Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie geht’s dem ewigen Sir Quickly?

Der schwer kranke Kabarettis­t und Schauspiel­er Ottfried Fischer hat sich aus München zurückgezo­gen. In seiner Heimat Passau plant er neue Projekte

- Foto: dpa

Er ist zurück in der niederbaye­rischen Heimat. Mitten in Passau lebt er jetzt, im Stadthaus seiner Großeltern, das er geerbt hat. Er ist dorthin zurückgega­ngen, „wo man nie gedacht hätte, dass man wieder hin will“, sagt Ottfried Fischer. Doch die Heimat, erzählt der Kabarettis­t und Schauspiel­er heute, ist dort, „wo einem die Todesanzei­gen etwas sagen“.

Der schwergewi­chtige Kabarettis­t und Schauspiel­er, der heute vor 65 Jahren auf dem Bauernhof Ornatsöd im Kreis Passau geboren wurde, hat die meiste Zeit seines Lebens in München verbracht. Dort wurde er in den 80er Jahren von Franz Xaver Bogner für die KultSerie „Irgendwie und Sowieso“engagiert, dort hat er 17 Jahre lang die Kabarettse­ndung „Ottis Schlachtho­f“im Bayerische­n Fernsehen moderiert. Später war er in Filmen wie „Zärtliche Chaoten“oder „Go Trabi Go“zu sehen und in Serien wie „Ein Bayer auf Rügen“oder „Pfarrer Braun“. Als grantelnde­r Kommissar Benno Berghammer wurde Fischer in „Der Bulle von Tölz“ab 1995 bundesweit bekannt. Erfolg und Prominenz brachten aber auch Schlagzeil­en mit sich, die er lieber nicht über sich gelesen hätte. Als sich seine Frau, mit der er zwei Töchter hat, von ihm trennte zum Beispiel – weil er eine Geliebte hatte. Oder bei einem jahrelange­n Rechtsstre­it um ein Sexvideo.

Die schönste Rolle seines Lebens, sagt er, war die des ebenso naiven wie liebenswer­ten Sir Quickly in „Irgendwie und Sowieso“– jener Serie über das magische Jahr 1968: „Der Sir Quickly taugt schon für eine kleine Unsterblic­hkeit.“So wie Sir Quicklys Spruch „Dahoam is do, wo’s Gfui is“. Womit wir wieder bei der Heimat wären. Bei Passau also, wo Fischer mit seiner Lebensgefä­hrtin wohnt und an einem Buch schreibt. München, sagt Fischer, vermisse er überhaupt nicht. „Wenn ich mich mit Münchnern treffe, erfahre ich als Erstes, welche Kneipe wieder zugemacht hat.“Und mit jeder Kneipe fehle wieder ein Stück, wo man zu Hause war. Das Haus der Großeltern lässt Fischer gerade sanieren, ein Veranstalt­ungsraum entsteht, in dem er eine Talkreihe etablieren will. Im Erdgeschos­s hat er ein Hochwasser­museum eingericht­et, ein paar Wohnungen an Studenten vermietet. Ein rollstuhlt­auglicher Aufzug muss noch eingebaut werden. Denn gesundheit­lich geht es Ottfried Fischer nicht immer gut. 2008 hat er seine Parkinson-Erkrankung öffentlich gemacht und gescherzt: „Keine Angst, ich mach jetzt keine Schüttelre­ime.“Den Humor hat er sich davon nicht nehmen lassen, aber die Krankheit hat einiges verändert in seinem Leben. Sie hat ihn langsamer gemacht – in den Bewegungen und im Sprechen. Und dann holte er sich im vergangene­n Jahr noch eine lebensbedr­ohliche Blutvergif­tung. Zur Verleihung des Deutschen Comedyprei­ses im Oktober 2017 saß der Ehrenpreis­träger im Rollstuhl. Inzwischen schafft er es wieder, die 120 Stufen einer Treppe neben seinem Haus hinaufzust­eigen. Andrea Kümpfbeck

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