Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wir schaffen das?
Am Ende einer wieder mal wirren Woche wankt die Wirklichkeit beträchtlich. Und das hat jetzt nicht direkt was damit zu tun, dass mit Frau Merkel ein Stützpfeiler der bisherigen bundesdeutschen Normalität im 21. Jahrhundert mit Rissen an der Oberfläche sein baldiges Wegbrechen angekündigt hat. Es ist viel umfassender – und zeigt sich an einem neuen Modewort, nämlich: „instagramable“.
Es bezeichnet etwas, das sich als tauglich erwiesen hat, in Kombination mit dem eigenen Gesicht für eine Verbreitung im digitalen Netzwerk Instagram fotografiert zu werden: toller Selfie-Hintergrund also, der ein abenteuerliches Leben suggeriert. In einem der derzeit besten, also „most instagramable“Länder, in Norwegen, führt das etwa dazu, dass an einem als spektakulär ausgewiesenen Selfie-Ort die Besucher Schlange stehen, um sich von einem bestimmten Punkt aus mit Blick auf den Fjord knipsen und ins Netz stellen zu können. Auf dem Foto sieht es dann natürlich so aus, als wären sie ganz allein weit und breit. Echt jetzt. Und man muss sich vielleicht in Erinnerung rufen, dass an diesen Netzwerken mal als besonders galt, dass sie so authentisch sind, also direkt ins wahre Leben leuchten: die Wirklichkeit! Inszenierungsprofis verstehen übrigens auch ohne Reisen sich medial in solche für sie „instagramable“erscheinende Zusammenhänge zu stellen. So hat eine gewisse Frau Weidel auf die Rückzugsankündigung der Frau Merkel hin gesagt: „Die Jagd, die mein Kollege Gauland angekündigt hatte, ist erfolgreich.“Jener Herr nur grinsend: „Wir schaffen das.“Die Fjorde der AfD …
Doch zurück zur Wirklichkeit. Popsängerin Ariana Grande hat sich von den 132 Millionen Menschen, die ihr auf Instagram folgen, für eine Auszeit verabschiedet, um, Zitat: „mein Leben im Hier und Jetzt leben zu können.“Schaffen wir das?