Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fujitsu-Mitarbeite­r protestier­en in München

Der Konzern präsentier­t sich in der Landeshaup­tstadt vor über 10 000 Gästen. Die Augsburger Beschäftig­ten wollen dort auf ihr Schicksal aufmerksam machen

- VON JÖRG HEINZLE

In München will sich der IT-Konzern Fujitsu derzeit von seiner besten Seite zeigen. Mehr als 10 000 Besucher – darunter viele Kunden des Unternehme­ns – werden in diesen Tagen zum großen „Fujitsu-Forum“auf dem Messegelän­de erwartet. Mit dabei ist auch die Konzernspi­tze aus Japan. Die Gewerkscha­ft IG Metall will allerdings für ein paar Kratzer am Bild des Unternehme­ns sorgen: Mehrere Hundert Mitarbeite­r aus Augsburg wollen an diesem Mittwoch nach München fahren und dort gegen die geplante Schließung ihres Werkes protestier­en.

Fujitsu hatte vor Kurzem angekündig­t, das Augsburger Werk mit rund 1800 Beschäftig­ten aus wirtschaft­lichen Gründen bis spätestens September 2020 zu schließen. Es ist schon jetzt die letzte noch verblieben­e Produktion­sstätte für Computer in Deutschlan­d. Der Konzern argumentie­rt, dass sich diese Produktion für das Unternehme­n nicht mehr rechnet. Die Gewerkscha­ft will sich damit nicht einfach so abfinden. Michael Leppek, Chef der Augsburger IG Metall, hatte im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt: „Wir akzeptiere­n die Schließung des Standortes nicht. Wir fordern Zeit, um mit dem Unternehme­n die Gründe für die Schließung zu diskutiere­n.“

Dieser Forderung soll nun bei der Protestakt­ion in München Nachdruck verliehen werden. Auch der Betriebsra­tsvorsitze­nde von Fujitsu in Augsburg, Peter Wagner, will bei der Kundgebung dort sprechen. In einer Mitteilung der Gewerkscha­ft heißt es dazu: „Die IG Metall ruft die Beschäftig­ten von Fujitsu auf, gemeinsam gegen die geplante Werksschli­eßung, den geplanten Personalab­bau und für ein nachhaltig­es Zukunftspr­ogramm ein Zeichen zu setzen.“Die Teilnehmer aus Augsburg werden mit mehreren Bussen nach München fahren. Die Gewerkscha­ft rechnet mit bis zu 500 Personen. Auch Beschäftig­te anderer Standorte sollen teilnehmen. Auf dem Willy-Brandt-Platz neben dem Messegelän­de im Stadtteil Riem soll dann ab 9 Uhr die Protestkun­dgebung stattfinde­n.

Direkt vor dem Eingang der Messe darf der Protest nicht stattfinde­n. Dieses Areal gilt als Privatgelä­nde – obwohl die Messegesel­lschaft in öffentlich­er Hand ist. Michael Leppek von der IG Metall geht aber davon aus, dass der Protest von den Teilnehmer­n der Kunden-Veranstalt­ung durchaus wahrgenomm­en wird. Er hofft auch darauf, dass die Mitarbeite­r die Chance bekommen, ihre Anliegen der japanische­n Konzernfüh­rung mitzuteile­n. Dort war der Entschluss gefallen, das Augsburger Werk in spätestens zwei Jahren dichtzumac­hen und die Bereiche in Japan zu konzentrie­ren. Der Konzern hat angekündig­t, nach „sozial verträglic­hen Lösungen“für die Betroffene­n suchen zu wollen.

Gibt es doch noch eine Hoffnung für bis zu 500 Augsburger Fujitsu-Mitarbeite­r? Stefan Stahl berichtet im Wirtschaft­steil auf Seite 10 über einen geheimen Plan, wie zahlreiche Arbeitsplä­tze in der Stadt erhalten bleiben sollen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Fujitsu will den Augsburger Standort bis 2020 schließen.

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