Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Memmingen: Acht neue Flugziele im Winter
Acht neue Ziele in der Wintersaion ab Memmingen. Jüngster Neuzugang auf dem Memminger Flugplan ist Tel Aviv. Die israelische Metropole wird ab 29. Oktober zwei Mal pro Woche mit Ryanair angeflogen. Neben Tel Aviv nimmt Ryanair auch wieder Marrakesch ins Programm auf. Auch neu sind Lemberg in der Ukraine, das italienische Brindisi, Banja Luka im Norden von Bosnien und Herzegowina und die schottische Hauptstadt Edinburgh. Die neuen Flugziele bei Wizz Air sind Pristina im Kosovo und Chisinaˇu, die Hauptstadt Moldawiens. Der Kuss am späten Abend hoch über dem Wiener Prater in Kabine 10 hat sechs Sekunden gedauert, und gleich danach gab es einen Mord. Zwanzigmal haben sie sich küssen müssen, bis die Szene im Kasten war. Angeblich hat sich keiner der beiden beklagt, und von Mal zu Mal geriet der Kuss inniger. Drei Tage haben sie insgesamt für ein paar Einstellungen im Prater gedreht, die im Kino später zusammengenommen zwei Minuten und 29 Sekunden ausmachen sollten, erst in der Achterbahn, dann im Autoscooter, schließlich im Riesenrad: James Bond zu Besuch an der Donau – damals, als Timothy Dalton in „Der Hauch des Todes“den Geheimagenten Ihrer Majestät spielte. Und Maryam d’Abo sein Bond-Girl war. Über 30 Jahre ist das jetzt her.
Bei all dem Stress damals kam es zu keinem Handschlag mit dem jungen Peter Petritsch – und ein Autogramm von 007 hat er auch nicht. Er kann es gut verschmerzen. Sein Großvater hat das Rad 1961 gekauft, heute gehört es zwei Enkeln. Einer davon ist er. Vor ihm war seine Mutter die Chefin am Wiener Riesenrad, diesem Koloss, der bereits 1897 zum Thronjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. eingeweiht wurde.
Wie es ist, Riesenrad-Besitzer zu sein? Er zuckt mit den Schultern, das Polohemd wippt ein wenig. Dann sagt er: „Normal. Total normal.“Weder macht es ihn wirklich prominent, noch nimmt er sich wichtig – auch wenn mindestens im Ausland fast unbekannt ist, dass das Rad in Privatbesitz ist. Für Außenstehende ist die Tatsache sogar so verblüffend, wie wenn der Eiffelturm oder die Pyramiden plötzlich einer Familie gehörten. Für Peter Petritsch ist das hier „normal“. Er ist mit dem Rad aufgewachsen, hat erst Jura, dann Publizistik studiert und am Ende das Management des Wiener Wahrzeichens übernommen. Wahrscheinlich musste es so kommen.
Dabei steht das Rad mehr noch für Wien als Fiaker oder die Hofburg, es steht international als Symbol für ganz Österreich und ist zugleich seit inzwischen über 120 Jahren eine Rummelplatz-Attraktion – eine, neben der an 365 Tagen im Jahr Luftballons in den Himmel aufsteigen und die umweht ist vom Geruch nach Schmalzgebackenem und Wurst vom Grill. Es gibt einfach keinen, der an diesem Koloss aus Eisen und Stahl einfach so vorbeigeht. Alle schauen sie hin, fast ist es, als nickten sie dem betagten Rad respektvoll und zugleich in Verbundenheit einen Gruß zu: die einhei- mischen Schulklassen am Vormittag beim Prater-Besuch, später die älteren Herrschaften, die sich zum Kaffeeklatsch hier verabredet haben, die vielen Fremden mit ihren Fotoapparaten sowieso. Und wer zum ersten Mal da ist, gerade zehn Euro zur Hand und keine Höhenangst hat, fährt eine Runde mit: weil es einfach dazugehört – und weil der Blick über die Dächer Wiens von ganz oben aus über 60 Metern Höhe einfach wunderbar ist.
Zehn bis zwölf Minuten dauert so eine Runde, manchmal sind es 20 – je nachdem, wie oft gestoppt wird, damit Passagiere in die 15 Kabinen ein- und aussteigen können. Knapp über vier Minuten würde eine Nonstop-Runde dauern.
Die Kontrolle über das Geschehen hat der „Fahrer“, der an den Schalthebeln gleich neben dem Einstieg in einem kleinen Häuschen steht – einer wie Andreas Walch, der seit über 20 Jahren dabei ist. Seine Runden hat er nie gezählt – aber an eine, lange her, erinnert er sich ganz besonders. Da ist er auf dem Dach eines Waggons mitgefahren. Einfach so. Und es habe sich gut angefühlt.
Neben Walch und Peter Petritsch gibt es noch zwei, die längst aufgehört haben, ihre Runden im Riesenrad zu zählen. So oft waren sie da, beide schon als Kinder – und später ein Berufsleben lang dienstlich. Karl Ebenlechner ist Ingenieur, kommt aus dem Seilbahnbau, kennt jede Schraube hier, duzt sich mit den Stahlseilen und ihren Spannschlössern. Wenn er mitfährt, dann horcht er auf die Geräusche, die das Rad womöglich macht. Auf etwaige Unwuchten, auf jedes Knirschen. Und ist es wieder nur die Musik von den Karussells nebenan, die der Wind herbeiträgt und hoch über dem Prater verwirbelt – dann ist alles gut.