Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Endspurt für den neuen Kulturbahnhof
Am 17. Dezember soll dort in Langweid die erste Veranstaltung steigen. Das zehnjährige Bestehen von buch7, dem Hauptsponsor des gemeinnützigen Projekts, sowie der Start in den Kulturbetrieb werden gefeiert
Langweid Neues Leben in einem alten Betriebsgebäude: Am Montag, 17. Dezember, soll die erste Veranstaltung im Kulturbahnhof in Langweid steigen. Das zehnjährige Bestehen von buch7, dem Hauptsponsor des gemeinnützigen Projekts Kulturbahnhof, und gleichzeitig der Start in den Kulturbetrieb sollen gefeiert werden.
Noch sieht es zwar nicht danach aus, also ob bis dahin die Gummistiefelpflicht in der ehemaligen Wartehalle des Bahnhofs aufgehoben sein könnte. Doch die Akteure sind zuversichtlich. „Die Hauptarbeiten
Großvater Hans war dort Bahnhofsvorsteher und das eigene Wohnhaus steht in Sichtweite
sind bald abgeschlossen, wir sind guter Dinge, dass der Termin gehalten werden kann“, bleibt Benedikt Gleich gelassen.
Der Geschäftsführer der buch7-Kulturbahnhof gemeinnützige GmbH ist gleichzeitig ehrenamtlicher Bauleiter des Projekts. „Einen Architekten hätten wir uns nicht leisten können“, so musste sich der 35-jährige Langweider jede Menge Bauwissen aneignen. Das Gebäude kennt er noch aus Kindertagen. Denn Großvater Hans war dort schon Bahnhofsvorsteher, und sein eigenes Wohnhaus steht in Sichtweite auf der anderen Seite der Gleise. Im ganzen Haus sind Handwerker damit beschäftigt, in dem rund 100 Jahre alten Gebäude eine Ladenfläche, Sanitärbereiche, Büroräume und eine Hausmeisterwohnung unter dem Dach zu errichten. Mitten im Trubel dirigiert Gleich die Handwerker, erkundigt sich nach Lieferungen und behält trotz engen Terminplans und unerwarteter Probleme die Ruhe. So wurden Beispiel ganze 15 Zentimeter zum echten Problem bei der Sanierung. Bis zu einer Höhe des obersten Fußbodens von sieben Metern greifen geringere Anforderungen an den Brandschutz. Der oberste Geschossboden im Bahnhof ist aber 7,15 Meter hoch und fällt damit in eine höhere Brandschutzklasse. „Das bedeutet unter anderem, dass wir keine Leitungen in den Decken verlegen durften“, so Gleich. Die Stromleitungen für die Deckenlampen müssen in den Wänden nach oben gezogen und dann über einer abgehängten Decke zu den Lampen geführt werden.
die Stahlträger in der Halle, die eigentlich sichtbar sein sollten, werden den Vorschriften zuliebe verkleidet. „Wir könnten das durch einen Schutzanstrich des Stahls vermeiden, doch das kostet rund 20 000 Euro. Zu viel für unser Budget“, bedauert Gleich. Die Balance zwischen Kosten und dem Anspruch der ökologischen Bauweise ist oft schwierig. Dazu kommt noch der Wunsch, den Bahnhof möglichst authentisch zu erhalten. Deshalb bekommt die Wartehalle auch einen Terrazzoboden, der dem Stil der Zeit um 1920 entspricht. Der helle Marmor dafür kam aus Südtirol, samt dem Bauarzum beiter, die sich mit dem Materialmix aus Stein und weißem Beton auskennen.
Von den drei großen Türen zum Bahnsteig hin wird vorläufig aus Kostengründen nur eine dem Original nachgebaut. Schönes Sichtmauerwerk soll den Charme des alten Gebäudes betonen. Warm wird es im großen Haus durch Wärme aus dem Grundwasser. Mit Ökostrom betrieben, kann so das Gebäude komplett CO2-neutral geheizt werden. Als gemeinnütziges Kulturzentrum soll der Bahnhof Anlaufpunkt für die unterschiedlichsten Menschen werden. Mit AutorenlesunAuch gen, Ausstellungen, aber auch als Treffpunkt für Gruppen möchten die Macher des Kulturbahnhofs das alte Haus mit neuem Leben und Ideen füllen. Die ehemalige Wartehalle soll als Veranstaltungsraum mit Literaturcafé genutzt werden, im Obergeschoss werden die Büros des Online-Buchhändlers einziehen. Die Raummiete fließt in die Finanzierung des Kulturbahnhofs ein.
Mehr über den Kulturbahnhof und die Möglichkeit, das Projekt mit einer Spende zu unterstützen, ist im Internet unter www.buch7-kulturbahnhof.de und www.betterplace.org/p63399 zu finden.