Augsburger Allgemeine (Land Nord)
18 Einbrüche in nur zwei Wochen
Mit der Dämmerung nehmen auch die Einbrüche im Augsburger Land wieder zu. Wie Kriminelle arbeiten, welche Häuser und Wohnungen sie sich aussuchen und wie sie sich einen Fluchtweg offen halten
Landkreis Augsburg Seit zwei Wochen häufen sich die Wohnungseinbrüche in der Region: 18 Fälle zählte die Polizei, Tatorte waren unter anderem Häuser und Wohnungen Gersthofen, Neusäß, Diedorf, Affing oder auch Klosterlechfeld. Auf was haben es die Kriminellen eigentlich abgesehen und wie gehen sie vor? Wie Einbrecher denken, weiß HansJürgen Müller. Täglich hat er mit ihnen zu tun. Müller leitet nämlich eine Arbeitsgruppe am Polizeipräsidium Schwaben Nord, die sich übergreifend mit den sogenannten Wohnungseinbruchsdiebstählen befasst. In den vergangenen vier Jahren ermittelten die Beamten etwa 150 Einbrecher.
● Die Tatzeit Die Kriminellen kommen zwar gerne im Schutz der jetzt früher einsetzenden Dämmerung. Aber nicht immer. Müller: „Es wird schon um 8 Uhr eingebrochen, wenn beispielsweise die Mutter ihre Kinder in die Schule oder in den Kindergarten bringt.“Die Täter klingelten dann noch kurz vorher, um sich zu vergewissern, ob noch jemand zu Hause ist. Sie gehen auf Nummer sicher. Müller: „Auch Einbrecher haben Angst.“Sie wollen nicht gestört werden.
● Das Zielobjekt In der Regel entscheiden Einbrecher ganz spontan, wo sie arbeiten. Müller: Nach unseren Erkenntnissen gehen oder fahren die Täter durch Wohngebiete. Bemerken sie ein Haus, in dem kein Licht brennt, dann gehen sie ans Werk.“Deshalb sei es gerade in der dunklen Jahreszeit wichtig, dass auch am späten Nachmittag ein Licht im Haus oder in der Wohnung zu erkennen ist. Beispielsweise lässt sich eine Zeitschaltuhr installieren. Müller: „Licht hilft immer.“Gekippte oder geöffnete Fenster oder Terrassentüren sind eine besondere Einladung für jeden Kriminellen.
● Das Werkzeug Einbrecher haben unterschiedliche Werkzeuge: Das kann eine spezielle Aufsperrtechnik sein, die jeder Schlüsseldienst kennt. Häufig nutzen Kriminelle auch Schraubenzieher, um Fenster oder Terrassentüren aufzuhebeln. Vermutlich wählte ein Einbrecher diese Methode, um am Mittwoch zwischen 11 und 18.15 Uhr in ein Einfamilienhaus in der Wikingerstraße in Neusäß-Steppach zu gelangen. Er stieg über ein Fenster ein und durchsuchte dann laut Polizei das Gebäude. Seine Beute: etwas Bargeld. Der Sachschaden: rund 1500 Euro. Es gibt auch Einbrecher, die kein Werkzeug dabei haben. Sie nehmen den nächsten greifbaren Stein und zertrümmern damit eine Fensterscheibe. Müller: „Es tut kurz einen Schlag, der in der Nachbarschaft nicht weiter auffällt. Der Täter wartet dann noch zehn bis 15 Minuten ab, ob sich etwas rührt.“● Der Fluchtweg Einbrecher sind häufig vorsichtig: Bevor sie loslegen, bereiten sie einen Fluchtweg vor. Das jüngste Beispiel liegt eine Woche zurück: In Diedorf brach ein Unbekannter über die Terrassentüre abends in ein Reihenhaus im Kopernikusweg ein. Dort versperrte er zunächst von innen die Haustüre mit der angebrachten Sicherheitsauch kette. Anschließend durchwühlte der Täter das komplette Haus vom Keller bis zum Dachgeschoss und entwendete Schmuck. Als die Bewohner zurückkehrten, rüttelten sie an der verriegelten Haustüre. Das bekam der Einbrecher mit und flüchtete sofort über die Terrassentüre. „Sie wollen so Zeit gewinnen“, sagt Alfred Götz von der Polizeiinspektion in Zusmarshausen.
● Die Beute Bei Einbrechern hoch im Kurs stehen Geld, Gold und Uhren. Hans-Jürgen Müller: „Mir ist kein Fall bekannt, bei dem Wertpapiere ● Einbruchsschutz Er lässt sich für Türen auch im Nachhinein verbessern. Einen guten Schutz bieten einbruchhemmende Fensterbeschläge oder Zusatzsicherungen. Achtung: Rollund Klappläden haben in aller Regel keine einbruchhemmende Wirkung.
● Anwesenheit simulieren Öfters oder gezielt Sparbücher entwendet wurden.“Der Grund: Den Tätern fehlen dafür die Absatzmöglichkeiten. Vereinzelt würden Einbrecher auch Handys, Laptops, Spielekonsolen, Parfüm und Kleidung an sich nehmen. Allerdings sei gerade bei Handys oder Laptops die Gefahr groß, dass die Polizei Tätern auf die Spur kommt. Müller: „Ansonsten bedienen sich Täter nach dem persönlichen Bedarf. Wir konnten schon Fälle klären, bei denen die Täter Bügeleisen, Gitarren und Staubsauger mitnahmen.“