Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadtwerke wollen mehr Trams kaufen
Mehr Fahrgäste und die Verlängerung der Linie 3 machen eine Erweiterung des Fuhrparks nötig. Zudem werden die kurzen Züge, die auf der Linie 6 verkehren, nach 22 Jahren ausgemustert. Ein Grund ist der Bahnhofstunnel
Die Stadtwerke wollen bis zum Jahr 2023 21 neue Straßenbahnen kaufen. Sie sollen in etwa die Größe von Combino und Cityflex haben, also rund 42 Meter lang sein und Platz für 250 Fahrgäste haben. Parallel wollen die Stadtwerke ihre ältesten Fahrzeuge, drei noch im Einsatz befindliche M-Wagen aus den 1980erJahren und elf GT6 (sie fahren vor allem auf der Linie 6), aus dem Verkehr ziehen. Die Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn und die gestiegenen Fahrgastzahlen machten es nötig, zusätzliche Fahrzeuge zu bestellen, so Klaus Röder, Leiter des Stadtwerke-Fuhrparks.
Pro Straßenbahn kalkulieren die Stadtwerke mit einem Preis zwischen 3,8 und vier Millionen Euro, wobei es um die 40 Prozent Zuschuss vom Land für solche Neuanschaffungen gibt. Bei den Stadtwer- ken verweist man darauf, dass die GT6-Züge, die vor 22 Jahren als erste Generation der NiederflurStraßenbahnen in Augsburg eingeführt wurden, inzwischen in die Jahre gekommen und mitunter zu klein sind. Sie fassen maximal 150 Fahrgäste, was in der Stoßzeit am Morgen mitunter für Überfüllung sorgt. Auch die Abstellflächen für Kinderwagen oder Rollatoren sind schnell voll.
Doch vor allem dürfte ein anderer Grund die Verantwortlichen bei den Stadtwerken umtreiben: Die GT6-Trams sind nicht für den Betrieb im Bahnhofstunnel nachrüstbar, der 2023 fertig werden soll. Hintergrund ist, dass die Straßenbahnen im Tunnel samt unterirdischer Haltestelle aus Sicherheitsgründen nicht allein vom Tramführer gesteuert werden, sondern dass die Technik mitredet. Um etwa einen Auffahrunfall in der Röhre zu vermeiden, gibt es eine Signalsteuerung – wird ein rotes Signal überfahren, bremst der Bordcomputer den Zug automatisch ab. Während Combino und Cityflex dafür nachrüstbar sind, gibt es für den GT6 keine entsprechenden Software-Ergänzungen mehr, bestätigen die Stadtwerke unserer Zeitung. Zuletzt hatte FW-Stadtrat Volker Schafitel nach Bekanntwerden der Kostensteigerungen beim Bahnhofstunnel einen Bericht im Stadtrat angefordert, inwieweit dadurch neue Fahrzeuge nötig werden.
Noch nicht eingerechnet in das Trampaket, das im September 2019 bestellt werden soll (aktuell läuft die Ausschreibung), ist der Zusatzbedarf an Zügen für die Straßenbahnlinie 5, die künftig als Verlängerung der Linie 6 vom Hauptbahnhof zum Klinikum weiterfahren soll. Deren Planung verzögert sich wie berichtet. Auch etwaiger Zusatzbedarf an Wagenmaterial durch ein 360-EuroTicket, wie es Ministerpräsident Markus Söder bis zum Jahr 2030 für mehrere Ballungsräume angekündigt hat, ist noch nicht eingerechnet. Sollte es aufgrund eines solchen Tickets zu einer spürbaren Steigerung von Fahrgastzahlen kommen, wären weitere Investitionen nötig.
Schon das aktuelle Paket mit den 21 Trams zieht Folgekosten nach sich. Zwar wird aktuell die Stellplatzsituation im Tramdepot an der Baumgartnerstraße optimiert, sodass künftig keine Trams mehr in der Wendeschleife am Stadion über Nacht mehr abgestellt werden müssen. Doch auch wenn parallel zur Neuanschaffung ältere Züge verkauft werden, reicht der Platz nicht für 21 neue Lang-Trams. Die Stadtwerke suchen aus diesem Grund nach einem Grundstück in Nähe von Straßenbahngleisen, um darauf eine Abstellhalle zu errichten. Die neuen Straßenbahnen sollen laut Stadtwerken mehr Abstellflächen für Kinderwagen haben, über eine elektrische Rollstuhlrampe verfügen und über Monitore zur Fahrgastinformation sowie eine Klimaanlage verfügen. Mit der Neuanschaffung wäre der Augsburger Tram-Fuhrpark komplett auf Niederflur-Technik umgestellt. Die M8C-Züge mit ihren Treppen verlangen den Fahrgästen mitunter noch Kletterpartien ab.
Noch offen ist die Farbgestaltung der neuen Straßenbahnen. Bei den Bus-Neuanschaffungen setzen die Stadtwerke seit zwei Jahren auf eine silberne Grundfarbe. Die Busse mit dem alten Farbkleid in den Augsburger Stadtfarben verschwinden nach und nach. Bei den Straßenbahnen, die – sofern keine großflächige Werbung angebracht ist – alle in Rot-Grün-Weiß unterwegs sind, gab es bislang keine Änderungen.