Augsburger Allgemeine (Land Nord)

FOS: Sanierung statt Neubau

Die Kosten für die Erneuerung von Augsburgs größtem Schulkompl­ex werden auf 88 Millionen Euro geschätzt. Doch schon heute ist klar, dass es teurer wird. Ein Neubau kommt aus Sicht der Stadt dennoch nicht infrage

- VON STEFAN KROG

Die Sanierung von Augsburgs größtem Schulkompl­ex, dem Schulzentr­um mit Fachobersc­hule, Berufsober­schule und Reischlesc­her Wirtschaft­sschule am Alten Postweg, wird mindestens 88 Millionen Euro kosten. Allerdings ist dieser Wert für eine minimale Bauzeit von 3,5 Jahren ab 2020 gerechnet. Weil die Stadt die 88 Millionen Euro in diesem Zeitraum nicht finanziere­n könnte, wird es wohl eher auf mindestens fünf Jahre Bauzeit hinauslauf­en. Somit sei heute schon klar, dass es teurer wird, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU).

An der Schule gibt es seit Jahren massive bauliche Mängel, etwa Wassereinb­rüche durchs undichte Dach, die vom Hausmeiste­r mit Kübeln aufgefange­n werden müssen. Auch der Beton an dem 70er-JahreBau bröckelt. Das größte Problem sind Mängel beim Brandschut­z. Damit an der mit 2600 Schülern Augsburgs größter Schule der Unterricht weiterlauf­en kann, schaffte die Stadt Wetterschu­tzdächer an, die wie Zelte über undichten Stellen auf dem eigentlich­en Dach platziert werden. Weil einige Räume nicht genutzt werden können, soll ein Containerb­auwerk vor der Aula ab Ende des Jahres für Entlastung sorgen. Die Arbeiten an dem Gebäude, das zwölf Klassenzim­mer beherberge­n kann, beginnen kommende Woche.

Für die eigentlich­e Sanierung, die frühestens ab 2020 laufen könnte, müssten weitere Containerg­ebäude geschaffen werden. Dann würden nacheinand­er die beiden Flügel des Komplexes saniert werden. Zu den 88,5 Millionen kommen noch weite- re 20,5 Millionen Euro für die Sanierung der Turnhalle und der Sportanlag­e dazu, wobei dieser Abschnitt weniger dringlich ist. Insgesamt liegen die Kosten also bei 109 Millionen Euro.

Angesichts dieser Summe stellt sich die Frage, ob es für eine Sanierung Fördermitt­el vom Freistaat gibt. Denn Zuschüsse fließen nur, wenn eine Sanierung günstiger ist als ein Neubau. Doch die geschätzte­n Sanierungs­kosten von 88 Millionen (davon 37 Millionen Euro gefördert) Euro liegen deutlich über einem fiktiven Neubaurich­twert – errechnet man diesen gemäß der Richtlinie­n des Freistaats, kommt man auf 57 Millionen Euro.

Die Stadt verweist darauf, dass dieser Wert erfahrungs­gemäß nicht die Realität widerspieg­elt. „Der Freistaat ist weit weg von den realen Baukosten. Die Richtwerte hinken den aktuellen Entwicklun­gen weit hinterher“, so Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU). In einer eigenen Berechnung geht die Stadt von 109 Millionen Euro für einen Neubau (ohne Sporthalle) aus.

Im Hochbauaus­schuss des Stadtrats zweifelte FW-Stadtrat Volker Schafitel die Sinnhaftig­keit einer Sanierung an. „Sie wird am Ende teurer werden, man hat die Unsicherhe­it, was während der Sanierung im Gebäude auftaucht und am Ende hat man immer noch einen alten Kasten.“Er halte einen Neubau für die einzig sinnvolle Lösung. Auch die Lehrerscha­ft hatte sich zuletzt dafür ausgesproc­hen.

Merkle sieht das anders. Reiße man das bisherige Gebäude nach und nach ab und baue nach und nach ein neues, sei ein Unterricht­sbetrieb rund um die Baustelle aufgrund von Lärm und Erschütter­ung nicht mehr möglich. „Nach drei Wochen wären alle dem Wahnsinn nahe.“Und auch ein Neubau auf dem unbebauten Teil des Schulgelän­des sei nicht sinnvoll. Der Neubau müsste ums Bestandsge­bäude herumgebau­t werden und hätte ewig lange Gänge – unpraktisc­h für den Schulbetri­eb. Auch die Suche nach einem Alternativ­grundstück mit Straßenbah­nanschluss sei im ganzen Stadtgebie­t vergebens gewesen. Diese Bedenken habe man auch der Regierung von Schwaben vorgetrage­n, die über die Zuschussge­währung entscheide­t. Die Regierung würde demnach eine Sanierung mittragen. Mit der Gegenstimm­e Schafitels stimmte der Hochbauaus­schuss des Stadtrats am Donnerstag dafür, die Planungen für eine Sanierung voranzutre­iben.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Der Schulkompl­ex von FOS/BOS/RWS auf einer Archivaufn­ahme aus dem Mai. Bei dem eingerüste­ten Gebäudetei­l in der Bildmitte (das Gerüst ist mit weißen Planen versehen) handelt es sich um die Aula. Auf dem Vorhof der Aula entsteht nun ein Containerb­auwerk.
Foto: Ulrich Wagner Der Schulkompl­ex von FOS/BOS/RWS auf einer Archivaufn­ahme aus dem Mai. Bei dem eingerüste­ten Gebäudetei­l in der Bildmitte (das Gerüst ist mit weißen Planen versehen) handelt es sich um die Aula. Auf dem Vorhof der Aula entsteht nun ein Containerb­auwerk.

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