Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neues Institut testet Flugzeugturbinen
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt eröffnet in Augsburg eine Forschungseinrichtung mit weltweit einzigartigen Angeboten. Warum davon auch Passagiere profitieren werden
Wer mit dem Flugzeug verreist, will auf der sicheren Seite sein. Passagiere verlassen sich darauf, dass alle verbauten Teile intensiv auf Zuverlässigkeit und Lebensdauer getestet wurden. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat am Mittwoch in Augsburg eine neue Forschungseinrichtung eröffnet, die für die nötige Sicherheit sorgen soll: das Institut für Test und Simulation für Gasturbinen im Innovationspark. Aufgabe der Forscher ist die Entwicklung und Prüfung von Triebwerken der Flugzeuggeneration von morgen.
Nach aktuellen Prognosen werden sich die Passagierzahlen im Flugverkehr in den nächsten 20 Jahren verdoppeln. Und beim Bau von Flugzeugturbinen gibt es neue Herausforderungen. „Die Triebwerke der Zukunft müssen leiser, sauberer und ökoeffizienter werden“, sagte Thomas Jarzombek, Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt im Wirtschaftsministerium. Auch die Luftfahrt müsse ihren Beitrag leisten, um die Klimaziele zu erreichen. Europäisches Ziel ist bis 2050, dass Flugzeugtriebwerke zwischen 75 und 90 Prozent weniger Kohlendioxid und Stickoxide ausstoßen, der wahrgenommene Fluglärm soll um 65 Prozent reduziert werden.
Die Hersteller wollen mit neuar- tigen Werkstoffen arbeiten. Deshalb müssen innovative Triebwerkstechnologien und Konzepte entwickelt werden. Denn gerade Flugzeugturbinen müssen im Betrieb sehr hohe Belastungen aushalten, etwa Temperaturen um 1400 Grad. Das neue Institut im Augsburger Innovationspark soll mit seiner Forschung Zeit und Geld sparen helfen und auch die Digitalisierung in der Luftfahrt vo- rantreiben. Für Forschung und Entwicklung wird dort ein „virtuelles Triebwerk“aufgebaut, das laut DLR weltweit einmalig ist. Es soll sozusagen ein digitaler Zwilling von echten Triebwerken sein und zuverlässige Vorhersagen zu nötigen Wartungen oder zur Lebensdauer der Antriebe liefern. Weiter soll es im Institut ein neuartiges Prüfzentrum geben, um reale Triebwerke zu testen. Aktuell ist das neue DLRInstitut noch Mieter im Augsburger Technologiezentrum. Bis 2022 soll ein komplett neues Gebäude nebenan im Innovationspark entstehen. DLR-Vorstandsvorsitzende Pascale Ehrenfreund sagte, „entsprechend der aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Herausforderungen leisten wir mit der Luftfahrtforschung am DLR-Standort Augsburg einen strategisch bedeutenden Beitrag für den Wirtschaftsund Wissenschaftsstandort Deutschland.“
Auch der bayerische Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer kam zur Eröffnung. „In Augsburg liegen Freud und Leid nahe beieinander“, sagte er mit Blick auf die kürzlich verkündete Werkschließung von Fujitsu mit rund 1800 Beschäftigten und den Start für das neue DLRForschungsinstitut am Mittwoch. Pschierer sagte auch, die Region Augsburg habe ein klares technologisches Profil und zeichne sich durch innovative und technisch hoch spezialisierte Firmen aus. Durch das neue DLR-Institut gewinne der Wirtschaftsstandort weiter an Bedeutung.
Dafür gibt es auch Fördermittel vom Freistaat. Der Minister überbrachte einen Förderbescheid von 5,8 Millionen Euro für Prüfstände im neuen DLR-Institut. Für den Bau des neuen Gebäudes werde es voraussichtlich 2020 weitere Gelder des Landes geben. Aus Sicht des Ministers ist die Luft- und Raumfahrtindustrie eine wichtige Zukunftsbranche für den Freistaat und die Region. „Wir müssen aber besser und schneller sein, weil wir teurer sind.“Pschierer verteidigte deshalb auch die Pläne für das viel belächelte „Lufttaxi“. In Asien gebe es für diese Technologie bereits großes Interesse.