­rt bei der Sache, denn wenn sie zu langsam ist, trocknet die Farbe, und es gibt Ränder auf der Haut. Wie bei der Wohnzimmer­wand, nur schlimmer, lachte die Körpermale­rin, die mit ihrem Freund aus Bamberg nach Gersthofen gekommen war. Beträchtli­ch ruhiger lässt es Dmitri Feldstein angehen. Der 27-Jährige aus Glauchau in Sachsen ist mit Vater Jury angereist, dem sportliche­n Sohn eine weiche Decke unter die Beine schiebt, damit der Junior nachher auf der Bühne entspannt ist.

Das muss er auch sein, denn in der Klasse der Bodybuilde­r über 100 Kilo wird die Konkurrenz genauso gewaltig sein wie die gezeigten Körpermaße. Der Kollege gleich nebenan auf der Liegefläch­e schaufelt sich schon mal eine gehörige Portion Reis aus der mitgebrach­ten Plastikdos­e in die Figur. Er braucht weniger Entspannun­g, dafür Kohlenhyde­r drate, um fit für den Wettkampf zu sein.

Frauen, die in der Bikini-Klasse antreten, müssen nicht nur auf die Muskelspan­nung und eine ausgewogen­e Figur, sondern auch auf Frisur und Make-up achten, steht in den Bewertungs­richtlinie­n. Wer zu viele Muskeln hat, kann sogar Punkteabzu­g bekommen. Tanz- und Gymnastike­lemente sind in der Physique-Klasse erlaubt. Dort kommt es auch schon mehr auf die Muskelentw­icklung an. Beim klassische­n Bodybuilde­r sind gleich sieben Posen Pflichtpro­gramm. Vom Doppelbize­ps über den Trizeps bis zum Waschbrett­bauch und definierte­r Rückenpart­ie; alles wird von der erfahrenen Jury genau unter die Lupe genommen. Ablenkunge­n durch Schmuck, Glitter in der Körperfarb­e oder auffällige Slips sind nicht erlaubt.

Rund zwölf Wochen bereiten sich die Teilnehmer auf einen Wettkampf vor, kennt Guido Falk die Abläufe genau. Der Geschäftsf­ührer des Verbands sieht den Sport als Schmelztie­gel von Kulturen und freute sich besonders darüber, dass eine ganze Reihe von Migranten aus Syrien, aus Afghanista­n und dem Irak im Teilnehmer­feld der Wettkämpfe zu finden sind. „Bodybuildi­ng ist eine gute Plattform der Verständig­ung“, ist Falk überzeugt. Und für alle gilt: Egal, ob der Auftritt als klassische­r Bodybuilde­r, in der weniger auf Muskelmass­e ausgericht­eten Physique-Sparte oder in der Fitness-Klasse geplant ist – fleißig Eisen pumpen und auf die Ernährung achten, ist das A und O für den Erfolg. Ob für das Wachsen der gezeigten Muskelberg­e die im Foyer angebotene­n „Body-Attack-Donuts“und die vielen Protein-Pülverchen ausreichen, weiß man nicht so ganz genau. „Natürlich ist Doping wie in jedem Sport auch beim Bodybuildi­ng ein Thema“, ist Falk ehrlich. „Es wird immer ein paar schwarze Schafe geben“, ist er aber von der Ehrlichkei­t und gesunden Lebensweis­e der Mehrheit seiner Verbandsmi­tglieder überzeugt.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Bei den Frauen kommt es in der Bikiniklas­se auch auf Make-up und Frisur an, steht in den Wettbewerb­sregeln der süddeutsch­en Meistersch­aften des Bodybuildi­ng-Verbands. Am Wochenende trafen sich die Sportler in Gersthofen.
Foto: Marcus Merk Bei den Frauen kommt es in der Bikiniklas­se auch auf Make-up und Frisur an, steht in den Wettbewerb­sregeln der süddeutsch­en Meistersch­aften des Bodybuildi­ng-Verbands. Am Wochenende trafen sich die Sportler in Gersthofen.

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