Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dem Erbgut von Krebszellen auf der Spur
Die Ärzte in der modernen Pathologie arbeiten mehr für die Lebenden als für die Toten
Stadtbergen Das Bild, das manche Fernsehrserie von der Tätigkeit des Pathologen vermittelt, geht oft an der Realität vorbei: Zu den wichtigsten Aufgaben der Pathologie gehört, Gewebeproben von Patienten auf mögliche Spuren von Krebs zu untersuchen. Aber inzwischen kann die Medizin noch mehr: Untersucht werden nach Aussage des Direktors des Instituts für Pathologie des Klinikums, Prof. Dr. med. Bruno Märkl, inzwischen auch Krebszellen, um die beste Strategie zu ihrer Bekämpfung zu ermitteln. Darüber berichtet er in der Ärztlichen Vortragsreihe im Bürgersaal.
Wie alle Körperzellen besitzen auch Tumorzellen Erbinformationen in Form einer DNA. Mit neuartigen Geräten und aufwendiger Technik kann die Pathologie diese Molekülkette untersuchen und zu großen Teilen entschlüsseln. Laut Märkl geht es dabei darum, dort Strukturen zu finden, die man so in ihrer Funktion beeinflussen kann, dass das unkontrollierte Krebswachstum gebremst oder gestoppt wird.
Es ist erst wenige Jahrzehnte her, dass die Medizin bestimmte Krebsarten zwar diagnostizieren konnte, aber häufig keine effektive Therapie zur Verfügung hatte. Diese Krebspatienten waren hoffnungslose Fälle. Heute hilft die Analyse des Erbguts, solchen Krebsarten ihre treibende Kraft zu nehmen. Märkl nennt das auch: „den Motor des Tumors lahmlegen“.
Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Krebsbehandlung ist die Zusammenarbeit zwischen einer Vielzahl medizinischer Fächer. Dabei hat sich die Arbeit der Pathologie laut Märkl stark verändert. Es geht immer weniger um das Sezieren von Toten – „wir arbeiten heute für die Lebenden“.
Dieser Bereich hat sich nach seinen Worten in den vergangenen Jahren extrem stark entwickelt. Seine Mitarbeiter und er lieferten den Onkologen die Analysen, die sie brauchen, um entscheiden zu können, wie ein Krebspatient bestmöglich behandelt werden kann.
Mit Leichen hat die Pathologie nach Aussage von Märkl allerdings immer noch zu tun. Wenn er ermittelt, woran ein Mensch auf natürlichem Weg gestorben ist, dient das dem Erkenntnisgewinn und der Qualitätssicherung im Krankenhaus. Mit Verbrechensopfern hat es die Pathologie allerdings so gut wie nie zu tun. Einem möglichen Mörder auf die Spur zu kommen, ist die Arbeit der Gerichtsmedizin.
OVortrag Die Veranstaltung findet am 5. November um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt, Eintritt: 5 Euro.